Unverständnis nach BMW-Aus für Schnitzer: "Welche Werte zählen noch?"

Ehemalige Schnitzer-Piloten kommentieren das von BMW verkündete Ende der Zusammenarbeit mit dem Erfolgsteam - Emotionale Botschaft an Charly Lamm

(Motorsport-Total.com) - Für große Bestürzung sorgt die Bekanntgabe seitens BMW, wonach man die Traditionsteams Schnitzer und Mampaey (RBM) vor die Tür setzt. Die jahrelang erfolgreiche Zusammenarbeit wird in beiden Fällen beendet. Insbesondere für Schnitzer geht damit eine von zahlreichen Erfolgen geprägte Ära zu Ende, die weit über die DTM hinausreicht.

Titel-Bild zur News: Roberto Ravaglia in der DTM-Saison 1989

DTM-Titel 1989 mit Roberto Ravaglia: Einer von vielen Erfolgen für Schnitzer-BMW Zoom

Den Grundstein legte Harald Ertl, als er 1978 am Steuer eines von Schnitzer eingesetzten BMW 320i den Titel in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft (DRM) errang. In den 1980er-Jahren gab es für Schnitzer-BMW vier Titel in der Tourenwagen-Europameisterschaft, eingefahren von Dieter Quester (1983) und Roberto Ravaglia (1986, 1987, 1988).

Ravaglia war es auch, der 1989 den ersten von zwei DTM-Titeln für Schnitzer-BMW einfuhr. Dies gelang ihm mit dem legendären M3 (Titelfoto). Den zweiten DTM-Titel für Schnitzer-BMW gab es 23 Jahre später in der neuen Ära der Rennserie. Bruno Spengler war es, der mit dem M3 DTM zum Titel fuhr.

Abgesehen davon feierte Schnitzer-BMW unter der Leitung von Charly Lamm noch zahlreiche weitere Titel in anderen nationalen Tourenwagen-Meisteschaften, wie etwa in Großbritannien, Italien und Japan. Auch in den USA feierte man einen Titel, wenn auch nicht im Tourenwagen-, sondern im Langstreckensport: 2001 mit Jörg Müller am Steuer eines von Schnitzer eingesetzten BMW M3 GTR in der GT-Klasse der American Le Mans Series (ALMS).

Neben all den Titelgewinnen feierte die Kombination Schnitzer-BMW auch zahlreiche Siege bei großen Langstreckenrennen, allen voran bei den 24 Stunden von Le Mans (1999), bei den 24 Stunden am Nürburgring (1991, 1998, 2004, 2005, 2010) und bei den 24 Stunden von Spa (1985, 1986, 1990).


Fotostrecke: Die größten Erfolge des Charly Lamm

In der DTM wurde die Zusammenarbeit zwischen BMW und Schnitzer bereits zur Saison 2017 eingestellt. Zuletzt war das Team aus Freilassing für die Entwicklung des BMW M4 GT3 zuständig. Aber vier Jahre nach dem Ende der Zusammenarbeit in der DTM kommt es nun zur kompletten Trennung. Die Reaktionen ehemaliger Piloten machen deutlich, welche Lücke durch die BMW-Entscheidung vom Freitag entsteht.

Christian Menzel völlig verärgert

"Ich bin frustriert - welche Werte zählen denn heute noch?", schreibt Christian Menzel bei Instagram als Kommentar zum entsprechenden Schnitzer-Posting. "Eine unfassbar erfolgreiche Historie und Tradition findet so ein Ende!", so Menzel, der 1998 zur siegreichen Fahrerbesetzung des Schnitzer-BMW 320d beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife zählte.

"Ein großer Anteil von der DNA, die BMW geprägt und ausgemacht hat kam aus Freilassing - wird jetzt von Menschen beendet, die überhaupt nicht nachvollziehen können warum ich so bitter enttäuscht bin - wie auch, das Thema Automobil muss man leben, sich mit dem beschäftigten was die Marke so stark gemacht hat - vorbei! Sehr sehr traurig", so Menzel völlig verärgert.

Emotionale Botschaft von Antonio Felix da Costa an Charly Lamm

Antonio Felix da Costa, der in Zandvoort 2015 für den letzten DTM-Sieg eines Schnitzer-BMW sorgte, wendet sich in seinem Instagram-Beitrag direkt an den im Januar 2019 verstorbenen Schnitzer-Teammanager Charly Lamm.

"Hey Boss", so Felix da Costa. "Ich weiß, dass Du nicht mehr bei uns bist, aber ich hatte Lust, heute Abend eine kleine Nachricht für Dich zu schreiben. BMW und Schnitzer trennen sich. Ja, ich weiß, es ist verrückt. Aber hey, so ist das Leben. Nachdem ich in der Formel 3, der Formel 1, im GT-Sport, in der DTM, wo auch immer, bei den besten Teams war, kann ich nur sagen, Du warst der beste Teamchef aller Zeiten. Ich hoffe, es geht Dir gut und Du kommandierst alle da oben herum. Bis bald."

Augusto Farfus dankt seinen "Familien" bei Schnitzer und RBM

Und Augusto Farfus, der sowohl für Schnitzer als auch für RBM fuhr, denkt an beide Teams, die nun von BMW abserviert wurden. "Ich danke meiner RBM- und meiner Schnitzer-Familie, insbesondere Bart Mampaey und Charly Lamm, für euren großen Beitrag, eure Leidenschaft, euer Engagement und eure Siege für BMW Motorsport."

"Ich trage", so Farfus weiter, "jedes einzelne Teammitglied aus beiden Teams in meinem Herzen. Ich werde stets dankbar sein für all die Lehrstunden, die Freundschaft und die Erfolge, die wir in den gemeinsamen Jahren hatten. Ich bin ein glücklicher Fahrer, weil ich die Gelegenheit hatte, mit so unglaublichen und inspirierenden Menschen wie Charly und Bart zusammenzuarbeiten."

Farfus gehörte im Jahr 2010 zur Fahrerbesetzung, die für Schnitzer den letzten von fünf Siegen beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife erzielte. Für RBM war der Brasilianer in den Jahren 2012 bis 2015 in der DTM am Start, wobei er vier Siege errang und 2013 Vizemeister wurde.

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