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Zandvoort: Triumphe, Tragödien und Lärmschutz
Der Dünenkurs in Zandvoort entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, erlebte heiße Rennen und tragische Unfälle und hat kein leichtes Verhältnis zu den Anwohnern
(Motorsport-Total.com) - Zandvoort liegt in der niederländischen Provinz Nordholland, etwa 25 Kilometer von Amsterdam entfernt und zählt rund 16.000 Einwohner, die hauptsächlich vom Tourismus leben. Ein weiterer Anziehungspunkt ist der Vergnügungspark "Circus Zandvoort".

© xpb.cc
Die Rennstrecke in Zandvoort hat eine bewegende Vergangenheit
Bereits in den 1930er Jahren gab es erste ernsthafte Pläne für eine permanente Rennstrecke in den Niederlanden. Damals gab es bereits zwei Kurse für Motorräder, in Drenthe und Limburg. In Zandvoort behalf man sich damals noch mit einem Straßenkurs, auf dem am 3. Juni 1939 das erste Autorennen ausgetragen wurde. Kurze Zeit später brach aber der Zweite Weltkrieg aus - die Pläne für eine Rennstrecke wurden erst einmal auf Eis gelegt.#w1#
1948: Es geht los
Doch schon bald nach dem Krieg wurde das Projekt weiter verfolgt: Die Rennstrecke, der "Circuit Park Zandvoort", wurde 1948 von John Hugenholtz entworfen. Das erste Automobilrennen auf dem Dünenkurs fand am 7. August 1948 statt. Seither schlägt an der heute 4,3 Kilometer langen Strecke das Herz des niederländischen Motorsports.
Zwischen 1952 und 1985 gastierte die Formel 1 insgesamt 30 Mal in Zandvoort. Beim ersten Grand Prix der Niederlande gelang Alberto Ascari (ITA) ein beeindruckender Triumph: Er sicherte sich im Qualifying die Pole Position, fuhr die schnellste Rennrunde und gewann den WM-Lauf vor seinen Landsleuten Nino Farina und Luigi Villoresi. 1955 gewann die Legende Juan Manuel Fangio mit seinem Mercedes. Beim bis dato letzten Auftritt der Formel 1 in den Niederlanden stand Niki Lauda (AUT) 1985 ganz oben auf dem Treppchen.
Der Grand Prix der Niederlande 1961 im "Circuit Park Zandvoort" ging in die Geschichte ein: Alle 15 gestarteten Fahrzeuge absolvierten die Renndistanz von 75 Runden ohne jeden Boxenstopp.
Tragische Unfälle überschatten die Triumphe
Doch auch in Zandvoort ereigneten sich tragische Unfälle. Im Juni 1970 verunglückte Formel-1-Pilot Piers Courage und verbrannte in seinem Wagen. Daraufhin wurde der Kurs aus dem Formel-1-Kalender genommen. Die Strecke wurde umgebaut und den seinerzeit neuesten Sicherheitsstandards angepasst, unter anderem wurde der gesamte Kurs mit Leitplanken versehen. Dabei entstanden außerdem die "Panorama"-Kurve, eine neue Boxenanlage und VIP-Räume. Die Kosten für die Umbauten lagen bei über drei Millionen Gulden.
1973 kehrte die Königsklasse zurück - und musste die nächste Tragödie erleben. Im ersten Rennen, das die Formel 1 wieder in Zandvoort austrug, starb der Brite Roger Williamson, der ebenfalls in seinem Auto verbrannte.
1979 wurde der Dünenkurs abermals umgebaut, damals enstand eine neue Schikane. Doch es sollte noch einen weiteren tödlichen Unfall geben: Im Juli 1980 starb der Deutsche Hans-Georg Bürger im Rennen zur Formel-2-Europameisterschaft.
Immer ein Problem: Lärmgeplagte Anwohner
Ein Problem hatten die Rennstreckenbetreiber immer schon mit den Anwohnern, denen der Lärm der Boliden zuviel war. Ab 1979 setzten die Piloten sogar Geräuschdämpfer ein, das reichte den Gegnern der Strecke aber nicht aus. Obwohl die Region dank des Motorsports jährlich Millionenumsätze im zweistelligen Bereich machte, bleib die Opposition hartnäckig. 1985 traf der Staatsrat eine wichtige Entscheidung: Die Rennstrecke habe keinen negativen Einfluss auf Wohnbaupläne in Zandvoort.
Damit war der Ärger aber nicht vorbei. Noch im selben Jahr wurde direkt neben der Rennstrecke eine Bungalow-Anlage geplant. Wieder gab es Bedenken wegen des Lärms, doch die Streckenbetreiber zeigten sich kompromissbereit: Der Kurs sollte so verlegt werden, dass er nicht mehr näher als 400 Meter an die nächsten Wohnhäuser heranreichte. Es entstand ein Interimskurs, der 1989 fertig gestellt wurde.
1992: Weichenstellung für die Zukunft
Die Weichen für die Zukunft wurden 1992 gestellt - damals wurde der Pachtvertrag zwischen den Streckenbetreibern und dem Stadtrat um 20 Jahre verlängert. Somit ist sichergestellt, dass zwischen den Dünen bis ins Jahr 2013 Rennen gefahren werden können. Gleichzeitig wurde an den Plänen gearbeitet, wie aus dem Interimskurs wieder eine "richtige" Rennstrecke werden kann.
Wieder gab es Widerstand der Gegner, die sich auch durch weitere Kompromiss-Lösungen nicht umstimmen ließen. Doch Ende des Jahres 1994 gab die Staatsregierung ihren Segen und garantierte den Streckenbetreibern, dass sie ihre Pläne umsetzen können. Im Juni 1995 stimmte auch das Parlament zu und somit ging es in Zandvoort wieder voran. Seitdem wurde die Boxenanlage erneuert und der Kurs auf 4,3 Kilometer verlängert. 2001 entstand die neue Haupttribüne.
Nur fünf Tage Rennbetrieb im Jahr
Inzwischen ist Zandvoort Gastgeber von vielen verschiedenen Rennserien - von A1GP-Serie über DTM bis WTCC, inklusive ihrer Rahmenserien. Aber: Die Anwohner haben ihre Interessen trotzdem durchsetzen können. Im April 2007 hat ein Gericht festgelegt, dass auf dem Dünenkurs aus Lärmschutzgründen nur an fünf Tagen im Jahr Rennbetrieb mit Lärmemissionen über einem gewissen Grenzwert herrschen darf. Die WTCC fällt nicht darunter, weil dort die Lärmemissionen unter den Grenzwerten liegen. Die fünf Tage werden aufgeteilt zwischen DTM und A1GP. Das Formel-3-Masters dagegen musste deshalb in diesem Jahr umziehen nach Zolder.
Für die DTM ist Zandvoort das traditionsreichste Auslandsrennen. Seit 2001 gastiert die Tourenwagenserie auf dem Dünenkurs. Sechs Rennen gab es seitdem, die Siege wurden gerecht aufgeteilt zwischen Audi und Mercedes-Benz - jeder Hersteller war je dreimal erfolgreich. Nur ein Pilot hat dort schon zwei Siege holen können: Mattias Ekström. Der Audi-Fahrer war 2002 siegreich und 2004. Sein Abt-Team durfte 2002 doppelt jubeln: Ekström holte den Sieg und sein Teamkollege Laurent Aiello vorzeitig den Meistertitel.
DTM-Sieger in Zandvoort:
2001: Uwe Alzen (Mercedes)
2002: Mattias Ekström (Audi)
2003: Christijan Albers (Mercedes)
2004: Mattias Ekström (Audi)
2005: Gary Paffett (Mercedes)
2006: Tom Kristensen (Audi)

