• 28.07.2008 01:22

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Scheiders frustrierte Bilanz: "Ein Sch...-Tag"

Timo Scheider konnte sich über die verteidigte Tabellenführung nur mäßig freuen: Er war frustriert über die Reifenwahl und mächtig sauer auf Gary Paffett

(Motorsport-Total.com) - Timo Scheider ist normalerweise in dieser Saison der Strahlemann der DTM. Doch nach dem Rennen am Nürburgring - seinem Heimrennen - waren ihm Wut und Frustration mehr als deutlich anzusehen. Schon die Qualifikation lief für Scheider nicht nach Plan: Anders als seinen Audi-Kollegen war ihm das Wetterglück nicht hold und er musste sich mit Startplatz neun begnügen. Daraus wurde im Rennen ein fünfter Platz und eine verteidigte Tabellenführer - was auf dem Papier gar nicht so schlecht aussieht.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Nichts als Frust beim Heimrennen: Timo Scheider war mal nicht der Strahlemann

Doch die Art und Weise, wie es dazu kam, verhagelte dem Strahlemann die Laune. Alles begann, als er wie seine Kollegen auf Regenreifen auf der trockenen Startaufstellung stand. "Ja, was soll ich sagen", begann Scheider gegenüber 'Motorsport-Total.com' mit seiner frustrierten Bilanz. "Erst einmal haben wir mit der Wettervorhersage daneben gegriffen. Wir haben schon sehr gute Erfahrungen mit den Jungs gemacht, die für uns das Wetter vorhersagen und haben darauf vertraut und sind deshalb auf Regenreifen losgefahren. Und das war heute leider ein Griff ins Klo. Das kommt vor, das ist dumm gelaufen, wir haben extrem daneben gegriffen."#w1#

Während der Einführungsrunde funkte der Wettermann an den Audi-Kommandostand, dass der erwartete Regen erst einmal ausbleibt. In der Folge wurde Scheider sofort zur Box beordert, bekam Slicks und musste aus der Boxengasse hinter dem Feld starten. Gemeinsam mit Mattias Ekström, für den das Gleiche galt, startete er eine Aufholjagd. Als es in der Schlussphase des Rennens wirklich stark zu regnen begann, legte Scheider einen vierten Boxenstopp ein, um Regenreifen zu holen. So sicherte er sich noch den fünften Platz und vier wichtige Punkte.

"Das war heute leider ein Griff ins Klo." Timo Scheider

"Am Ende muss ich sagen, dass vier Boxenstops ganz klar zwei zuviel sind", resümierte Scheider. "Deshalb muss ich sagen: Scheißtag für uns unter'm Strich. Es hätte mehr daraus werden können, aber mit P5 bin ich noch mit einem blauen Auge davon gekommen nach meiner P9 Im Qualifying, wo ich schon Pech hatte."

Sauer auf Gary Paffett

Dazu kam der Fight gegen Mercedes-Jahreswagen-Pilot Gary Paffett, der am Ende vor Scheider Vierter wurde. Dabei habe es "Situationen mit Gary Paffett gegeben, die ziemlich überflüssig waren", schimpfte Scheider spürbar sauer. Acht Runden vor Schluss rammte Paffett den Audi-Piloten so, dass der einen Teil seiner Heck-Aero verlor.

Timo Scheider, Gary Paffett

Da flogen die Teile: Timo Scheider und Gary Paffett im Nahkampf Zoom

"Jetzt habe ich gerade noch die Bilder gesehen, da kann ich nicht viel zu sagen", ereiferte sich Scheider weiter. "Ziemlich peinlich für Gary Paffett, muss ich sagen. Da sollten sich die Sportkommissare noch einmal die Bilder anschauen. Denn als jemand, der mit der Meisterschaft nicht unbedingt etwas zu tun hat, so etwas mit dem Meisterschaftsführenden zu machen, ist schon ein bisschen überflüssig." Die Sportkommissare hatten das durchaus beobachtet - Paffett wurde verwarnt, ebenso wie Mattias Ekström, der ebenfalls in schadensreiche Fights mit dem Briten verwickelt war.

Die Zwistigkeiten hatten ein Ende, als Scheider fünf Runden vor Schluss noch einmal die Box ansteuerte und Regenreifen holte. Der Stopp kostete den Audi-Piloten nur einen Platz, als Sechster war er abgebogen, als Siebter wieder auf die Strecke gekommen. Mit den Regenreifen konnte er dann noch Bruno Spengler und Ekström überholen und als Fünfter ins Ziel kommen.

Wenn, dann volles Risiko

"Wir haben einfach volles Risiko genommen und haben gesagt 'entweder es reicht oder es reicht nicht'", sagte Scheider über den letzten Reifenwechsel. "Wir haben das Risiko heute ganz klar schon beim Start genommen mit den Regenreifen und haben dann gesagt 'entweder volles Risiko oder gar kein Risiko'. Ich muss sagen, dass es vielleicht die richtige Entscheidung war." Die richtige Entscheidung aus mehreren Gründen: "Wer weiß, was mit Gary, Mattias Ekström und mir noch passiert wäre. Nach der Gangart, die Gary Paffett so an den Tag gelegt hat, war es vielleicht die richtige Entscheidung, am Ende noch mit Regenreifen zu fahren."

"Ich denke, momentan ist die Batterie bei mir ziemlich leer." Timo Scheider

Ein kleines Trostpflaster war für Scheider, dass er immer noch mit vier Punkten Vorsprung die DTM-Tabelle anführt. Allerdings nur ein ganz kleines Trostpflaster: "Das ist wirklich positiv und darüber freue ich mich auch, ganz klar. Aber das ist auch das Einzige, worüber ich mich heute freuen kann."

Nach dem verkorksten Heimwochenende ist es für Scheider nun an der Zeit, abzuschalten: "Ich gehe jetzt in Urlaub. Ich denke, momentan ist die Batterie bei mir ziemlich leer. In der Situation, in der ich im Moment bin als Meisterschaftsführender habe ich auch das eine oder andere zu tun. Ich habe auch neben dem Rennsport verschiedene Aufgaben, die ich erledige. Jetzt werde ich am Dienstag noch einen Werbespot drehen und mit meiner Frau Jasmin noch eine Geschichte für's Fernsehen machen und dann geht es ab in den Urlaub, eine Woche lang und Auftanken."