powered by Motorsport.com

"Verdammter Idiot!": Müller rastet aus, Green versteht Aufregung nicht

Die überharte Gegenwehr seines Markenkollegen Jamie Green bringt Nico Müller im Sonntagsrennen von Zolder auf die Palme - Rosberg versteht die Aufregung nicht

(Motorsport-Total.com) - In Runde 16 kochten bei Abt-Audi am Kommandostand und bei Nico Müller im Cockpit wegen Rene Rasts Teamkollegen Jamie Green die Emotionen hoch. "Jamie hat die Schikane abgekürzt, er muss mich durchlassen! Dieser Kerl ist ein verdammter Idiot", schimpfte der Abt-Audi-Pilot in den Funk. Und Abt-Audi-Sportdirektor Thomas Biermaier schrie verärgert auf und gestikulierte wild in Richtung Rosberg-Audi.

Titel-Bild zur News: Jamie Green, Nico Müller

Jamie Green wehrte sich beinhart gegen seinen Markenkollegen Nico Müller Zoom

Doch was war passiert? Müller, der in der Meisterschaft durch Rast von der Spitze verdrängt worden war, lag nach seinem frühen Reifenwechsel direkt hinter seinem Rivalen und Ferdinand Habsburg, ehe sich Green nach dessen Stopp zwischen Rast und Habsburg einreihte. Dieser kam rasch vorbei, weil Greens Pneus noch kalt waren, doch Müllers Attacke scheiterte.

Obwohl der Brite daraufhin die erste Schikane verpasste, wodurch er Müller eigentlich vorbeilassen hätte müssen, leistete er heftige Gegenwehr. Das ging so weit, dass die beiden Rad an Rad durch die Zielschikane fuhren und sich mehrmals berührten, ehe sich Müller nach der ersten Kurve durchsetzte. Die Rennleitung hatte zu diesem Zeitpunkt Green angeordnet, wegen des Abkürzens den Platz abzugeben.

Müller: Anscheinend sind Greens beste Tage rum

Selbst nach dem Rennen war Müller bei 'Sat.1' immer noch verärgert. "Jamie, keine Ahnung was der macht. Irgendwie sind anscheinend die besten Tage rum. Tut mir leid, das so zu sagen, aber er hatte heute den Kopf irgendwo anders, würde ich sagen. Das war ziemlich frustrierend."

Und Abt-Sportdirektor Biermaier attestierte Green mangelnde Fairness. "Bis jetzt haben wir das ganze Jahr fair gekämpft. Wir sind immer fair mit Rene umgegangen, aber das braucht es einfach nicht", erklärt er seinen Wutausbruch am Kommandostand. Green solle sich aus dem Titelkampf "raushalten". Wenn er schon mit kalten Reifen aus der Box komme und die Schikane abkürzt, "dann soll er uns vorbeilassen und nicht mehr kämpfen".


DTM Zolder 2 2020: Heftige Crashs und Feuer-Drama im Sonntagsrennen

Beim vierten Zolder-Sieg von Rene Rast in Folge gab es spektakuläre Szenen, Audi-internen Ärger und einen Robert Kubica als besten BMW auf dem Podium! Weitere DTM-Videos

Aber hat Green, der Rast wegen seiner mäßigen Saison nicht oft helfen konnte, gegen Müller mehr Härte gezeigt als gegen andere Piloten? "Das glaube ich nicht", sagt Müller. Dennoch verstehe er nicht, wieso ausgerechnet ein Audi-Pilot gegen ihn eine derartig harte Gangart an den Tag lege.

Müller: Würde nicht noch einmal diese Wortwahl treffen

"Markenkollegen, die sich unnötig ins Auto fahren, wenn einer noch nicht auf Geschwindigkeit ist - das hat mich enttäuscht", sagt Müller. "In der Situation, in der wir uns befinden, in der einer von uns um den Titel kämpft, brauchen wir so etwas nicht."

Dennoch mildert er seine Verbalattacke gegen Green nachträglich etwas ab. "Ich würde nicht noch einmal die Wortwahl treffen", sagt er. Und erklärt, wieso er dermaßen emotional reagiert. "In dem Moment hatte ich schon sieben Sekunden verloren wegen Autos, die aus der Box gekommen sind. Er hat mich dann noch mehr Zeit gekostet. Dann hat er auch noch die Schikane abgekürzt, um seine Position zu halten."

Obwohl er sich nun schon etwas beruhigt habe, bleibt er dabei: "Für mich war das drüber." Doch wie argumentiert Green sein Verhalten? Der Brite meint, er wollte auf kalten Reifen unbedingt vor Müller bleiben, weil dieser nach Kurve 5 kaum noch Chancen auf ein Überholmanöver gehabt hätte. "Nico war nahe dran, aber ich habe versucht, meine Position zu verteidigen, denn ich weiß, wie schwierig es auf dieser Strecke speziell nach Kurve 5 ist, zu überholen."

Green wundert sich über Anweisung der Rennleitung

Warum er Müller nach dem Abkürzen der Schikane nicht vorbeigelassen habe? "Glock hat gestern die letzte Schikane abgekürzt. Er lag danach hinter mir. Und trotzdem musste ich ihm die Position zurückgeben", verweist Green auf das Samstagsrennen. "Heute bin ich geradeaus gefahren und lag vorne. Und ich dachte nicht, dass ich die Position zurückgeben musste. Diese Situationen sind irgendwie nicht klar. Man muss abwarten, was der Rennleiter entscheidet."

Als er die Anordnung erhielt, Müller ziehen zu lassen, habe er dem Folge geleistet. "Ich glaube, wir waren bei Start-Ziel nebeneinander", schildert er die Situation. "Dann hat mir mein Renningenieur gesagt, das ich Nico ziehen lassen muss. Da bin ich vor Kurve 1 vom Gas gegangen." Ob das Urteil korrekt war? "Das muss ich mir noch einmal anschauen", sagt er.

Rosberg-Audi-Teamchef Kimmo Liimatainen hat währenddessen bereits eine klare Meinung. "Das Urteil ist für mich nicht nachvollziehbar, denn Nico hat Jamie nicht überholt, also er die Schikane abkürzte. Er lag noch vorne." Man akzeptiere zwar die Entscheidung, es sei aber nicht korrekt, Green und Rosberg-Audi mangelnde Fairness zu unterstellen.


Fotos: DTM in Zolder 1


Am Ende ist es dann Müller, der sich darum bemüht, die Wogen zu glätten. "Ich werde mit Jamie auf jeden Fall noch reden", sagt er. "Wir alle kämpfen darum, das Bestmögliche zu erreichen. Er hat nicht das einfachste Jahr. Und wenn er eine Chance sieht, aufs Podium zu kommen, verstehe ich schon, dass man die Ellenbogen ausfährt. Er hat seine Perspektive, ich habe meine. Wir werden das aus der Welt schaffen und weitermachen."

Neueste Kommentare