Vietoris hat die Formel 1 abgehakt - vorerst

Christian Vietoris konzentriert sich in diesem Jahr voll auf sein Engagement in der DTM, hat die Formel 1 aber noch nicht völlig abgehakt

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Christian Vietrois im vergangenen Jahr noch ein Doppelprogramm aus DTM und GP2 gefahren war, konzentriert er sich in diesem Jahr voll auf seine Karriere im Tourenwagen. Dafür war er sogar bereit, seinen Traum von der Formel 1 vorläufig aufzugeben. "Ich mit dem Ziel Formel 1 im Motorsport gestartet", sagt Vietoris im Gespräch mit 'Motorsport-total.com'. "Die Formel 1 ist jene Kategorie, in die jeder Fahrer möchte - natürlich auch ich. Ich war jahreslang in Richtung Formel 1 unterwegs, aber man muss sich auch realistische Ziele setzen", so der Deutsche.

Titel-Bild zur News: Christian Vietoris

Christian Vietoris hat seine Formel-Karrere vorerst auf Eis gelegt

Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen entschied sich der 23-Jährige für den sicheren Posten als Werksfahrer in der DTM. "Die GP2 war schon sehr teuer. Wenn man nun in die Formel 1 wollte, müsste man Geld mitbringen", erklärt Vietoris. "Ich glaube, momentan ist nicht der richtige Zeitpunkt, um in die Formel 1 einzusteigen. Da ist das Budget oft mehr wert als das eigentliche Talent. Das ist nicht der richtige Weg", meint der Gönnersdorfer. "Daher bin ich froh, mit Mercedes in der DTM zu sein."

DTM- statt Formel-1-Test

Dabei hätte Vietoris im vergangenen Jahr die Möglichkeit gehabt, einen Formel-1-Test zu fahren. Eric Boullier, Teamchef von Renault (heute Lotus) hatte den Deutschen zur Teilnahme am Young-Driver-Test im November in Abu Dhabi eingeladen. Doch Vietoris schlug das Angebot letztendlich aus und testete lieber den neuen DTM-Mercedes.

Das Doppelprogramm des Vorjahrs war für Vietoris rückblickend betrachtet die richtige Wahl. "Ich glaube, es war im vergangenen Jahr die perfekte Konstellation. Ich konnte sehr viel lernen. Die GP2 ist eine der anspruchsvollsten Serien überhaupt." Allerdings war die Belastung, im Wochenrhythmus Rennen zu fahren, recht hoch: "Es war 2011 sehr viel, denn ich war fast jedes Wochenende unterwegs. Aber ich habe auch sehr viel gelernt. Ohne die GP2 wäre ich vielleicht nicht auf dem jetzigen Stand", meint Vietoris.

"Die GP2 ist eine gute Ausbildung, wenn man sieht, wie viele GP2-Fahrer in die Formel 1 gehen", sagt der Deutsche über seine Zeit in der Nachwuchsserie, wo er bei insgesamt 40 Rennen vier Mal gewann. Doch jetzt fühlt sich der 23-Jährige im Tourenwagen pudelwohl. "Ich habe den Schritt in die DTM gemacht und bin dort sehr happy."

Von der DTM in die Formel 1

Dass der Traum von der Formel 1 noch nicht aufgeträumt sein muss, beweist das Beispiel Paul di Resta. Der Schotte kam über den Umweg DTM, wo er 2010 Meister wurde, in die Formel 1 und ist dort Stammfahrer bei Force India. "Der Weg ist möglich. Das hat er gezeigt", sagt Vietoris. "Auf meiner Prioritätenliste steht aber nicht die Formel 1 bei mir ganz oben, sondern das Ziel, in der DTM konkurrenzfähig und erfolgreich zu sein. Dann muss man sehen, wo es am Ende hingeht. Wichtig ist mir erst einmal, dass ich eine Perspektive mit Mercedes habe."


Fotos: Christian Vietoris, DTM-Showevent in München


Als Formel-Pilot kann Vietoris die Probleme ehemaliger Formel-1-Fahrer wie Ralf Schumacher oder David Coulthard bei der Umstellung auf das DTM-Auto nachvollziehen. "Die waren oftmals so lange in der Formel 1 unterwegs, sodass die sich schwer tun, sich wieder einen anderen Fahrstil anzueignen", meint der Deutsche. "Die sind lange in den schnellsten Autos mit viel Abtrieb gefahren, die sehr agil sind. Wenn man dann in ein schweres, langsameres Auto mit weniger Downforce wechselt, dann überfährt man einen solchen Wagen ganz schnell mal."

"Dafür ein Gefühl zu entwickeln, dauert seine Zeit. Ich kenne das selbst auch aus dem vergangenen Jahr, als ich immer wieder zwischen Formelauto und DTM-Auto wechselte. Da geht schnell mal das komplette erste Freie Training dafür drauf, um sich wieder an das Auto zu gewöhnen", berichtet Vietoris. "Dieser Zeit läuft man dann irgendwo hinterher. Das ist das Problem für die Formel-1-Jungs. Die überfahren das Auto, weil sie mehr von dem Auto erwarten."