Karl "Charly" Lamm verstarb völlig überraschend am 24. Januar 2019 - Ein Blick zurück auf die größten Erfolge des legendären Schnitzer-Teammanagers
Charly Lamm war seit 1971 bei Schnitzer angestellt. In diesem Zeitraum prägte er das Team bis zu seinem überraschenden Rückzug Ende 2018 wie kein Zweiter. Am 24. Januar 2019 verstarb er völlig überraschend im Alter von 63 Jahren. Ein Blick zurück auf seine größten Erfolge.
Den ersten großen internationalen Titelgewinn, den Lamm miterleben durfte, erringt Schnitzer nicht als Team, sondern als Motorenlieferant: Jacques Laffite holt 1975 auf einem Martini Mk.16 mit BMW-Schnitzer-Motor den Titel in der Formel 2.
1978 gewinnt Harald Ertl die Deutsche Rennsport Meisterschaft (DRM) und ist damit erster Titelträger mit einem Turbo-Fahrzeug, doch zum Feiern steht es Schnitzer nicht: Teamgründer Josef Schnitzer verstirbt im selben Jahr bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall auf dem Weg nach Zolder.
In den 1980er-Jahren steigt Schnitzer zum dominanten Tourenwagen-Team auf. Den Anfang macht Dieter Quester, der 1983 auf einem BMW 635 CSi den Europameisterschaftstitel holt.
1985 triumphiert Schnitzer das erste mal bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps mit Roberto Ravaglia, Marc Surer und Gerhard Berger.
Ein Jahr später beginnt Roberto Ravaglia mit einer der bemerkenswertesten Titelserien aller Zeiten im Tourenwagensport: 1986 gewinnt er im letzten Jahr des BMW 635 CSi die Tourenwagen-Europameisterschaft...
...1987 mit dem brandneuen BMW M3 E30 die Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Er behielt diesen Titel für 18 Jahre, da eine WTCC erst wieder ab dem Jahr 2005 ausgetragen wurde.
1988 folgt ein weiterer Europameisterschaftstitel. Mangels Bildern aus 1988 hier eine erneute Aufnahme des WM-Autos von 1987.
1989 gelingt der ganz große Coup: Roberto Ravaglia gewinnt mit Schnitzer die DTM, die härteste Tourenwagenserie der Welt. Gleichzeitig gewinnt Schnitzer erstmalig bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring mit Ravaglia, Emanuele Pirro und Fabien Giroix. Ravaglia lässt 1990 den Titel im italienischen Championat folgen.
Erst 1991 hat sich Roberto Ravaglia nach fünf Titeln in Folge ausgesiegt. Doch Charly Lamm und Schnitzer machten weiter: Bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring setzt es den zweiten Sieg mit den Fahrern Kris Nissen, Joachim Winkelhock und Armin Hahne.
Auf der britischen Insel beginnt sich Anfang der 90er-Jahre ein weiteres Reglement durchzusetzen: Das 2-Liter-Super-Touring-Reglement sollte die 1990er-Jahre bestimmen. 1993 zerlegt Jockel Winkelhock in Großbritannien die hart umkämpfte BTCC und holt sich den Titel. Zwei Jahre später wiederholt er das Kunststück im deutschen STW-Cup.
1998 darf Charly Lamm wieder jubeln: Johnny Cecotto besiegt in der deutschen STW-Meisterschaft Laurent Aiello. Der Venezolaner sollte der einzige Fahrer bleiben, der die deutsche Super-Touring-Meisterschaft zweimal gewinnen konnte.
Der prestigeträchtigste Erfolg der Teamgeschichte erfolgt im Jahr 1999: In einer monumentalen Herstellerschlacht mit sieben Werken setzt sich BMW mit dem V12 LMR bei den 24 Stunden von Le Mans mit den Fahrern Pierluigi Martini, Joachim Winkelhock und Yannick Dalmas durch.
Im neuen Jahrtausend bricht Lamm mit Schnitzer zu neuen Ufern auf und wechselt in den GT-Sport. 2001 lehrt Jörg Müller im BMW M3 GTR des US-Amerikanern in der ALMS das Fürchten und gewinnt die GT-Klasse.
Mit demselben Fahrzeug tritt BMW von 2003 bis 2005 bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring an. 2004 und 2005 besiegt Schnitzer mehrere Werks- und zahlreiche, zu jener Zeit noch siegfähige Privatteams. Der BMW M3 GTR ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine lebende Legende.
Der einzige Titel, der einfach nicht gelingen wollte: Zwischen 2002 und 2009 tritt Schnitzer in der zweiten Auflage von Tourenwagen-Europameisterschaft und -Weltmeisterschaft an. Jörg und Dirk Müller holen zahlreiche Einzelsiege, aber es reicht nie für den Titel. In der Regel scheitern sie an Andy Priaulx aus dem RBM-Team. Das tat weh.
Zurück auf die Nordschleife: Mit dem BMW M3 GT2 holt Schnitzer Motorsport 2010 den bisher letzten Sieg von BMW bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring und setzt sich dabei gegen die aufstrebende GT3-Klasse durch.
Nach 20 Jahren Abstinenz kehren BMW und Schnitzer 2012 in die DTM zurück. Mit Bruno Spengler schafft man den Coup: Titel gleich im ersten Anlauf. Erinnerungen an Ravaglia 1989 werden wach. Die darauf folgenden Jahre in der DTM sollten allerdings schwieriger werden.
Charly Lamms letzter Coup: Beim FIA GT-Weltcup in Macau 2018 setzt sich Augusto Farfus auf einem BMW M6 GT3 durch. Es stand bereits im Vorfeld fest, dass es Lamms letztes Rennen als Schnitzer-Teammanager sein würde. Etwas mehr als zwei Monate später verstirbt er im Alter von 63 Jahren.