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Spengler: "Die Situation ist nicht dramatisch"
Bruno Spengler hatte in Hockenheim das erste Mal in dieser Saison Pech und verlor nach seinem Ausfall die Tabellenführung, ist in Sachen Titel aber kämpferisch
(Motorsport-Total.com) - Die Erfolgsserie von Bruno Spengler wurde in Hockenheim jäh gestoppt. Der Mercedes-Pilot hatte bereits beim zweiten Saisonrennen in Valencia die Tabellenführung übernommen und sie seitdem nicht mehr abgegeben. Es schien schon fast, als ob er den Endspurt nur noch irgendwie hinter sich bringen muss, um seinen ersten Meistertitel in der DTM zu holen.

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Bruno Spengler findet sich erstmals sei Mai nicht mehr an der Spitze wieder
Doch im neunten Saisonrennen wendete sich das Blatt. Der Kanadier schied mit einem technischen Defekt vorzeitig aus und verzeichnete seine erste Nullnummer der Saison. Unterdessen holte sich Teamkollege Paul di Resta seinen dritten Sieg in Folge und damit auch die Tabellenführung. Spengler findet sich zum ersten Mal seit Mitte Mai nicht mehr an der Spitze der Fahrerwertung wieder, sondern ist vom Gejagten plötzlich zum Jäger geworden.
"Das war sicherlich nicht optimal", sagt der Mercedes-Pilot über sein Hockenheim-Rennen. "Der Start war gut, er war eigentlich kein großes Problem. Die ersten beiden Kurven waren auch ganz gut." In Kurve vier habe er dann "ein bisschen spät gebremst", räumt Spengler ein. Er fuhr geradeaus, fand aber den Weg zurück auf die Strecke, während sich in der engen Kurve über das halbe Feld ins Gehege kam und das pure Chaos ausbrach. Die Rennleitung vermutete zunächst, dass der Massencrash durch Spengler ausgelöst wurde, bei genauerem Videostudium ergab sich aber, dass eine Reihe von unabhängigen Einzelkollisionen quer durch das Feld dazu geführt hat.

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In der veirten Kurve ging Bruno Spengler ein bisschen zu viel Risiko ein Zoom
"Ich habe gesehen, dass da eine Lücke war, in der ich vielleicht noch ein oder zwei Autos überholen kann, wenn ich später bremse", sagt Spengler, der dazu steht, dass er in der vierten Kurve auf volles Risiko gefahren ist: "Ich wollte volles Risiko eingehen, damit ich noch einen oder ein paar Plätze gewinne. Es war zu dem Zeitpunkt klar zu viel, aber es ist nichts Schlimmes dabei rausgekommen. Zum Glück habe ich niemanden getroffen, und an meinem Auto war nichts kaputt. Vor der vierten Kurve war ich Achter, nach der Kurve war ich Zehnter. Ich habe durch diese - ich sage mal Risikoattacke - nur zwei Plätze verloren. Ich bin nicht stehengeblieben, ich war noch voll im Rennen, das Auto war gut, Lenkrad gerade, nichts berührt, alles perfekt. Und als ich zurück auf der Strecke war, war alles möglich."
Nach der Safetycarphase hatte sich Spengler auf Rang neun eingereiht: "Das war dann alles noch gut. Ich war hinter Tomczyk und Jarvis, aber schneller als sie. Ich konnte Druck machen, aber überholen ist hier mit der neuen Kurve sehr, sehr schwierig. Es ist wirklich, wirklich schwer. Doch nach meinem Boxenstopp war ich wieder ganz nah an Martin und schneller als er. Aber vorbeizukommen war ganz schwierig."
¿pbvin|1|3203||0|1pb¿Doch zur Rennmitte ereilte ihn dann ein seltsamer technischer Defekt, ein Problem, das der Kanadier so zuvor noch nie erlebt hatte. "Ich hatte hinten große Vibrationen, das Auto ist in den Rechtskurven sehr gesprungen und war nicht mehr fahrbar. Ich musste das Rennen dann leider abbrechen", seufzt er. Doch bis er schließlich endgültig einrückte, versuchte er noch alles, um irgendwie im Rennen zu bleiben. Zunächst versuchte das Team, das Problem durch einen Reifenwechsel zu beheben, doch das brachte nichts. Danach humpelte er Runde um Runde um den Kurs, bevor er schließlich aufgab.
Man hatte fast das Gefühl, Spengler will einfach nicht in die Box kommen. "Nein, wollte ich auch nicht. Klar wollte ich nicht reinkommen", bestätigt er. "Ich wollte das Rennen zu Ende fahren, aber leider war ich mit dem kaputten Auto zu langsam unterwegs, um irgendwas zu probieren. Es waren noch zehn Autos im Rennen, vielleicht hätte ich noch einen Punkt holen können, wenn es zwei weitere Ausfälle gibt. Mein Ingenieur und ich haben noch eine Runde probiert und noch eine Runde..."
Aber es wären noch über 20 Runden gewesen, die der Kanadier hätte mit seinem kaputten Auto überstehen müssen. "Und wer weiß, was da passieren kann. Irgendwann habe ich mir dann gedacht, es bringt nichts mehr, draußen zu bleiben. Und dann bin ich gegen meinen Willen in die Box zurückgekommen", erzählt er weiter. Zumal es auch gefährlich werden könnte, mit einem springenden Auto weiterzufahren: "Ja, es könnte auf jeden Fall gefährlich werden, aber wenn es um die Meisterschaft geht, dann vergisst du die Gefahr."
Der Ausfall ärgert Spengler umso mehr, wenn er auf die Ergebnisliste schaut, denn Audi-Pilot Tomczyk kam schließlich als Fünfter ins Ziel: "Ich war direkt hinter ihm und schneller als er. Die Top 6 waren also auf jeden Fall drin. Von Startplatz zehn wäre das nicht so schlecht gewesen. Aber es war dann doch nicht so. Es ist schon schade."
Spengler hat auf dem Weg zum möglichen Titel einen Rückschlag hinnehmen müssen, aber geschlagen gibt er sich noch lange nicht. "Es sind noch zwei Rennen und ich bin noch ganz gut dabei. Ich werde alles dafür tun, dass ich gewinne", gibt er sich kämpferisch, auch wenn er die Tabellensituation natürlich nicht mehr so gut einschätzt wie vor dem Rennen in Hockenheim.
"Wir haben an diesem Wochenende wirklich Pech gehabt. Wir hatten das ganze Jahr noch kein Pech, und jetzt ist es auf einmal gekommen", sinniert der Kanadier. "Manchmal muss man in einer Meisterschaft ein Rennen haben, in dem nichts läuft oder in dem man ein bisschen Pech hat. Hoffentlich habe ich das jetzt erledigt. Und die Situation ist nicht dramatisch. Drei Punkte hinter dem Führenden zu sein ist nicht dramatisch. Ich bin voll im Rennen und bereit dafür."
Und da teilt Spengler auch nicht die provokanten Mutmaßungen ganz böser Zungen, Mercedes könne den neuen Tabellenführer di Resta ein bisschen bevorzugen, um ihn mit dem DTM-Titel in die Formel 1 verabschieden zu können. "Das ist aber ganz schön provokant", sagt der Kanadier zu solchen Spekulationen. "Man kann das von allen Seiten sehen. Mercedes versucht immer, alle Fahrer maximal zu unterstützen. Bei Paul hat es in der Formel 1 bisher gut geklappt, er wurde auch von Mercedes gut unterstützt. Ich hatte 2007 ein bisschen Pech, als die Diskussionen auch da waren, mit Simulatortest und so. Aber ich werde mir darüber jetzt keinen Kopf machen, sondern mich nur auf Adria und Schanghai konzentrieren, und der Rest ist mir wurscht."

