Taktikfehler bei Ekström: "Das darf nicht passieren"

Wolfgang Ullrich sucht für den Fehler von Alexander Stehlig keine Ausreden - Mattias Ekström dennoch nur dreieinhalb Sekunden hinter dem Sieger

(Motorsport-Total.com) - Mattias Ekström kam beim heutigen Saisonauftakt in Hockenheim nur knapp dreieinhalb Sekunden hinter Sieger Gary Paffett ins Ziel, war damit bester Vertreter des Audi-Werksteams. Dabei war er durch einen taktischen Fehler stark gehandicapt, denn der Schwede musste einen dritten Boxenstopp absolvieren - also einen zu viel.

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström

Die Crew von Mattias Ekström leistete sich heute einen schweren Schnitzer

Ausschlaggebend dafür war ein Patzer seines Renningenieurs Alexander Stehlig, der seinen Schützling um eine Runde zu früh an die Box beorderte. Das Boxenstoppfenster war von der zehnten bis in die 29. Runde offen, doch Ekström kam bereits im neunten Umlauf zum ersten Service. "So etwas darf selbstverständlich nicht passieren, aber wenn es passiert ist, kann man es nicht rückgängig machen", seufzt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich.#w1#

Tolle Leistung, schlechte Entscheidung

"Es gab vor dieser Saison eine Reglementänderung", erklärt er. "Alle Ingenieure haben sich mit dem Thema beschäftigt, aber aus irgendeinem Grund hat der Ingenieur, der bei diesem Fahrzeug das Kommando gibt, an die Box zu fahren, das völlig übersehen. Als es dann geschehen war, war es zu spät - da kannst du nichts mehr korrigieren. Das ist natürlich traurig, denn insbesondere bei 'Eki' war die Performance eine sehr gute."

Die Regeländerung wirkt jedoch nach einer vorgeschobenen Erklärung für den Patzer am Kommandostand. Ging das Boxenstoppfenster im Vorjahr noch in jenem Moment auf, in dem der Führende die Ziellinie überquerte, so wird nun die Safety-Car-Linie als Referenz herangezogen. Spitzenreiter Martin Tomczyk hatte sie folgerichtig noch nicht überquert, als sein Teamkollege an die Box abbog.

Ullrich sucht auch gar nicht erst nach Ausreden: "Mattias hätte trotz seines zusätzlichen Boxenstopps am Ende knapp der beste Audi werden können. Das ist ein bisschen skurril. Es war ein Eigenfehler, dass es zu diesem zusätzlichen Boxenstopp gekommen ist. Wir müssen uns das selbst zuschreiben", gesteht er. "Aber man muss auch sagen: Durch diese Sache ist er mit jedem Reifensatz weniger lang gefahren. Wer weiß, vielleicht hätte bei ihm etwas Ähnliches passieren können wie bei Martin?"


Fotos: Mattias Ekström, DTM-Auftakt Hockenheim


Ekström war nach seinem zu frühen Boxenstopp verwundert, dass den Autos vor ihm keine blauen Flaggen gezeigt wurden. "Ich hatte schon alle überholt, die man überholen muss, aber keiner hat einen Millimeter nachgelassen. Da hatte ich das Gefühl, dass die Rennleitung Arschloch war", lacht er und fügt an: "Aber jetzt verstehe ich, dass das von uns nicht korrekt war und warum sie keine blauen Flaggen gezeigt haben."

Zumindest ein Reifenschaden blieb ihm erspart, obwohl er sich zwischenzeitlich am Boxenfunk über Handlingprobleme beklagte. Diese waren aber nur von kurzer Dauer, denn im Finish lief sein A4 wieder tadellos: "Ich musste gar nicht ins Auto reinhören", sagt der 31-Jährige gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich bin nur vom Gas gegangen, denn es ging eh um fast nichts mehr - da muss man nicht auch noch Attacke fahren. Ich hatte am Ende kein Problem."

Vibrationen wegen Gummiabrieb

"Ich habe ein bisschen Pickup gefangen, glaube ich", erklärt Ekström seinen Funkspruch, "denn sie haben mir gesagt, dass ich vorsichtig sein soll. Das habe ich auch gemacht - vielleicht ein bisschen zu vorsichtig. Die lange Parabolika entlang habe ich gemerkt, dass die Reifen stark vibrieren. Das war aber nur Pickup. Ich habe dann zwei, drei Runden Vollgas gegeben. Dann war der Pickup wieder weg und die Vibrationen auch."

Mattias Ekström und Wolfgang Ullrich

Mattias Ekström und Wolfgang Ullrich hatten heute nicht viel zu lachen Zoom

Ansonsten war es ein unspektakulärer Arbeitstag für den ehemaligen DTM-Champion: "Die erste Runde war ein bisschen turbulent, aber als die erledigt war, war alles im grünen Bereich", berichtet er. "Die größte Überraschung war Alex, denn ich habe in der Parabolika nach links geschaut, wo er auf einmal auftauchte! Ich dachte schon, das wird eng, aber ich bin in der Spitzkehre ganz innen geblieben, sodass es gut ausgegangen ist."

Mit Prémat lieferte sich Ekström ein kleines Privatduell: "Später habe ich ihn wieder überholt. Das war fair und hart. In der Mercedes-Arena kam dann ein Mercedes daher, der hat gar nicht gebremst. Dann habe ich gesehen: Wenn ich jetzt einlenke, gibt es einen Unfall! Also habe ich gelupft, dadurch kam Alex wieder an mir vorbei. Anschließend habe ich in der Sachs-Kurve den Mercedes überholt", gibt der Abt-Audi-Pilot zu Protokoll.

Das Tempo von Prémat mitzugehen, fiel ihm schwer: "Ich habe alles gegeben, aber er war einen Tick schneller. Nach ein paar Runden habe ich aber gemerkt, dass meine Reifen ein bisschen besser hielten als seine. Dadurch kam ich etwas näher ran und ich habe ihn überholt. Er hat auch versucht, Jamie zu überholen, aber das war nicht leicht. Ich hatte da auch kein Glück", sagt Ekström über den Mercedes-Piloten, der letztendlich Dritter wurde.

Der sechste Platz ist zwar nicht das, was er sich im Vorfeld erhofft und erwartet hatte, doch angesichts des Reifenschadens bei Tomczyk kann Ekström froh sein, dass er überhaupt gepunktet hat. Außerdem bietet sich am 23. Mai auf dem kurvenreichen Kurs in Valencia die nächste Gelegenheit, es besser zu machen. Der Schlüssel wird dort ein guter Startplatz sein: "Das Qualifying ist immer wichtig und wird auch dort sehr wichtig sein", weiß der Schwede.