Vom Maisfeld zur Rennstrecke

(Motorsport-Total.com) - Vom Klassiker zur jungen Arena, so könnte man den Schritt bezeichnen, den die DTM zu Beginn der Saison macht. Vom Hockenheimring, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, geht es nach Oscherleben, wo die Rennstrecke vor gerade mal zehn Jahren eröffnet wurde. Eines haben aber beide Kurse gemein: Idealisten haben ihren Plan, in kürzester Zeit eine Rennstrecke zu bauen, vor 75 Jahren in Hockenheim und vor zehn Jahren in Oschersleben umgesetzt.

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Tom Kristensen stand in Oschersleben zweimal ganz oben auf dem Podest

Dort, wo heute die Boliden um den Kurs rasen, herrschte Mitte der 1990er Jahre noch ländliche Idylle. In der Magdeburger Börde im Herzen Sachsen-Anhalts spielte die Landwirtschaft damals in den Jahren nach der Wiedervereinigung noch die wichtigste Rolle. Und so stand am Anfang der Geschichte der Motorsportarena ein Maisfeld - nämlich das, auf dem sie gebaut wurde.#w1#

Nach der Wiedervereinigung kamen aber die Pläne auf für ein ehrgeiziges Vorhaben: Nach dem Nürburg- und dem Hockenheimring sollte in den neuen Bundesländern eine dritte permanente Test- und Rennstrecke entstehen. In Oschersleben hatte man rund 1 Million Quadratmeter zur Verfügung und machte sich am 8. Juli 1996 an den Bau.

13 Monate, 58 Millionen Euro

Die Architekten, die auf dem Maisfeld eine Rennstrecke planen mussten, orientierten sich zwar an bestehenden Kursen, wollten aber gleichzeitig etwas einzigartig Neues schaffen. Sechs Monate lang wurde Erdreich hin und her geschoben, dann hatte sich aus einem Feld die Landschaft für einen anspruchsvollen Rennkurs entwickelt. Allein das dauerte mehr als 40.000 Arbeitsstunden.

Dann entstanden das Hotel, der Verwaltungs- und Boxenkomplex, es folgten die Asphaltierung der Rennstrecke, der Bau der Kurven, die Installation der Leitplanken, der Aufbau der Reifenstapel, die Aufschüttung der Kiesbetten, die Aufstellung von Sicherheitszäunen. Dazu kamen die Arbeiten an den hochmodernen elektronischen Anlagen wie einem Videoüberwachungssystem und einer Signalanlage.

Nach nur 13 Monaten und der Investition von rund 58 Millionen Euro war es soweit: Am 25. Juli 1997 wurde der "Motopark" Oschersleben eröffnet. Am Eröffnungswochenende wurde als erstes Rennen die Ferrari Challenge ausgetragen, eine Woche später folgte das GTP-Weekend und danach die Premierenveranstaltung der BERU Top 10.

Insolvenzantrag und neuer Name

Doch die zehn Jahre seit der Eröffnung verliefen nicht strahlend und sorgenfrei: Am 10. Januar 2002 musste der "Motopark" beim Amtsgericht in Magdeburg Insolvenzantrag stellen. Trotzdem ging es auf der Rennstrecke wie gewohnt weiter. Hochrangige Veranstaltungen, darunter auch die DTM, wurden in Oschersleben durchgeführt. Die endgültige Rettung kam im Juni 2005, als ein Konsortium die Rennstrecke kaufte und die Insolvenz damit beendete. Dass alles neu wurde, zeigte auch ein neuer Name: Der Kurs wurde umbenannt in "Motorsportarena Oschersleben".

In den ersten Monaten dieses Jahres rückten wieder die Bagger an in der Magdeburger Börde: Nach zehn Jahren war es Zeit für den ersten Umbau. Die Start-Ziel-Gerade wurde verlängert, die erste Kurve enorm verlangsamt und breite Sicherheitsstreifen dazu gebaut. Auf viel Gegenliebe bei den Piloten sind diese Maßnahmen allerdings noch nicht gestoßen.

Die DTM hat bisher sechsmal in Oschersleben Station gemacht, das erste Mal im Premierenjahr nach der Wiederbelebung der Serie im Jahr 2000. Die einzigen Piloten, die hier zweimal gewinnen konnten, waren im Premierenjahr Manuel Reuter im Opel (damals gab es noch Sprint- und Hauptrennen an einem Tag, die Reuter beide gewann) und in den Jahren 2004 und 2006 Tom Kristensen im Audi. Der Däne gilt deshalb als "Mr. Oschersleben".

Die Sieger von Oschersleben:

18.06.2000 (1) Manuel Reuter - Opel
18.06.2000 (2) Manuel Reuter - Opel
24.09.2000 (1) Uwe Alzen - Opel
24.09.2000 (2) Bernd Schneider - Mercedes
22.05.2001 Marcel Fässler - Mercedes
08.08.2004 Tom Kristensen - Audi
26.06.2005 Gary Paffett - Mercedes
21.05.2006 Tom Kristensen - Audi