• 17.11.2010 15:19

  • von Britta Weddige

Vor Schanghai: Audi schmeißt Prémat raus!

Unterschiedliche Auffassungen zu wichtigen Themen: Audi beurlaubt Alexandre Prémat vor Ablauf des Vertrags - In Schanghai sitzt Darryl O'Young im Phoenix-Cockpit

(Motorsport-Total.com) - Die Zeit von Alexandre Prémat als DTM-Pilot bei Audi ist abgelaufen: Der Franzose wurde vor dem Saisonfinale in Schanghai beurlaubt, Sportchef Wolfgang Ullrich bedankt sich bereits für die Zusammenarbeit und wünscht Prémat alles Gute auf seinem weiteren Weg. Beim Saisonfinale in China wird stattdessen ein "Lokalmatador" im neu aufgebauten Phoenix-Audi sitzen: Darryl O'Young, in Kanada geborener Chinese mit Wohnsitz in Hongkong.

Titel-Bild zur News: Alexandre Prémat

Die Zeit bei Audi ist abgelaufen: Alexandre Prémat wurde "beurlaubt"

Prémats Platz bei Audi wackelte schon länger. Der Franzose überzeugte durchaus mit seinem Speed. Und dass er Talent hat, bewies er nicht zuletzt 2008 in Zandvoort, als er eigentlich gewonnen hätte, wenn er den Sieg nicht Martin Tomczyk überlassen hätte. Zudem holte er im gleichen Jahr gemeinsam mit Mike Rockenfeller den Titel in der Le-Mans-Series.

Aber oft genug ging er es auch zu ungestüm an, was Audi Nerven und vor allem Ersatzteile und damit Geld kostete. Nach 'SID'-Informationen soll es sich dabei um Schäden in Höhe von insgesamt rund sieben Millionen Euro handeln. So soll sich allein der Schaden bei dem selbst verschuldeten Unfall in Adria, bei dem sein A4 komplett zerstört wurde, auf 800.000 Euro belaufen.

Nach Prémats missglücktem Manöver in diesem Jahr auf dem Lausitzring, mit dem er in der ersten Runde gleich drei Audi-Kollegen ins Abseits beförderte, sprach Ullrich sogar eine Geldstrafe und eine Verwarnung aus - so drastische Maßnahmen hatte es bisher in Ingolstadt noch nicht gegeben.

Alexandre Prémat

Alexandre Prémat überstand den Crash in Adria ohne ernste Verletzungen Zoom

So schnell Prémat ist, so unglücklich agiert er manchmal offenbar, auch neben der Strecke. Dies hat nun wohl in der Summe dazu geführt, dass es Audi für das Beste hielt, sich von ihm zu trennen. Jüngstes Beispiel ist sein Start beim New-York-Marathon, nur eine Woche nach seinem dramatischen Unfall in Adria. Arbeitgeber Audi hatte Prémat selbst die Entscheidung überlassen, ob er die Strapaze auf sich nehmen möchte oder nicht.

Der Franzose hatte sich zunächst offenbar entschieden, auf den Start zu verzichten. Zumindest hat er wenige Tage vor dem Lauf in einer Telefon-Pressekonferenz betont, dass er zwar in New York sei, am Marathon aber nicht teilnehme und nur seine Freunde anfeuere. Denn es sei so kurz nach einem so schweren Unfall unvernünftig, 42 Kilometer zu laufen. Zudem sei er noch jung und werde noch genügend Gelegenheiten dazu haben.

¿pbvin|1|3252||0|1pb¿Allerdings teilte er dann via 'Facebook' mit, dass er sich nun auf den Marathon vorbereite und schrieb danach stolz: "I did it! New York Marathon - 3h31.45 - Standing 5371/44 869." Seinem Arbeitgeber hatte er seine Meinungsänderung allerdings nicht mitgeteilt, Audi wusste nichts davon, dass Prémat den Marathon nun doch läuft. Die Ingolstädter hätten sich sicher gewünscht, von ihrem Piloten selbst und direkt darüber informiert zu werden, zumal sie in einer Pressemitteilung ebenfalls kommuniziert hatten, dass er auf den Start verzichtet. Dieses Kapitel allein hat aber wohl nicht zum Rauswurf gesorgt, sondern eine Summe von Zwischenfällen.

"Es fiel uns nicht leicht, die Entscheidung zu treffen, Alexandre Prémat vor Ablauf seines Vertrages zu beurlauben", betont Sportchef Ullrich. "Leider gab es jedoch zuletzt in wichtigen Themen zu unterschiedliche Auffassungen. Wir möchten ihm für seine Arbeit in den vergangenen vier Jahren danken und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute."

Darryl O'Young

Darryl O'Young wird in Schanghai im Cockpit des Phoenix-Audi sitzen Zoom

Nun erhält der 30 Jahre alte Darryl O'Young von Audi eine Chance, bei seinem "Heimrennen" im 460 PS starken Audi A4 DTM anzutreten und in Schanghai seine DTM-Premiere zu feiern. "Wir begrüßen Darryl O'Young bei Audi und freuen uns, ihn für unseren Auftritt in China kurzfristig gewonnen zu haben", so Ullrich. "Darryl fährt seit vielen Jahren leistungsstarke GT-Sportwagen und hat im August zusammen mit Frank Biela und Marco Werner bei den 12 Stunden von Sepang im Audi R8 LMS mit dem zweiten Gesamtrang ein beachtliches Ergebnis erreicht."

Zu den Erfolgen von O'Young zählen die Meisterschaftssiege im Porsche-Carrera-Cup Asien in den Jahren 2006 und 2008, der Sieg im Merdeka-Millennium-Race 2008 sowie im Macao-GT-Cup 2008. Auch in der FIA-GT-Meisterschaft, im Porsche-Supercup und in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft hat der Chinese bereits Rennsport-Erfahrung gesammelt.