Wie werde ich - Technischer Projektleiter?
'Motorsport-Total.com' stellt Berufe in der DTM vor: Aufgaben und Voraussetzungen - Diesmal: Technischer Projektleiter
(Motorsport-Total.com) - Im Mittelpunkt stehen in der DTM wie in jeder anderen Sportart die Athleten, sprich die Fahrer. Doch was machen die anderen unzähligen Menschen, die zum DTM-Tross gehören? In der Rennserie sind die unterschiedlichsten Berufsbilder vertreten. In einer kleinen Serie möchte 'Motorsport-Total.com' verschiedene Berufe aus der DTM vorstellen. Was gehört zum genauen Aufgabengebiet, wie sind die betreffenden Mitarbeiter zu diesem Job gekommen und - besonders interessant für all jene, die mit einem Einstieg in den Motorsport liebäugeln - welche Qualifikationen sind nötig, um dem Weg in den Rennsport zu finden?

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Der Technische Projektleiter ist bei Audi für das Gesamtfahrzeug zuständig
Zum Auftakt der Serie wird es technisch: Unser Gesprächspartner ist Stefan Aicher, Projektleiter Technik DTM bei Audi Sport. "Ich muss den Gesamtüberblick über das komplette DTM-Fahrzeug behalten, vom Beginn der Entwicklungsphase bis zur Fertigstellung an der Rennstrecke", umschreibt Aicher sein Aufgabengebiet. Das heißt konkret: "Von den ersten Ideen, die man vor einem weißen Blatt Papier hat geht es weiter mit der Koordination der Konstrukteure und Entwickler bei Audi Sport. Ich muss darauf achten, dass alles Hand in Hand läuft und am Schluss - termingerecht - ein gesamtes Fahrzeug dabei entsteht."#w1#
Knackpunkt Terminplan
"Der große Knackpunkt ist, die Termine einzuhalten", fährt Aicher fort. "Man darf sich nicht verkünsteln, sondern hat Deadlines und einen Terminplan, den man einhalten muss, dass man das Fahrzeug fertig stellt, dass man die Erprobungsphase abschließt, dass man zum Test geht und dass man die Rennen fahren kann." Das klingt vor allem nach organisatorischer Arbeit: "Ja, ich bin nicht mehr nur direkt in der Technik drin, sondern arbeite koordinierend-gesamtheitlich."
Bei Entwicklung und Bau des Autos arbeiten alle Beteiligten Hand in Hand, so Aicher: "Es gibt die Konzepte, die betreut, beurteilt und entschieden werden müssen. Danach geht es in die Detailkonstruktion der Achsen, des Chassis und der Struktur, bis am Ende das Auto in seiner Gesamtheit dasteht. Der Hauptanteil meiner Arbeit ist organisatorisch."
Dass Aichers Weg in den Motorsport führen würde, hat sich erst im Laufe seines Studiums herausgestellt. Er gehört nicht zu jenen, die schon als Kind vom Rennsport geträumt haben. "Ich komme aus einer Familie, die eine Spedition hat und habe daher immer viel mit LKW und auch anderen Fahrzeugen zu tun gehabt. Motorsport war eigentlich damals ganz weit entfernt", erinnert er sich.
Die Diplomarbeit veränderte das Leben
Das änderte sich, als er in Landshut Maschinenbau und Fahrzeugtechnik studiert hat. "Gegen Ende des Studiums wurde mir eine sehr interessante Diplomarbeit bei einem Zulieferer von Audi Sport in Ingolstadt angeboten", erzählt Aicher. "Dabei ging es um die Entwicklung einer Bremsanlage für ein leistungsgesteigertes Fahrzeug und da kam immer mehr die Liebe zum Motorsport. Jetzt kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen."
Dank der Diplomarbeit konnte der Student Aicher auch schon erste Kontakte zu Audi Sport knüpfen. Seinen ersten Job bekam er in einem Ingenieurbüro, das ebenfalls als externer Zulieferer für die Ingolstädter arbeitete. 1999 wechselte Aicher dann ganz zu Audi Sport.
"Dort war zunächst die Hinterachse mein Job, das entwickelte sich dann weiter. Später war ich für Hinterachse und Vorderachse zuständig und dann ging es eigentlich immer mehr damit los, das Gesamtfahrzeug zu betreuen", berichtet er über seine ersten Schritte bei Audi Sport. "2003 war ich dann schon der Technische Projektleiter für den TT für die 24 Stunden am Nürburgring. Das habe ich 2003 und 2004 gemacht. Und als Audi 2004 werksseitig in die DTM eingestiegen ist, ist mir der Titel geblieben", fügt er schmunzelnd hinzu.
Wer Technischer Projektleiter im Motorsport werden will, muss natürlich die nötigen Voraussetzungen mitbringen. "Das ist zum Einen das technische Verständnis für ein Fahrzeug, für die Zusammenhänge zwischen Motor, Antriebsstrang, Fahrwerk, Karosserie, Kühlung und ähnlichem", erklärt der Audi-Mann. "Aber man braucht auch das organisatorische Talent und die nötige Durchsetzungskraft, wenn Entscheidungen zu fällen sind. Auf anderen Hierarchieebenen eine Entscheidung voranzutreiben, das macht einen Technischen Projektleiter aus. Es geht nicht 'nur' darum, ein Teil zu entwickeln und bis zum Einsatz zu bringen, sondern man muss auch zusammen mit den Chefs schwierige Entscheidungen treffen. Das ist der Kern."

