Scheider: "Haben uns klassisch verzockt"
Timo Scheider und sein Team haben sich in Q1 verpokert - Statt auf dem Weg zur vorzeitigen Titelverteidigung findet er sich auf Startplatz 16 wieder
(Motorsport-Total.com) - Frankreich scheint ein Pflaster zu sein, das für Timo Scheider immer wieder Dramen bereit hält. Im vergangenen Jahr hatte er in Le Mans schon den Matchball im Titelkampf, doch im französischen Regen strauchelten er und Audi massiv, so dass er mit nur noch zwei Zählern Vorsprung auf Paul Di Resta zum Finale nach Hockenheim kam.

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Timo Scheider musste sich schon nach Q1 aus dem Qualifying verabschieden
Und in diesem Jahr scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Scheider kann mit 14 Punkten Vorsprung auf Gary Paffett (Mercedes) und zwölf Punkten Vorsprung auf seinen Audi-Markenkollegen Mattias Ekström ebenfalls schon vorzeitig den Sack zu machen. Doch nach der Qualifikation von Dijon sieht es nicht mehr so aus, als ob der Titelverteidiger nach dem morgigen Rennen schon den Meisterchampagner köpfen darf - denn er steht nur auf Startplatz 16, während Ekström als Vierter und Paffett als Achter die Aussicht auf Punkte haben.#w1#
Nach Q1 war der Optimismus in der Scheider-Box einer maßlosen Enttäuschung gewichen. Wieder war es der französische Regen, der dem Wahlösterreicher einen Strich durch die Rechnung machte. Im Nieselregen entschieden er und sein Team am Ende von Q1, nur nachzutanken, aber keine frischen Reifen aufzuziehen und stattdessen noch einen Versuch auf angefahrenen Pneus zu starten. Das ging komplett schief. Scheider schied aus, konnte nur noch zuschauen und musste hoffen, dass sich seine Rivalen nicht ganz vorn platzieren.
"Wir haben uns klassisch verzockt", so Scheider danach in der 'ARD'. "Wir haben uns entschieden, keine neuen Reifen aufzuziehen, sondern es mit den Gebrauchten zu versuchen. Was soll ich machen? Es ist halt jetzt so. Da gibt auch es nicht viel zu analysieren, wir wissen, woran es gelegen hat, das ist natürlich extrem enttäuschend."
Allen im Team ist klar: Dieser herbe Fehler wurde gemeinsam gemacht. "Wir gewinnen und verlieren zusammen. So gewinnt man den Titel oder verliert man den Titel", erklärte Scheider niedergeschlagen. "Das geht nur zusammen mit allen, die alle anpacken und alle Entscheidungen treffen. Und manchmal trifft man eben Fehlentscheidungen, das war heute so."
Noch hat er den Titel jedoch nicht verloren. Er wird auf alle Fälle als Tabellenführer zum Finale nach Hockenheim kommen, im für ihn ungünstigsten Fall eben wieder nur mit zwei Punkens Vorsprung auf Ekström. Und das Rennen ist noch lang: Scheider wäre sogar bei einer Nullnummer vorzeitig in Dijon Meister, wenn Ekström auf Platz acht oder dahinter ins Ziel kommt und wenn Paffett nicht besser abschneidet als Rang sechs.
Für Scheider selbst wird es schwer, von Platz 16 aus nach vorn in die Punkte zu kommen. "Das werden wir sehen. Klar ist der Kurs nicht überholfreundlich, aber jetzt kann ich ja befreit auffahren", sagte er. Und vor sich hat er erst einmal vier Markenkollegen, die auch nicht mehr Gegenwehr leisten werden als unbedingt nötig.

