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Scheider: "Ralf schlägt sich ausgezeichnet"
Oschersleben-Sieger Timo Scheider im Interview über Audi-Dominanz, Titelchancen und Superstar Ralf Schumacher
(Motorsport-Total.com/sid) - Bei Timo Scheider scheint mit Beginn der neuen DTM-Saison der Knoten endgültig geplatzt zu sein. Viele Jahre hat der Audi-Pilot auf seinen ersten Sieg in der Deutschen Tourenwagen Masters warten müssen, am vergangenen Rennwochenende in Oschersleben war es dann endlich soweit. Scheider feierte einen souveränen Erfolg und trieb die aktuelle Dominanz der 2008er Audi-Fahrzeug auf die Spitze. Im Interview erklärte der 29-Jährige, wie sich sein erster DTM-Erfolg anfühlte.

© xpb.cc
Timo Scheider hat 80 Rennen lang auf seinen ersten Sieg warten müssen
Frage: "Erster Sieg in der DTM und die Nummer eins in der Gesamtwertung - Sie müssten im Moment rundum glücklich sein..."
Timo Scheider: "Na klar. Der erste Sieg und dazu die Tabellenführung, das ist ein Traum im Doppelpack. Die Wartezeit war bei mir mit knapp 80 Rennen zwar ein bisschen lang, aber umso schöner ist es, dass sich die ganze harte Arbeit und die Geduld jetzt ausgezahlt haben."#w1#
Glückwünsche aus der ganzen Welt
Frage: "Wie viele Glückwünsche haben Sie nach dem Sieg bekommen?"
Scheider: "Schon als ich von er Siegerehrung zurückkam, waren auf meinem Handy 87 Kurzmitteilungen. Die E-Mails konnte ich bis jetzt noch gar nicht alle lesen."
Frage: "Was waren die schönsten Glückwünsche?"
Scheider: "Die allerschönsten waren natürlich die gleich nach der Zieldurchfahrt: von meinem Team, meinen Mechanikern, Sportchef Dr. Ullrich und die von meiner Verlobten Jasmin. Aber ich habe mich auch über viele Nachrichten gefreut, die zum Teil von Fahrerkollegen aus Australien oder ehemaligen Teams kamen. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man sieht, dass sich so viele Menschen mit einem freuen."
Frage: "Wo steht Ihr erster DTM-Siegerpokal jetzt?"
Scheider: "Im Zimmer von meinem Sohn Loris. Nach dem zweiten Platz in Hockenheim hat er gesagt, dass er noch einen größeren Pokal haben möchte - jetzt musste er extra seine Fensterbank aufräumen, um Platz dafür zu schaffen."
DTM-Titel im Bereich des Möglichen
Frage: "Wie realistisch ist für Sie der Titelgewinn in diesem Jahr?"
Scheider: "Natürlich weiß ich: Viel besser als mit 18 von 20 möglichen Punkten nach den ersten beiden Rennen hätte es bis jetzt kaum laufen können. Aber für eine Prognose ist das Finale noch viel zu weit weg. Unsere Performance stimmt, wenn es so weitergeht, dann bin ich vielleicht in der Lage, ein Wörtchen mitzureden."
Frage: "Audi hat die ersten beiden Rennen dominiert. Haben Sie damit gerechnet?"
Scheider: "Damit gerechnet nicht, aber natürlich sehr gehofft. Audi Sport hatte im Winter die spannende Aufgabe, aus dem neuen Serien-A4 einen schnellen und starken Bruder für die Rennstrecke zu entwickeln. Das war eine große Herausforderung. Aber wie eigentlich immer, wenn es um große Herausforderungen geht, haben die Jungs einen tollen Job gemacht."
Frage: "Wer sind Ihre schärfsten Rivalen im Titelrennen?"
Scheider: "Zunächst natürlich meine Teamkollegen, schließlich kämpfen sie mit den gleichen Waffen. Aber auch unsere Freunde aus Stuttgart darf man nie unterschätzen, denn sie werden die beiden Niederlagen sicher nicht auf sich sitzenlassen wollen. Ich glaube, in der Mercedes-Mannschaft werden sich in Bruno Spengler und Paul di Resta die beiden Youngster in den Vordergrund fahren."
Frage: "Alles redet seit Wochen nur von Ralf Schumacher. Nervt Sie das?"
Scheider: "Überhaupt nicht. Ich glaube, dass Ralf der ganzen DTM gut tut. Das habe ich auch ganz persönlich gemerkt, weil das Medien-Echo und Interesse nach unseren beiden Audi-Siegen noch größer war als in den Jahren zuvor."
Lob für Ralf Schumacher
Frage: "Wie schlägt sich Ralf Schumacher für einen DTM-Anfänger?"
Scheider: "Ich finde, Ralf schlägt sich ausgezeichnet. Obwohl man ihm natürlich Zeit geben muss, macht er schon Fortschritte. Ich erlebe ihn an den Rennwochenenden und bei anderen Terminen als sehr herzlichen Menschen, der Ratschläge annimmt und sie auch von anderen fordert. Aber er muss jetzt auch die Vorschuss-Lorbeeren rechtfertigen, die er als einer der erfolgreichsten deutschen Rennfahrer bekommen hat. Dass man auch als Rookie in einem Vorjahresfahrzeug ganz vorne dabei sein kann, zeigt ja auch der starke Auftritt von unserem Oliver Jarvis."
Frage: "Macht es besonders Spaß, einen Superstar wie Ralf Schumacher zu überholen und zu besiegen?"
Scheider: "Wen ich besiegen muss, ist mir eigentlich egal - da gibt es neben Ralf noch 18 weitere Jungs und Mädels, bei denen das schwierig genug ist. Aber sich jetzt in der DTM bei den Zweikämpfen mit einem Schumacher duellieren zu können, ist natürlich schon eine tolle Sache."
Frage: "Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve hat Interesse an der DTM gezeigt. Was würden Sie ihm raten?"
Scheider: "Er soll es einfach ausprobieren. Die Autos haben eine tolle Technik und viel Abtrieb, das Fahrerfeld ist auf einem sehr hohen Niveau, die Zuschauer sind begeistert - ich bin sicher, dass jemand wie Jacques viel Freude in der DTM haben würde."
Mehr Hersteller für mehr Action?
Frage: "Profitiert die DTM von großen Namen wie Ralf Schumacher oder sollte man stattdessen lieber auf junge Talente setzen?"
Scheider: "Ich glaube, der Mix muss einfach stimmen. Und das ist in der DTM absolut der Fall. Wir haben echte Stars wie Ralf Schumacher, den siebenmaligen Le-Mans-Sieger Tom Kristensen oder Mattias Ekström, der das Race of Champions gegen Michael Schumacher gewonnen hat. Und auf der anderen Seite haben wir hungrige Youngster wie Oliver Jarvis oder Bruno Spengler. Diese Zweikämpfe faszinieren auch die Zuschauer."
Frage: "Seit Jahren gibt es in der DTM nur ein Duell: Mercedes gegen Audi. Braucht diese Serie zum langfristigen Überleben noch weitere Hersteller?"
Scheider: "Ich glaube, eine Serie definiert sich nicht über die Anzahl der Hersteller. Wir haben zwei sehr namhafte Marken, dazu 19 Fahrer in einem Top-Starterfeld, tollen Sport, viele Zuschauer an den Rennstrecken und vor den Fernsehern. Natürlich würden weitere Hersteller noch mehr Abwechslung und Spannung mitbringen, deshalb ist jeder herzlich willkommen."

