• 27.01.2010 16:43

  • von Britta Weddige

Tomczyk: "Die ersten drei Rennen waren der Genickbruch"

Im ersten Teil unseres Interviews blickt Audi-Pilot Martin Tomczyk unter anderem zurück auf seine Saison 2009: Frustrierender Anfang, eindrucksvolles Comeback

(Motorsport-Total.com) - Martin Tomczyk war 2009 mit dem Ziel in die Saison gestartet, mit um den Titel zu kämpfen. Doch nach den ersten drei Rennen musste er diese Hoffnung aufgeben: Nach drei Nullnummern in Folge war das Titelrennen für den Audi-Piloten schon früh gelaufen. Dennoch meldete er sich eindrucksvoll zurück und holte vier Podiumsplätze in Folge, darunter den dominanten Sieg am Nürburging.

Titel-Bild zur News: Martin Tomczyk

Martin Tomczyk erlebte 2009 eine Saison mit Höhen und Tiefen

Im ersten Teil des Exklusivinterviews mit 'Motorsport-Total.com' blickt Tomczyk zurück auf die Saison 2009 mit ihren Höhen und Tiefen und erklärt, warum er auch in frustrierenden Zeiten nie die Motivation verloren hat. Er erzählt aber auch von einem ganz anderen Abenteuer, nämlich der "Fulda-Challenge" in Nordkanada, bei der er sich ziemlich kalte Füße geholt hat.#w1#

Frage: "Martin, du warst kürzlich in Nordkanada und hast dort an der Fulda-Challenge teilgenommen. Wie man so hört, kann es da ja unangenehm kalt werden. Wie war's?"
Martin Tomczyk: "Ja, ich war dort rein privat dabei. Es ist auf alle Fälle eine Erfahrung wert. Wir hatten teilweise bis zu minus 53 Grad Celsius. Und bei diesen Bedingungen Sport zu machen - und zwar nicht irgendeinen Sport, sondern wirklich anstrengenden Sport - war schon eine Herausforderung."

"Im Endeffekt habe ich gelernt, dass ich eigentlich der Verfrorene bin." Martin Tomczyk

Frage: "Sehnt man sich da nicht manchmal nach seinem warmen Zuhause?"
Tomczyk: "Doch, eigentlich von der ersten Minute an (lacht; Anm. d. Red.). Denn meine Hände und Füße waren immer kalt. Sie sind auch nie warm geworden. Aber es macht schon Spaß. Und die Landschaft, die man dort erlebt, ist wirklich einmalig."

Frage: "Lernt man bei so einer Herausforderung auch etwas über sich selbst?"
Tomczyk: "Im Endeffekt habe ich gelernt, dass ich eigentlich der Verfrorene bin (lacht; Anm. d. Red.). Aber es macht halt hauptsächlich Spaß und das steht ja bei so einer Veranstaltung im Vordergrund."

2009: Erst Tiefen, dann Höhen

Frage: "Kommen wir zur DTM: Die Saison 2009 hat eher 'harzig' für dich angefangen, aber dann hast du einen Podiumsplatz nach dem anderen geholt, inklusive des Sieges am Nürburgring. Inzwischen sind ein paar Monate vergangen. Mit welchem Gefühl blickst du jetzt mit dem zeitlichen Abstand auf die Saison zurück?"
Tomczyk: "Im Endeffekt hat sich nicht viel geändert. Die ersten drei Rennen waren für mich natürlich mehr oder weniger der Genickbruch. Denn wenn du in der DTM nach den ersten drei Rennen null Punkte hast, ist das sehr schlecht. Jeder weiß, dass man in der DTM am besten in jedem Rennen punktet. Und wenn es dann auch noch die ersten drei sind, wo sich auch schon ein bisschen etwas herauskristallisieren kann, dann ist es natürlich umso schlimmer. Von daher hat sich die Saison für mich schon in diesen ersten drei Rennen entschieden."

"Mir war klar, dass ich das Autofahren nicht innerhalb eines halben Jahres verlernt hatte." Martin Tomczyk

Frage: "Wie geht man mit einem so frustrierenden Auftakt um, wie motiviert man sich dann selbst?"
Tomczyk: "Ich bin nun schon das zehnte Jahr in der DTM dabei, 2009 war das neunte Jahr. Es ist natürlich hart, solche drei Rennen zu haben, wenn man sich eigentlich die Meisterschaft zum Ziel gesetzt hatte. Aber die Motivation kommt auch vom Team, weil sie wissen, welche Leistung ich bringen kann und ich habe sie ja dann ab dem vierten Rennen Zeit gezeigt. Es ist natürlich schön, wenn die Erfolge dann nicht ausbleiben, wenn die harte Arbeit mit den entsprechenden Erfolgen belohnt wird."

Frage: "Wie groß war die Erleichterung, als die Ergebnisse bestätigt haben, dass es ja doch geht und dann diese Erfolgsserie kam?"
Tomczyk: "Es ist erleichternd. Wobei mir klar war, dass ich das Autofahren nicht innerhalb eines halben Jahres verlernt hatte. Für mich war nach den ersten drei Rennen klar, woran es gelegen hatte, warum es nicht wirklich geklappt hat. Und da war es nur eine Frage der Zeit, bis die Resultate wieder da sind."

Die Liebe zum Nürburgring

Martin Tomczyk

Das Saisonhighlight: Am Nürburgring war Martin Tomczyk nicht zu schlagen Zoom

Frage: "Dein Saisonhighlight war sicher das Wochenende am Nürburgring, mit Pole-Position und Sieg..."
Tomczyk: "Ja, auf alle Fälle. Ich hatte schon zuvor bei der Pressekonferenz gesagt, dass es meine Lieblingsstrecke ist und dass ich mich auf das Wochenende freue. Das hat sich dann über das ganze Wochenende hinweg bestätigt. Es war ein sehr tolles und eines der besten Wochenenden, die ich in der DTM bisher hatte."

Frage: "Warum läuft es für dich am Nürburgring so besonders gut? Kann man das erklären oder ist es bis zu einem gewissen Grad auch reiner Zufall?"
Tomczyk: "Ich weiß es nicht. Irgendwie passt der Streckenverlauf einfach zu mir und ich freue mich darauf, dort hinzukommen. Als ich dort in der Formel Junior mein erstes Rennen gefahren bin, habe ich mich dort auf Anhieb sehr wohl gefühlt. Das ist über die Jahre auch so geblieben."

Im morgigen zweiten Teil des Exklusivinterviews spricht Tomczyk über die neuen Aufgaben bei den Wintertests, Aufsteiger Oliver Jarvis, das Kribbeln im Gasfuß und seine persönliche Zielsetzung für die Saison 2010.