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  • 19.07.2018 14:41

  • von Julia Spacek

Wie gut die Fahrer in der Datenanalyse sind: "Ich war erstaunt!"

Die Datenanalyse hat sich im Laufe der DTM-Zeit sehr verändert - Ellen Lohr und Rene Rast über Unterschiede zu damals: "Haben Daten mit ins Bett genommen"

(Motorsport-Total.com) - In der DTM entscheiden oft Tausendstel-Sekunden über Erfolg und Misserfolg. Im extrem engen Feld nimmt die Analyse der Daten eine wichtige Rolle bei der Rennvorbereitung ein. In Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung können die Ingenieure über verschiedene Sensoren an den Autos die Daten in Realzeit empfangen. Vor vielen Jahren war dies noch undenkbar.

Titel-Bild zur News: Rast

Rene Rast studiert seine Daten am Rennwochenende genau Zoom

Nicht die verschiedenen Computerprogramme erklärten den Piloten damals, wo's auf der Strecke langgeht. Sie mussten es sich selbst erarbeiten. "Wir haben unsere Daten quasi mit ins Bett genommen", sagt Ellen Lohr bei 'ran.de'. "Heute kümmern sich viel mehr Ingenieure darum, diese Daten zu deuten und auszulesen."

Lohr gewann 1992 als einzige Frau ein DTM-Rennen und ist seit mehr als 30 Jahren im Motorsport tätig. Sie weiß wovon sie spricht. Im vergangenen Jahr war sie Marketingverantwortliche beim Formel-E-Rennstall Venturi. Dort traf sie auf "die neue Generation Rennfahrer" und schaute ihnen bei der Simulator-Arbeit auf die Finger. "Ich war erstaunt, wie schlecht die waren im Daten auslesen. Ganz ehrlich. Obwohl sie ja schon eine Ausbildung hinter sich hatten und obwohl man sie mehr an die Hand nimmt, was Daten geht, als uns damals", ist die Deutsche überrascht.

Zu ihrer DTM-Zeit sei dies noch anders gewesen: "Wir haben uns da absolut alle reingefressen, du konntest uns nichts erzählen."

Fleißiger Analytiker: Rene Rast

Einer, der viele Stunden mit der Datenauswertung verbringt, ist der amtierende DTM-Champion Rene Rast. Der gebürtige Mindener sitzt regelmäßig am Rechner und im Rennsimulator, um sich akribisch auf die bevorstehenden Rennen vorzubereiten. "Es gibt Fahrer, die sind natürlich schnell. Die fahren einfach und haben einen Grundspeed", so der Audi-Pilot.

"Und es gibt Fahrer wie mich: Ich orientiere mich gerne an irgendwelchen Punkten und verbessere mich über die Daten. Ich sehe, dass ich in einigen Kurven ich ein Defizit habe und arbeite daran", ergänzt er.

Nicht alle DTM-Fahrer arbeiten so intensiv mit den Daten, wie er, glaubt Rast. Doch das ist eben sein Stil, mit dem er in den vergangenen Jahren erfolgreich unterwegs war. Nach getaner Arbeit verfolgt Rast abends, womit sich die Konkurrenz die Zeit vertreibt, während er mit seinen Ingenieuren die Köpfe zusammensteckt. "Wenn ich abends im Bett bin, sehe ich auf Instagram, dass vor drei Stunden der eine oder andere Fahrer am Strand saß mit einem Bierchen oder mit einer Cola, und er hat nicht drei, vier Stunden investiert, um die Daten zu checken", wirft er in den Raum.


Fotos: DTM in Zandvoort


Im Samstagsrennen in Zandvoort hätte ihm die Datenanalyse jedoch wenig gebracht und vielleicht hätte er seine Zeit auch besser am Strand verbracht, denn: "Ich bin Letzter geworden, das spricht in dem Fall nicht für mich", scherzt der 31-Jährige.

Die Arbeit mit den Daten ist nicht jedermanns Sache, weiß Timo Scheider. "Es gibt Jungs, die das nicht so gerne machen. Sie wollen nicht zu viel Input haben, sondern auf das Natürliche reagieren, was einem nicht passt", sagt der Ex-DTM-Pilot.

Er weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Auswertung der Daten ist. "Bei einem so dichten Feld ist es extrem. Wenn man die Daten nicht studiert, wirst man die Hundertstel und Tausendstel nicht rausfeilen", so Scheider.

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