• 23.02.2008 08:28

  • von Britta Weddige

Scheider: "Ja, ich will Meister werden!"

Timo Scheider erläutert im Interview, wie es 2008 richtig gut für ihn laufen kann, wie die Vorbereitungen vorangehen und was er von den Neuerungen hält

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Timo, du bist nun schon eine Weile bei Audi und gehst jetzt in deine zweite Saison im Neuwagen. Stellt sich da eine Art Routine ein?"
Timo Scheider: "Ich denke, dass es auf jeden Fall so ist, dass zu einem gewissen Teil die Routine mitspielt, das ist gar keine Frage. Man hat schon Erfahrungen und Erlebnisse bei Audi gemacht, und ich freue mich nun riesig auf mein zweites Jahr im Neuwagen."

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Entschlossen: Timo Scheider will 2008 um den DTM-Titel mitfahren

"Ich hoffe, dass ich das Gelernte umsetzen kann, denn in meinem ersten Jahr im Neuwagen war die erste Saisonhälfte ziemlich holprig, dafür war die zweite Saisonhälfte umso besser. Deshalb ist die Vorfreude groß, denn ich habe einiges gelernt und konnte das teilweise schon in der zweiten Saisonhälfte umsetzen. Wenn ich die Routine und Erfahrung aus dem vergangenen Jahr 2008 nutzen kann, dann muss es ein gutes Jahr werden."#w1#

Platz nach dem ersten Podium der Knoten?

Frage: "Beim letzten Saisonrennen 2007 hast du endlich deinen ersten Podiumsplatz geholt. Hoffst du, dass damit der Knoten endgültig geplatzt ist? So wie bei Jamie Green, der auf seinen lang ersehnten ersten Sieg gleich den zweiten folgen ließ?"
Scheider: "Ja, das hoffe ich das natürlich. Es war im Unterbewusstsein immer eine Hürde, die man nehmen wollte, und jeder hat davon gesprochen, dass es nicht sein kann, dass es noch nicht so weit gekommen ist. Ich habe es ja selbst so gesehen, dass es von der Performance her schon lange hätte eintreten können und müssen, egal ob Podiumsplätze oder auch ein Sieg."

"Ich hoffe und gehe auch davon aus, dass bildlich gesprochen jetzt das Rad ins Rollen gebracht wurde." Timo Scheider

"Es ist natürlich angenehmer, jetzt zu wissen, dass es einem gelungen ist und dass man sich darüber keine Gedanken mehr machen muss. Ich hoffe und gehe auch davon aus, dass bildlich gesprochen jetzt das Rad ins Rollen gebracht wurde. Ich möchte an die Leistung von 2007 anschließen, vor allem an die zweite Saisonhälfte. Wenn ich das schaffe, dann bin ich auch automatisch ein Meisterschaftskandidat."

Frage: "Damit ist die Frage nach deinem Saisonziel auch beantwortet..."
Scheider: "Ja, die Meisterschaft ist immer das Ziel! Wenn das nicht so wäre, dann wäre ich in der DTM falsch. Und ich glaube, dass ich gezeigt habe, dass ich es kann und dass es mit dem guten Teamwork bei Audi auch möglich ist, Meister zu werden. Ja, ich will Meister werden!"

Frage: "Welchen Eindruck hast du vom neuen Audi A4 DTM?"
Scheider: "Ich bin mit dem neuen Auto noch nicht gefahren. Ich bin bisher Vergleiche mit dem Vorjahresauto gefahren und ich freue mich schon auf die ersten Meter im neuen Auto. Ich habe es zumindest schon gesehen und ich kann nur eines sagen: Das Auto wird sehr spektakulär und sehr schön werden."

Frage: "Wie schätzt du das Kräfteverhältnis zwischen den Neuwagen und den Gebrauchtwagen in der kommenden Saison ein? Wird es wieder so eng zugehen wie im vergangenen Jahr? Vielleicht noch enger?"
Scheider: "Der Saisonbeginn im vergangenen Jahr war in der Hinsicht ja kaum zu toppen, denn da war ja alles möglich. Da konnte man mit einem Vorjahresfahrzeug - oder wie Paul di Resta sogar mit dem Zweijahreswagen - ganz vorn fahren. Gary Paffett konnte sogar mit dem Vorjahresfahrzeug ein Rennen gewinnen. Ich gehe davon aus, dass es 2008 ähnlich sein wird."

Von Beginn an konkurrenzfähig?

"Allerdings muss man dazu auch sagen, dass wir mit dem ganz neuen Audi A4 antreten. Damit müssen wir natürlich auch erst einmal Erfahrungen sammeln. Ich gehe aber davon aus, dass wir schon in Hockenheim sehr gut aufgestellt sind und hoffe, dass wir gleich konkurrenzfähig sind und auf Anhieb um Siege mitkämpfen können. Mercedes hatte Anfang 2007 mit der neuen C-Klasse seine Probleme - wir hoffen, dass wir das gleich für das erste Rennen richtig auf die Reihe bekommen."

"Man ist als Vorjahresfahrzeug natürlich auch strategisch genutzt worden." Timo Scheider

Frage: "In der kommenden Saison sollen auch Boxenstoppfenster eingeführt werden. Wie ist deine Meinung dazu?"
Scheider: "Ich spreche da sowohl aus der Sicht eines Neuwagenpiloten als auch aus der Sicht eines Jahreswagenfahrers, der ich ja auch einmal war. Als Vorjahreswagenfahrer möchte man sich auch beweisen und zeigen, was man kann. Man ist als Vorjahresfahrzeug natürlich auch strategisch genutzt worden, um für Audi oder auch für Mercedes die bestmögliche Strategie zu haben. Das war legitim, aber das wird es wohl 2008 nicht mehr geben."

"Wir bekommen die Boxenstoppfenster, in denen die Stopps nach meinen Informationen in kürzester Zeit, was Runden betrifft, absolviert werden müssen. So ein Boxenstopp muss innerhalb von zwei bis drei Runden absolviert werden, auf dieses Fenster werden wir uns wohl einstellen müssen. Damit wird es das Thema nicht mehr geben, dass man mit Vorjahresfahrzeugen etwas längere Stints fährt, um die anderen aufzuhalten. Mich persönlich freut das, denn ich bin schon auch ein Freund davon, dass jeder die Performance, die er hat, auch zeigen soll und zeigen kann."

Frage: "Kürzlich hat sich das Audi-Team zum traditionellen Wintercamp im Allgäu getroffen. Wie war's?"
Scheider: "Es war eine schöne Woche, wir hatten zusammen sehr viel Spaß und das Trainingsprogramm wurde im Vergleich zum vergangenen Jahr weiter optimiert und verändert, was die Trainingsmethoden und das Teamwork angeht. Es hat wieder einiges gebracht, was gerade vor der Saison sehr wichtig ist. Man findet zusammen, kann sich austauschen und gute Zeit miteinander verbringen."

Frage: "Die Woche dient auch dem Teambuilding. Haben sich denn die Neuzugänge schon in der Audi-Familie eingelebt?"
Scheider: "Ja, die Neuen sind gut aufgenommen worden und haben sich toll integriert. Ich denke, dass auch sie sich auf ihre Aufgabe freuen. Sie haben gesehen, dass es bei uns menschlich und familiär zugeht. Von daher freue ich mich schon auf die Zusammenarbeit mit allen."

Vorfreude auf Ralf Schumacher

Frage: "Ralf Schumacher ist neu in die DTM gekommen. Du kennst ihn gut durch euren früheren gemeinsamen Manager Willi Weber..."
Scheider: "Ja, erst einmal herzlich willkommen! Ich freue mich auf Ralf. Er tut der DTM natürlich gut, keine Frage. Einen Schumacher in der DTM zu haben, ist sicher etwas Gutes. Ich freue mich auf die Zweikämpfe mit ihm. Er ist sicher auch jemand, der sich erst an die Gegebenheiten in der DTM, was die Fahrweise und die Abstimmung betrifft, gewöhnen muss, das hat er ja auch schon gesagt."

Timo Scheider und Martin Tomczyk

Timo Scheider beim Ball des Sports mit seinem Teamkollegen Martin Tomczyk Zoom

"Es wird mit Sicherheit keinen geben, der es ihm einfach macht, und ich freue mich, dass er kommt, denn dann wird er sehen, was es außerhalb der Formel 1 noch für spannende Rennserien gibt. Und dann wird er sicher die Meinung bestätigen können, dass die DTM die beste Tourenwagenserie Europas oder sogar weltweit ist."

Frage: "Welche drei Wünsche hast du für das Jahr 2008?"
Scheider: "Mein erster Wunsch ist, dass in meiner Familie alle gesund bleiben - das ist immer das Wichtigste, denn das kann man sich nicht kaufen. Gesundheit für meine Familie ist also das Wichtigste. Dann wünsche ich mir eine gute Saison, an deren Ende ich den Meistertitel habe. Das reicht mir schon, ich brauche gar keine drei Wünsche."

"Es genügt, wenn am Ende der Saison Siege herausspringen und ich weiß, dass ich alles gegeben habe. Sollte es am Ende dann doch nicht der Meistertitel sein, dann wäre das zwar schade, aber solange man weiß, dass man das Maximum gegeben hat und einfach nicht mehr möglich war, kann man mit sich zufrieden sein, und dann reicht das auch für 2008."