Spengler: Pole-Position für die Großmutter
Bruno Spengler widmet seine Dijon-Pole seiner kürzlich verstorbenen Großmutter - Im Rennen will er den ersten Sieg seit 2007 holen
(Motorsport-Total.com) - Es ist lange her, dass Bruno Spengler zuletzt eine Pole-Position feiern durfte. Zuletzt stand der Kanadier 2008 am Norisring auf Startplatz eins. Nun ist es ihm in Dijon wieder gelungen - auf einer Strecke, auf der er vor sechs Jahren einen schweren Unfall hatte, der beinahe seine Karriere beendet hätte. Das ist alles vergessen, jetzt hat Spengler gezeigt, dass er es noch kann.

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Bruno Spengler ist die Freude über seine Pole-Position mehr als anzusehen
"Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Qualifying, vor allem, weil die Bedingungen da draußen sehr schwierig waren", so der Kanadier. Er widmet diese Pole-Position zum einen seinem Team, dem er für die perfekte Arbeit dankt: "Ich widme sie aber auch meiner Großmutter, die ich vor zwei Wochen verloren habe. Ich hatte ein großartiges Verhältnis zu ihr und es war für mich eine schwierige Zeit. Ich bin glücklich, dass ich diese Pole für sie holen konnte."#w1#
Dijon sei ohnehin eine tückische Strecke, so Spengler. Und bei wechselhaften Bedingungen wie heute sei es noch schwieriger, alles richtig zusammenzubekommen: "Wir haben auf Slicks angefangen und es hat ein bisschen genieselt. Dabei weiß man nie, wie viel Gas man geben kann. Es ist immer sehr tückisch, vor allem weil es Stellen gibt, an denen es nicht so viele Auslaufzonen gibt. Fehler werden hier eigentlich nicht verziehen. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich es durch Q1, Q2 und Q3 geschafft habe."
Der Kanadier fuhr im stärker werdenden Regen sehr lange auf Slicks: "Mein Ingenieur hat mich schon immer gefragt, wann ich Regenreifen hole, aber ich war mir nie ganz sicher. Und als ich mich dann dazu entschieden hatte, war alles bereit. Das Team hat bei diesen schwierigen Bedingungen perfekt gearbeitet." In Q3 entschied er sich erst spät, Regenreifen zu holen. Damit fuhr er noch eine schnelle Runde, die ihm den Einzug in Q4 sicherte.
In Q4 war er dann nicht mehr zu schlagen und sicherte sich mit deutlichem Vorsprung auf Paul Di Resta die Pole-Position. Und das, obwohl er im ersten Sektor noch langsamer war als der Schotte. "Ich weiß auch nicht, was im ersten Sektor los war, ich hatte keine größeren Fehler. Vielleicht bin ich einfach ein bisschen zu vorsichtig gefahren, vielleicht habe ich in Kurve eins ein bisschen zu vorsichtig gebremst. Denn ich wusste nicht genau, wie die Strecke ist und wo ich bremsen soll."
Danach gab Spengler etwas mehr Gas und machte vor allem keine Fehler. Auch nicht in der tückischen letzten Kurve, die durch eien weiße Linie und ein Stück Kunstrasen begrenzt ist, die nicht mit allen vier Reifen überfahren werden dürfen. Damit hatte er im freien Training am Vormittag noch Probleme, im entscheidenden Q4 kam er aber tadellos durch.
"Man muss sich einfach vorstellen, dass hinter der weißen Linie Kies ist und dass man dort nicht hinfahren sollte", erklärt Spengler seinen Trick, den berüchtigten Rasenteppich zu umgehen. "Wir haben das gestern im Briefing sehr lange diskutiert und es ist jetzt sehr klar. Wir wissen, wo wir fahren dürfen. Natürlich passiert es sehr schnell, dass man mit vier Rädern über die Linie kommt. Dieser Teppich ist rutschig, vor allem wenn Wasser drauf ist und wenn man slicks fährt. Aber man muss sein Bestes versuchen, um schnell durch diese Kurve zu kommen, ohne die Linie mit allen vier Rädern zu überfahren."
Als Spengler über die Ziellinie kam, dachte er sich, dass eine 19,9 "eine sehr gute Zeit" ist: "Ich hatte gehofft, dass es zumindest für die Top 2 reicht. Und als mein Ingenieur mir gesagt hat, dass ich auf der Pole stehe, war ich einfach so glücklich. Es ist ein großartiges Gefühl."
Ein großartiges Gefühl, dass er morgen noch steigern will: Denn sein nächster Sieg ist überfällig und nun hat er alle Chancen, ihn auch zu holen. "Dem stimme ich voll zu", so Spengler. "Mein letzter Sieg war 2007 an Norisring. Ich möchte unbedingt wieder gewinnen und ich werde morgen alles versuchen, um diesen Sieg zu holen. Aber es wird ein sehr langes und hartes Rennen. Wir kennen die Bedingungen nicht und wir müssen viele lange Runden fahren. Zudem werden die Jungs von hinten pushen. Ich werde auf alle Fälle mein Bestes geben und dann schauen wir, was dabei rauskommt."

