• 17.08.2007 11:34

  • von Britta Weddige

Scheider: "Die Gangart ist momentan sehr hart"

Exklusiv-Interview Teil 1: Audi-Pilot Timo Scheider zieht Zwischenbilanz, fordert Änderungen bei den Stopps und unterscheidet faire von unfairen Manövern

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Timo, für Dich ist das die erste Saison im Neuwagen. Wie fällt deine Bilanz bisher aus?"
Timo Scheider: "Für mich sind in dieser Saison zwei Aspekte wichtig. Zum einen ging es für mich darum, im Qualifying dieselbe Performance zu bringen wie meine Teamkollegen in den Neuwagen. Ich musste überhaupt erst einmal zeigen können, wie schnell ich bin. Und da fällt mein Resümee nach zwei Dritteln der Saison sehr positiv aus. Mit meiner Qualifyingperformance bin ich, wenn ich mit meinen Teamkollegen vergleiche, bis zum jetzigen Zeitpunkt sehr zufrieden. Die Pole Position in Zandvoort war dabei wohl sicher auch das i-Tüpfelchen. Natürlich hatte auch ich Runden oder Qualifyings dabei, die nicht perfekt waren, das ist keine Frage. Aber was die reine Qualifyingperfomance angeht, bin ich bisher zufrieden, abgesehen von ein paar Ausnahmen, wo es nicht so gut lief."

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Timo Scheider hat in dieser Saison schon aufregende Rennen erlebt

"Der zweite Aspekt ist die Rennperfomance. Die ist momentan 'befriedigend', würde ich sagen. Der Performance als solche ist schon im grünen Bereich. Aber ich hatte auch drei Nullrunden in Folge, drei Rennen, bei denen in der ersten Runde schon etwas passiert ist, mal mit Verschulden meinerseits, mal ohne mein Verschulden. So etwas bringt einen dann natürlich um die Meisterschaftschancen. Von daher ist es schade, dass ich in diesen drei Rennen nicht auch punkten konnte. Es begann schon unglücklich beim Saisonauftakt in Hockenheim, wo mir ein sicher geglaubter Podestplatz oder zumindest viele Punkte noch in der letzten Runde 'kaputtgemacht' wurden. Diesen Punkten läuft man dann schon von Anfang an hinterher. Und wenn man in den ersten ein, zwei oder drei Rennen nicht mitpunkten kann, ist es sehr schwer, sich in der Meisterschaft wieder zurückzumelden."#w1#

"Saison war von daher gesehen ein Auf und Ab"

"Die Saison war von daher gesehen also ein Auf und Ab für mich. Von der Performance her hatte ich hatte meinen Tiefpunkt beim Rennen in Brands Hatch. Danach folgten dumme Unfälle, zum Beispiel in Mugello. Aber in Zandvoort ging der Trend ganz klar wieder nach oben. Das Rennen dort war sehr gut für mich. Leider lagen wir mit der Strategie etwas daneben, was uns zur Mitte des Rennens etwas ins Hintertreffen gebracht hat. Da hing ich dann nach dem Boxenstopp hinter ein paar Mercedes fest, die mich sehr viel Zeit gekostet haben. Das war schon ein bisschen enttäuschend, weil ich das ganze Wochenende über in Zandvoort dominiert hatte, ich war in allen Trainingssitzungen und im Qualifying Schnellster. Das war schon etwas Besonderes und vom reinen Speed her hätte ich das Rennen auch gewinnen können. Doch letztlich hatten wir, wie schon gesagt, mit der Strategie etwas Pech - aber so ist das in der DTM. Wenn nicht alles zu 100 Prozent zusammenpasst, dann steht man nicht auf dem Podium."

Frage: "Diesen Punkt haben schon viele der Top-Piloten angesprochen. Die Faustregel ist: Je früher man stoppt, desto besser. Aber viele der Spitzenfahrer klagen darüber, dass sie noch so schnell sein können, aber oft zurückgeworfen werden, weil sie hinter Hinterbänklern, die noch nicht beim Boxenstopp waren, viel Zeit verlieren. Auch viele Zuschauer verstehen nicht, warum die Favoriten plötzlich im hinteren Mittelfeld fahren. Kann man da irgendetwas daran ändern?"
Scheider: "In meinen Augen muss man daran sogar etwas ändern - und zwar egal, ob man es nun aus Sicht eines Neuwagen- oder eines Gebrauchtwagenpiloten sieht. Für jemanden wie mich, der im aktuellen Auto sitzt, ist es natürlich immer schade, wenn man auf jemanden aufläuft, der seinen Boxenstopp herauszögert. Beziehungsweise auf jemanden aufläuft, bei dem die Strategie des Herstellers so ausgelegt ist, dass für die nachfolgenden schnellen Piloten etwas Verkehr erzeugt wird. Das ist ja auch legitim und das werden auch beide Hersteller immer nutzen."

"Das ganze Feld sollte in drei bis fünf Runden seinen Boxenstopp absolviert haben müssen." Timo Scheider

"Aber das ist auch ungünstig für den Piloten, der im Vorjahreswagen sitzt. Wenn er lang draußen bleiben muss, ist seine Performance auch ein bisschen geschmälert. Deshalb denke ich, dass wir künftig in den Rennen Boxenstoppfenster brauchen. Das ganze Feld sollte in drei bis fünf Runden seinen Boxenstopp absolviert haben müssen, damit es nicht passiert, dass man gleich wieder aufläuft, wenn man aus der Box kommt. Denn dieses Auflaufen verzerrt das gesamte Renngeschehen ein bisschen. Ich als Fahrer würde mir etwas anderes wünschen, nämlich dass wir auf der Strecke um die Positionen kämpfen können und nicht im Verkehr wertvolle Sekunden verlieren. Der Kampf um die Spitzenplätze, der bei normalen Verhältnissen gegeben wäre, geht momentan etwas verloren."

Manöver mit Spengler "war Kategorie Racing"

"In manchen Zeitungen wurde auch geschrieben, dass man in anderen Rennserien wie zum Beispiel der WTCC, darüber gar nicht diskutieren würde." Timo Scheider

Frage: "Du hast auch schon angesprochen, dass dir in Hockenheim ein gutes Ergebnis in der letzten Runde 'kaputtgemacht' wurde. Das war damals Bruno Spengler, und auch in Zandvoort seid ihr wieder aneinander geraten. Nur machte er diesmal dir heftige Vorwürfe. Klar ist, dass die Fans Action sehen wollen, aber wo würdest du die Grenze ziehen zwischen einem legalen Manöver und einem, das zu weit geht?"
Scheider: "Man muss immer versuchen, so ein Manöver aus beiden Blickwinkeln zu sehen und neutral zu beurteilen. Es ist natürlich klar, dass Bruno Spengler und Mercedes in Zandvoort über den Positionsverlust enttäuscht waren. Es ist auch klar, dass ich meine Situation vielleicht etwas anders schildere. Aber ich denke, dass man mit einer gewissen Distanz an die Frage herangehen sollte, was okay ist und was nicht mehr. Und da muss ich ganz klar sagen, dass die Situation zwischen Bruno und mir ganz klar in die Kategorie Racing gehört. In manchen Zeitungen wurde auch geschrieben, dass man in anderen Rennserien wie zum Beispiel der WTCC, darüber gar nicht diskutieren würde."

"Die Gangart in der DTM ist momentan sehr hart, das stimmt schon. Der Bruno wusste ganz genau, dass ich hinter ihm und auch schneller war. Ich bin wohl 14 Runden hinter ihm gefahren. Er hat ausschließlich die Kampflinie gewählt. Wer weiß wie schwer es ist in der DTM zu überholen, dem war klar, dass ich nur mit viel persönlichem Einsatz vorbeikomme. Und das habe ich getan. Aber wenn Lackaustausch oder Kontakt dabei helfen, dass ich jemanden überholen kann, dann ist das für mich im Rahmen. Bei Manövern wie dem von Bruno in Hockenheim dagegen, wo man einen anderen einfach wegdreht, muss ich mich dann allerdings schon fragen, was noch fair und was schon unfair ist. Wenn ich jemanden wegdrehe und damit aus dem Rennen werfe, ist das für mich eine nicht mehr akzeptable Situation. Aber alles andere müssen die Sportkommissare beurteilen und in Zandvoort schien ich ja Recht gehabt zu haben, denn sonst hätte ich mit Sicherheit eine Verwarnung oder eine Strafe bekommen. Und wenn ich Rennsportfan wäre, würde ich mir den Lackaustausch natürlich wünschen, aber so, dass er im Rahmen bleibt und nicht unfair wird."

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