• 15.09.2008 02:44

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Wie werde ich - Pressesprecher?

'Motorsport-Total.com' stellt die unterschiedlichsten Berufe vor, die es in der DTM gibt - Diesmal wird die Arbeit der Pressesprecher beleuchtet

(Motorsport-Total.com) - Im Mittelpunkt stehen in der DTM wie in jeder anderen Sportart die Athleten, sprich die Fahrer. Doch was machen die anderen unzähligen Menschen, die zum DTM-Tross gehören? In der Rennserie sind die unterschiedlichsten Berufsbilder vertreten. In einer kleinen Serie stellt 'Motorsport-Total.com' verschiedene Berufe aus der DTM vor. Was gehört zum genauen Aufgabengebiet - besonders interessant für all jene, die mit einem Einstieg in den Motorsport liebäugeln -, welche Qualifikationen sind nötig, um dem Weg in den Rennsport zu finden?

Titel-Bild zur News: Wolfgang Ullrich und Jürgen Pippig

Audi-PR-Chef Jürgen Pippig (rechts) im Gespräch mit Wolfgang Ullrich

Diesmal geht es um jene Menschen, die in der DTM für den Informationsfluss zur "Außenwelt" sorgen: die Pressesprecher. Jürgen Pippig ist bei der Audi AG Leiter der Abteilung "Kommunikation Motorsport". Und wer die vielseitigen Aktivitäten von Audi kennt, ahnt schon, dass Pippig und sein Team nicht nur an den elf DTM-Wochenenden voll ausgelastet sind.#w1#

29 Einsätze von März bis Oktober

"Audi ist eine Marke, die sich ohne Wenn und Aber zum Motorsport bekennt, die Motorsport zu einem Teil ihrer Unternehmensphilosophie erhoben hat", erklärt Pippig. "Audi steht konsequent zum Motorsport - kein Hersteller auf der Welt betreibt derzeit so viel werksseitigen Motorsport wie die Audi AG. In diesem Jahr sind das 29 Werkseinsätze, verteilt von Anfang März bis Ende Oktober."

Das sei zum einen "eine große logistische Nummer, die mit einer kleinen Mannschaft zu stemmen und zu bewältigen ist", so Pippig. "Das heißt aber auch, dass mit dem vorhandenen Budget sorgsam und intelligent umgegangen werden muss. Audi ist in diesem Jahr werksseitig in der DTM, ALMS, LMS und als Höhepunkt von allem bei den 24 Stunden von Le Mans im Einsatz. Von daher fühlen wir von der Kommunikationsabteilung uns als die Speerspitze von Audi, die fast jedes Wochenende irgendwo auf der Welt für dieses Unternehmen im Einsatz ist."

Pippig und sein Team versuchen "nach besten Kräften, Öffentlichkeitsarbeit für das Unternehmen zu machen". Das bedeute für ihn in erster Linie "Service zu bieten für die Journalisten, für die Medien, für die TV-Stationen. Das heißt gleichzeitig, Sympathiewerbung für das Haus zu betreiben. Das Audi-Presseteam will informativer Ansprechpartner für die Medien sein. Wir wollen mit unserer Arbeit den Journalisten die Arbeit so angenehm wie möglich und gut gestalten. Wir wollen aber auch die Unternehmensphilosophie, die Unternehmensziele an die Menschen draußen, an die Kunden und an die Fans mittels der Medien transportieren."

Das Presseteam als Krisenmanager

Doch die Mitarbeiter im Presseteam sind "gleichzeitig auch Krisenmanager, wenn es einmal nicht so gut läuft. 'Nicht so gut läuft' heißt im Normalfall: Man gewinnt nicht, man ist ausgefallen, hat irgendwelche Fehler gemacht, seitens des Teams, seitens der Fahrer. Das passiert ja immer mal wieder in diesem Sport."

"Krisenmanagement bedeutet aber auch: Wie reagiere ich bei schlimmen, schweren Unfällen", fährt Pippig fort und nennt als Beispiel den schweren Unfall von Tom Kristensen und Alexandre Prémat beim Saisonauftakt 2007 in Hockenheim: "Das sind auch Dinge, bei denen die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Presse sehr, sehr gefordert ist. Aussagen müssen gebündelt werden, damit es nicht zu wilden Spekulationen kommt. Man muss die Medien ehrlich informieren und stets Herr der Situation und der Kommunikation sein."

"Man muss die Medien ehrlich informieren und stets Herr der Situation und der Kommunikation sein." Jürgen Pippig

Neben der Arbeit mit den Medien - der Vermittlung und Betreuung von Interviews - gehört aber auch noch etwas ganz anderes zum Aufgabengebiet von Pippigs Team, wenn auch eher als "Randgeschäft": Zelte bauen. "Wir sind verantwortlich und zuständig für den gesamten Bereich Presse- und Team-Zeltbau hier bei der DTM, bei der LMS und ALMS und in Le Mans. Zudem sind wir verantwortlich für das gesamte Thema Catering. Das heißt: Wenn das Essen schlecht ist oder einem die Speisekarte nicht gefällt - auch da bin ich letztendlich dafür zuständig."

Der Ablauf eines DTM-Wochenendes

An einem DTM-Wochenende reisen Pippig und seine Mitarbeiter am Donnerstagnachmittag an; donnerstags um 17 Uhr steht das erste Orga-Meeting an. Den Freitag dann ist der Tag mit den meisten Besprechungen: "Der ist wirklich vollgestopft mit Beratungen und irgendwelchen anderen Meetings", erklärt Pippig. "Das beginnt am Morgen mit dem internen Meeting der Pressemannschaft, bei dem viele Themen noch einmal durchgegangen werden: Wer ist da an Gästen, was war gut und was war schlecht beim vergangenen Rennen, wie wollen wir uns dieses Wochenende aufstellen, waren wir mit den Pressetexten schnell genug in der Öffentlichkeit draußen, waren wir schneller als die Mitbewerber, hatten wir mehr Inhalte, hatten wir mehr Backgroundinfos oder schlechtere Inhalte? Das ist ein richtiges Brainstorming."

Am Freitagmittag steht das große Orga-Meeting mit der Rennsportabteilung und dem Marketing auf dem Programm: "Dort werden die einzelnen Termine noch einmal durchgegangen, also Fantreff für Fahrer, Autogrammstunden, Boxenführungen, Interviews, Pressekonferenzen. Zudem wird über Themen gesprochen, die man dem Fernsehen anbieten kann oder über Themen, die von Journalisten vorliegen. Wir gehen Interviewpläne durch und klären, wer wen wo bei welchen Terminen betreut."

Kollegialität über die Markengrenzen hinaus

Freitags um 14:00 Uhr trifft sich der "Arbeitskreis Medien" der DTM, in dem die Pressevertreter beider Hersteller und der ITR zusammenkommen. "Man spricht sich ab, dass es zum Beispiel bei Pressekonferenzen keine Überschneidungen gibt", schildert Pippig. "Man diskutiert, spricht die letzten Aktionen ab und verschiedene Finanzdinge, also zum Beispiel, wer bei welchem Event wie viel zahlt. Themen sind auch das Medienecho der letzten Veranstaltung und die Vorschau auf die nächsten Rennen. Wir beraten dabei zum Beispiel, wie wir uns als DTM bei den nun anstehenden Auslandsrennen PR-mäßig gut aufstellen können. Wir rücken da eng und sehr kollegial zusammen."

So wurde unter anderem überlegt, ob man Journalisten aus Frankreich, wo im Oktober in Le Mans gefahren wird, zum Rennen Ende August nach Brands Hatch einladen soll. "Das Wichtigste und das Schönste dabei ist, dass das Ganze in einem offenen, kollegialen und guten Geist stattfindet", sagt Pippig über dem "Arbeitskreis Medien". "Das ist sehr, sehr angenehm und es wird wirklich produktiv gearbeitet - über die Grenzen der Marken hinaus. Alles findet für die DTM statt."

Nach den Pressegesprächen am Freitagnachmittag veranstaltet Audi an jedem Freitagabend ein Pressedinner, "immer abwechselnd mit den unterschiedlichsten Journalisten. Manchmal mit Lifestyle-Redakteuren, mal mit Wirtschaftsjournalisten. Denn allen wollen wir ja möglichst viel Hintergrundwissen geben."

Am Samstag steht die Gästebetreuung im Vordergrund. Für Pippig beginnt der Tag mit einem Frühstück bei der ITR, "denn ich bin im Nebenjob noch ehrenamtlich tätig als ITR-Vorstand für den Bereich Kommunikation". Daran schließen sich Gespräche mit Sponsoren, Interviews mit Journalisten und die Media-Lounge mit den Fahrern am Samstagabend an. Danach haben wir unser Insidergespräch mit Fachjournalisten und Sportchef Dr. Ullrich. Dienstschluss am Samstag: "Irgendwann so gegen 21:00, 21:30 Uhr wird der Strecker gezogen und etwas gegessen."

"Ich bin im Nebenjob noch ehrenamtlich tätig als ITR-Vorstand für den Bereich Kommunikation." Jürgen Pippig

Neben den vielen Meetings, der Organisation und der Gäste- und Journalistenbetreuung muss sich Pippig "natürlich um die Pressetexte kümmern: absprechen, abnehmen, Texte mitformulieren. Dabei muss ich dafür sorgen, dass die Texte schnell und zeitnah mit gutem Inhalt rausgehen. Am Samstagabend haben wir die Afterquali-Lounge mit den Fahrern, die ich moderiere, am Sonntag gibt es die Afterrace-Lounge."

Sonntag, 20:00 Uhr: Feierabend

Am Sonntagabend gegen 20:00 Uhr ist für Pippig das DTM-Wochenende als solches beendet. Zeit zum Abschalten gibt es danach aber auch nicht: "Wenn keine große (Sieges-)Party ansteht, setzt man sich dann ins Auto und fährt nach Hause und ist am Montagmorgen um 9:00 Uhr wieder im Büro."

Viele Pressesprecher waren in ihrem "früheren Leben" selbst als Journalisten tätig und haben dann "die Seiten gewechselt". Andere haben ihre Laufbahn bei den Herstellern oder Teams direkt begonnen, teilweise in anderen Abteilungen. Die wichtigsten Vorraussetzungen sind Sprachtalent, Organisationstalent und vor allem absolute Einsatzbereitschaft. Denn an geregelte Arbeitszeiten ist im Motorsport ohnehin nicht zu denken, vor allem aber nicht bei den Mitarbeitern der Presseabteilungen. Denn sie müssen im Prinzip 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche für die Journalisten zur Verfügung stehen - ein harter, aber spannender und interessanter Job.

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