Schrottplatz DTM: Wieso manche Teams pokern und andere ihre Autos versichern

Wie sich die DTM-Teams gegen explodierende Crashkosten absichern können und wieso sich die Konditionen durch die ADAC-Übernahme verbessern sollten

(Motorsport-Total.com) - Selten wurde in einer DTM-Saison so viel Schrott produziert wie 2022. Diese Kostenexplosion führte beim Mercedes-AMG-Team GruppeM sogar zum Ausstieg. Um gegen solche Situationen vorzubauen, setzen manche Teams auf Versicherungen: Sie versichern ihre Autos, um bei großen Schäden nicht von einer finanziellen Lawine überrollt zu werden.

Titel-Bild zur News: Maro Engel

Zahlreiche Teams wie GruppeM litten 2022 unter den enormen Schäden in der DTM Zoom

"Wir haben unsere Autos versichert", bestätigt Torsten Schubert, Teamchef des gleichnamigen BMW-Meisterteams, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Aber erst ab einem Wert von 40.000 Euro. Das lohnt sich immer erst ab einer größeren Summe."

Doch nicht alle Teams gehen auf Nummer sicher, denn die Versicherungsprämien - also die Kosten für den Abschluss einer Rennwagenversicherung - sind gerade in einer Rennserie wie der DTM, in der es oft kracht, besonders hoch.

Keine Versicherung bei Crashpiloten?

Und wenn ein Fahrer viel Schrott produziert, kann es durchaus passieren, dass sich die Versicherung nicht mehr bereit erklärt, für sein Auto einen Vertrag abzuschließen. Oder die Prämien sind so hoch, dass es sich für die Teams nicht mehr auszahlt.

Anbieter sind in der Regel Versicherungsunternehmen, die auf den Motorsport spezialisiert sind. Eines davon - Pogona Insurance - wird sogar vom niederländischen Ex-Mercedes-DTM-Piloten Renger van der Zande geführt. Manche Firmen bieten neben Versicherungen von Boliden bei Unfällen, Schäden oder Diebstahl oft auch Unfallversicherungen für Fahrer oder Haftpflichtversicherungen für Rennveranstalter an.

Wie das Modell funktioniert? "Die Versicherungssumme geht normalerweise bis 150.000 oder 200.000 Euro - bei 25.000 oder 30.000 Euro Selbstbehalt", sagt Thomas Jäger, DTM-Leiter von Mercedes-AMG im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Das bedeutet, dass der mittlere Bereich mit sehr schweren Crashes abgedeckt ist."

Warum manche Teams auf eine Versicherung verzichten

Totalschäden sind in der Regel nicht abgedeckt. "Aber bei einem Chassis-Schaden - oder wenn das Bodywork im Bereich von 80.000, 100.000 Euro beschädigt ist - , dann hilft das", ergänzt Jäger.

Er bestätigt, dass gewisse Teams das Risiko auf sich nehmen, keine Versicherung abzuschließen - und darauf hoffen, dass sich die Unfallschäden in Grenzen halten. "Es gibt Teams, die versichern nicht", sagt der Ex-DTM-Pilot. "Die sagen einfach: Die Prämien sind auch sehr teuer - und über das Jahr hält es sich irgendwo die Waage. Das ist am Ende eine Risikoabwägung."


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Abgesehen davon hängt die Höhe der Prämie auch davon ab, wie teuer die Ersatzteile sind und ob ein Fahrzeug einfach oder schwierig zu reparieren ist. Denn in der Regel wird auch die Arbeitszeit der Mechaniker mit einem gewissen Stundensatz übernommen.

Bessere Konditionen durch ADAC-Übernahme?

Die Übernahme der DTM durch den ADAC könnte nun dafür sorgen, dass die Versicherungsprämien für die Teams etwas niedriger ausfallen als unter der Führung der bisherigen DTM-Dachorganisation ITR. Denn der ursprüngliche DTM-Kalender hätte neben dem traditionellen "Schrottplatz" Norisring für 2023 auch noch das Stadtrennen in Vila Real in Portugal, wo es schon in TCR-Zeiten regelmäßig zu Massenkarambolagen kam, und den Salzburgring vorgesehen.

Dort kam es 1988 beim zweiten und bislang letzten DTM-Wochenende zu mehreren Massenkollisionen - und beide Rennen mussten wegen der Crashes annulliert werden. Daher hätte auf drei von acht Strecken extreme Crashgefahr bestanden. im tatsächlichen Kalender des ADAC fehlen aber Vila Real und Salzburg, während der Norisring als Klassiker nicht fehlen darf.

Dazu kommt, dass die ITR und der bisherige Renndirektor Scot Elkins ursprünglich an den Indy-Re-Starts in engen Zweierreihen festhalten wollte, die - so zumindest der allgemeine Tenor im Fahrerlager - ebenfalls vermehrt für Unfälle sorgten. Der ADAC will währenddessen die Indy-Re-Starts abschaffen und nur den Start in engen Zweierreihen durchführen, während nach einer Neutralisierung ein klassischer Safety-Car-Restart zur Anwendung kommen soll.

Kann ich Auto nur für Norisring versichern?

Ob es möglich ist, ein Auto für ein spezielles Rennen wie zum Beispiel am Norisring zu versichern, bei dem die Gefahr eines Schadens besonders hoch ist? "Es gibt Versicherungen, die sagen: Ein Einzelevent versichern wir gar nicht", gibt Jäger Einblicke.


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"Wenn du dein Auto nur für die 24 Stunden am Nürburgring versichern willst, dann wird das schwierig. Normalerweise ist das immer ein gewisses Paket - eine Serie oder mehrere Events - weil die Versicherung natürlich Hochrisiko-Fälle auch nicht haben will."

Nach jedem Zwischenfall, bei dem die Versicherung den Schaden abdecken muss, steigt übrigens der Selbstbehalt für die Teams. Wenn die Kosten zu hoch werden, ist es durchaus üblich, dass die Versicherung den Vertrag kündigt und aussteigt.

Apropos Hochrisiko-Fälle: Beim GT-Klassiker in den engen Gassen von Macau, bei dem ebenfalls regelmäßig viel Schrott produziert wird, soll eine Versicherung eine Prämie in Höhe von 50.000 Euro pro Lauf verlangt haben. Da kann man verstehen, dass manche Teams auf Risiko setzen, denn ein komplettes GT3-Auto bekommt man ab 400.000 Euro.