• 25.04.2010 15:12

  • von Britta Weddige

Paffett und Mercedes triumphieren zum Auftakt

Mercedes feiert Vierfachsieg in Hockenheim: Gary Paffett gelingt Hattrick vor Bruno Spengler und Jamie Green - Audi stellt sich zum Auftakt selbst ein Bein

(Motorsport-Total.com) - Nach mehreren Jahren Audi-Dominanz beim Auftakt hat Mercedes das Blatt wieder gewendet. Den Stuttgartern gelang im ersten Rennen der DTM-Saison 2010 in Hockenheim ein Vierfachsieg - auch, weil Audi sich teilweise selbst ein Bein gestellt hat. Gary Paffett gelang der "Hattrick": Der Brite holte nach Dijon und Hockenheim 2009 den dritten Sieg in Folge.

Titel-Bild zur News: Gary Paffett

Gary Paffett startete mit einem tollen Sieg in die neue DTM-Saison 2010

Zweiter wurde sein Teamkollege Bruno Spengler, Platz drei ging an Jamie Green im Mercedes-Jahreswagen. Paul di Resta komplettierte als Vierter das Mercedes-Quartett an der Spitze. Bester Audi-Pilot wurde Mike Rockenfeller im Jahreswagen als Fünfter. Die Audi-Neuwagenfahrer Mattias Ekström und Timo Scheider wurden Sechster und Siebter - und Audi-Neuzugang Miguel Molina holte sensationell in seinem allerersten DTM-Rennen als Achter seinen ersten Punkt. David Coulthard sah wie erhofft in seinem ersten DTM-Rennen die Zielflagge und wurde Zwölfter.#w1#

Das Rennergebnis hätte aber auch ganz anders aussehen können, hätte es bei Audi nicht Pech und Pannen gegeben. Denn in der ersten Runde hatte Audi-Pilot Martin Tomczyk die Führung übernommen - doch der Bayer hatte zwei Reifenschäden und gab noch vor Rennende entnervt auf. Sein Kollege Ekström hatte sich mit einer aggressiven Strategie und frühen Stopps bis auf Rang zwei verbessert. Doch laut Rennleitung war sein erster Stopp zu früh - er musste ein drittes Mal einrücken, fiel zurück und machte Mercedes damit den Weg zum Vierfachsieg erst frei.

Harter Kampf um die erste Kurve

Am Start versuchte Tomczyk, sich rechts an Paffett vorbeizudrücken, doch der Brite konnte sich zunächst an der Spitze behaupten, indem er sich weit nach außen tragen ließ, dabei aber voll auf dem Gas blieb. Doch in der Spitzkehre schlug Tomczyk zu: Paffett musste die Tür zu weit auf lassen und der Bayer setzte sich an die Spitze.

Gary Paffett und Martin Tomczyk

Rad an Rad: In der ersten Kurve konnte sich Gary Paffett knapp durchsetzen Zoom

Unterdessen flogen im Mittelfeld schon in den ersten Kurven die Teile. Rockenfeller zum Beispiel versuchte rechts außen, nach vorn zu sprinten, wurde aber im Gedränge in die Boxenmauer gedrückt. Auch di Resta und Scheider touchierten sich, von Spenglers C-Klasse flogen ebenfalls Teile weg. Von hinten erwischte Schumacher einen starken Start: Er verbesserte sich in der ersten Runde von Platz 16 auf Rang elf.

In der zweiten Runde kam das Aus für Audi-Neuwagenpilot Oliver Jarvis. Er kollidierte in der Spitzkehre mit Engel und strandete mit gebrochener Aufhängung in der Auslaufzone. Die Rennleitung untersuchte diesen Vorfall, kam aber zu dem Schluss, dass es sich um einen normalen Rennzwischenfall handelte. Jarvis jedenfalls war stocksauer: "Ich wurde in der zweiten Kurve schon von hinten von einem Mercedes gerammt, dann in der Mercedes-Arena und dann in der zweiten Runde hat mich Maro in der Haarnadel von der Strecke gerammt. Ich wurde allein in den ersten beiden Runden dreimal von einem Mercedes gerammt", schimpft er.

Nach den ersten Runden hatte sich das Feld einigermaßen sortiert. Tomczyk führte vor Paffett, Green, Ekström, Prémat, Spengler, di Resta und Scheider, der sich Positionskämpfe mit Jahreswagenpilot Rockenfeller lieferte. Tomczyk und Paffett fuhren eine schnellste Rennrunde nach der anderen, der Abstand zwischen den beiden blieb aber mit maximal 1,5 Sekunden gering. Green hatte als Dritter nach acht Runden schon rund fünf Sekunden Rückstand auf das Führungsduo.

Fataler Fehler des Abt-Kommandostands

In der zehnten Runde öffnete das Boxenstoppfenster. Ekström war bereits in Runde neun der Erste, der die Box ansteuerte und sich frischen Reifen aufziehen ließ. Das sollte später noch eine entscheidende Rolle spielen.


Fotos: DTM-Auftakt Hockenheim, Sonntag


Nur eine Runde später kam der Schock für den Führenden Tomczyk: Auf der Start- und Zielgerade explodierte ihm der linke hintere Reifen, Teile der Heckaerodynamik flogen dabei auch noch ab. Tomczyk fing seinen A4 gerade noch in der Auslaufzone ab und humpelte um den Kurs zurück zur Box. Dort holte er sich frische Reifen, kam aber als Letzter zurück auf die Strecke.

Drei Boxenstopps später gab er an letzter Stelle liegend nach einem zweiten Reifenschaden endgültig auf. "Ich fahre seit zehn Jahren dieselbe Linie, das ist mir noch nie passiert. Wir wissen nicht, woran es genau liegt. Es ist ärgerlich, dass einen das Pech einholt, bevor das erste Rennen überhaupt vorbei ist", seufzt Tomczyk entnervt.

Dadurch übernahm wieder Paffett die Führung, er ging aber direkt im Anschluss an die Box. Damit kam Green an die Spitze. Von hinten näherte sich Ekström mit schnellen Schritten. Er hing zwar zunächst hinter Stoddart fest und machte sich mit deutlicher Lichthupe bemerkbar. Schließlich kam er an der Schottin vorbei.

Noch ein Reifenschaden bei Audi

In Runde 14 erwischte es den nächsten Audi-Piloten mit Reifenschaden, diesmal war es Prémat, bei dem ebenfalls der linke hintere Reifen platt war. Der Franzose schlingerte zurück über den Kurs, stellte sich dabei noch kurz Paffett in den Weg und bog dann haarscharf vor Stoddart vorbei in die Boxengasse ab.

Mattias Ekström vor Alexandre Prémat

Bei Mattias Ekström leistete sich Abt einen schweren taktischen Schnitzer Zoom

In den nächsten Runden baute Green - der als Einziger noch nicht an der Box war - seine Führung immer weiter aus, nach 17 Runden hatte er bereits knapp 17 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Paffett. Unterdessen machte man sich auch in der Ekström-Box Gedanken: Der Schwede berichtete über Funk von Vibrationen am Auto und hielt konstanten Kontakt zu seinem Renningenieur Alex Stehlig.

Erst nach der 20. Runde kam Green zum seinem ersten Stopp an die Box und ließ für einen kurzen zweiten Stint angefahrene Reifen aufziehen. Der Brite reihte sich hinter Paffett und Ekström als Dritter wieder ein und bekam den Auftrag, Ekström unter Druck zu setzen. Der Schwede hatte sich durch seinen frühen ersten Stopp auf Rang zwei verbessert.

Nach der 23. Runde kam Ekström erneut an die Box, er war auch der Erste, der die zweite Runde der Stopps eröffnete. Der Schwede kam hinter Schumacher als Achter zurück auf die Strecke, konnte sich aber nach einigen Kurven an dem Deutschen vorbeidrücken, weil Schumacher in der Haarnadel nach außen getragen wurde. Paffett reagierte sofort und kam nur eine Runde später zum Stopp - damit blieb er vor Ekström.

Mercedes im Finish ungefährdet

Ekström wäre damit eigentlich auf dem Weg zum mindestens zweiten Platz gewesen, doch in Runde 26 kam die schlechte Nachricht von der Rennleitung: Sein erster Stopp, zwischen der neunten und zehnten Runde absolviert, wurde nicht anerkannt. Das Boxenstoppfenster öffnete in Runde zehn und die Rennleitung kam zu dem Schluss, dass der Schwede zu früh an der Box war. Winkelhock erging es genauso. Das bedeutete, dass beide noch ein drittes Mal in die Box abbiegen mussten. Winkelhock blieb draußen und kassierte dafür 60 Strafsekunden.

Bruno Spengler

Bruno Spengler stellte seinen Wagen noch in der Auslaufrunde ab Zoom

Nach 30 Runden war das Boxenstoppfenster wieder geschlossen und das Feld hatte sich einigermaßen sortiert. Ekström war durch seinen dritten Stopp auf Rang sieben zurückgefallen und fightete gegen Scheider um Rang sechs. Da er seinen zweiten Platz verloren hatte, lagen nun vier Mercedes vorn.

Nach 32 Runden führte Paffett vor Spengler, der sich kurz davor an Green vorbeigeschoben hatte, und di Resta. Bester Audi-Pilot war Rockenfeller als Fünfter, Ekström hatte Platz sechs übernommen, Scheider war Siebter und Neuling Molina sensationell Achter. Von da an galt es für die Piloten nur noch, ihre Positionen bis ins Ziel zu halten. Die Abstände waren so angewachsen, dass es fast keine Platzkämpfe mehr gab - nur Rockenfeller und Ekström fighteten bis ins Ziel um Platz fünf.

Kleine Randnotiz: Paffett und Spengler wollten in Sachen Spritnachkontrolle nichts riskieren und stellten ihre C-Klassen in der Auslaufrunde ab. Sie wurden zurück in den Parc Fermé geschleppt.