• 23.07.2008 10:14

  • von Mike Rockenfeller

Rockenfeller: "Hätte den Punkt verdient"

Audi-Pilot Mike Rockenfeller schildert in seiner Kolumne das Zandvoort-Rennen und spricht über Marscherleichterung, Speed und Hoffnungen für das Heimrennen

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',
Ich hatte mir für das Wochenende in Zandvoort viel vorgenommen. Ich wollte eine konstante Leistung zeigen, einfach meinen eigenen Ansprüchen genügen. Im ersten Test sah das Resultat nicht so gut aus, aber ich bin am Freitagmorgen auch als einziger keine neue Reifen gefahren. Deswegen war ich auch der schlechteste Audi-Pilot im Klassement. Im zweiten Test am Nachmittag habe ich wie alle anderen neue Reifen aufgezogen. Am Ende kam Platz sechs dabei heraus - aber das Wichtigste war, dass das Auto gut lief.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller

Mike Rockenfeller konnte in der laufenden Saison erst zwei Zähler holen

Im Freien Training am Samstagmorgen hatten wir zum ersten Mal am Zandvoort-Wochenende keine trockene Strecke. Es hat aber auch nicht richtig geregnet, sondern es waren eher wechselnde Bedingungen. Im Regen waren wir nicht so gut unterwegs, als es trockener wurde, ging es wieder besser. Aber davon habe ich mich nicht verrückt machen lassen. Wir wissen schließlich, welche Reifen wir wann gefahren sind und welches Programm wir absolvieren müssen.#w1#

Am Samstag hatte sich der Zeitplan nach hinten verschoben - das Qualifying fand erst am frühen Abend statt. Doch das macht für mich keinen Unterschied. Wer wie ich aus dem Langstreckensport kommt, hat mit so etwas keine Probleme. Wir können zu jeder Tageszeit fahren. In der Pause haben wir verschiedene Termine wahrgenommen und kurz vor dem Zeittraining habe ich - wie immer - begonnen, mich zu konzentrieren.

Plötzlich war das halbe Heck weg

Mit meinem zehnten Platz im Qualifying war ich durchaus zufrieden. Leider ist mir im zweiten Qualifyingteil ein Fehler in der vorletzten Kurve passiert. Ich bin in den Dreck geraten und habe mir dabei das halbe Heck abgerissen. Hinten dem Curb ist eine ziemliche Kante, an der sich das Heck richtiggehend "einhaken" konnte. Ich bin gleich an die Box gefahren, doch leider konnten wir dort den Wagen nicht reparieren. Deshalb haben wir einfach neue Reifen aufgezogen und ich bin wieder auf die Strecke.

Mike Rockenfeller vor Bernd Schneider

Mike Rockenfeller fuhr auf dem Dünenkurs in Zandvoort auf Rang zehn Zoom

Als ich aus der Box gekommen bin, kam es zu der Aktion mit Bernd Schneider. Er war der Meinung, ich hätte ihn mit Absicht in seinem Anlauf blockiert. Bernd kennt das Geschäft in der DTM ganz genau. Er versucht, meiner Meinung nach, von seinen eigenen Problemen abzulenken - schließlich fährt er einen 08er, neuen Mercedes. Zur Sache: Korrekt ist, dass ich mich auf meiner Aufwärmrunde für meinen nächsten Anlauf befand. Als ich ihn sah, bin ich nach links ausgewichen. Das ist auf den TV-Bildern eindeutig zu sehen. In Zandvoort liegt abseits der Ideallinie extrem viel Sand und Schmutz. Wer mit neuen Reifen durch diesen Schmutz fährt, braucht erst gar keinen Anlauf mehr zu unternehmen. Dass ihn das beeinträchtigt hat, mag sein - aber wir reden hier allenfalls über einige Tausendstel- oder vielleicht Hundertstelsekunden. Am Ende des Qualifyings lag ich mit einem aerodynamisch beschädigten Auto, was im Übrigen deutlich zu sehen war, noch vor ihm. Bereits zuvor fehlten ihm auf neuen Reifen acht Zehntel zur Spitze. Mit seiner Argumentation im Fernsehen lässt sich sein zwölfter Startplatz in einem neuen Auto also nicht erklären.

Ein turbulentes Rennen

Das Rennen begann für mich mit einem super Start und so konnte ich in der ersten Runde bereits zwei Plätze gutmachen. Damit lag ich auf dem achten Platz und hatte gute Chancen auf einen Punkt. Auf dieser Position hinter Jamie Green konnte ich mich bis zum ersten Stopp halten. Leider habe ich dann in der Box drei Sekunden verloren, da die Radmutter nicht draufgegangen ist. Drei Sekunden sind sehr viel und können einen schnell einen Platz kosten. Aber zum Glück bin ich noch vor Oliver Jarvis rausgekommen.

Von ihm konnte ich mich bis zu meinem zweiten Stopp wieder absetzen. Als ich dann aus der Box wieder auf die Strecke kam, lag ich vor Bernd Schneider. Allerdings kam ich in diesem dritten Stint mit meinem Reifensatz nicht zurecht und hatte nur wenig Grip. Deswegen konnte ich mich auch nicht von ihm absetzen. Ich verlor in einer Kurve Schwung und kam etwas von der Ideallinie ab. Bernd setzte sich neben mich. Ich verteidigte ganz normal meine Linie. Dass wir uns im Duell befanden und dabei leicht berührten, ist in einer solchen Situation normal. Kämpfen gehört eben dazu - niemand bekommt etwas geschenkt, auch nicht der fünfmalige Titelträger. Er hat sogar von der Situation profitiert, denn er lag am Ende vor mir. Es war eine leichte Berührung ohne Konsequenzen, wie es im Tourenwagen-Rennsport üblich ist. Deshalb kommen die Fans zur DTM. Es besteht also kein Grund zur Aufregung, schon gar nicht für Beschimpfungen.

Und dann war Winkelhock vorbei

Beim Rausbeschleunigen aus der Kurve haben wir uns berührt und beide den Schwung verloren. So konnte Markus Winkelhock uns kurz vor dem Ziel noch überholen. Leider habe ich dadurch einen Punkt verloren, den ich ganz dringend gebraucht und eigentlich auch verdient hätte. Aber Fehler darf man in so einer Situation einfach nicht machen. Das hat man auch bei Mattias Ekström am Norisring gesehen, dem in der letzten Runde dort auch ein Fehler unterlaufen ist. Trotzdem bin ich zufrieden, da ich das ganze Wochenende über schnell unterwegs war. Ich hoffe, dass ich das in die nächsten Rennen mitnehmen kann.

In zwei Wochen geht es für uns zum Nürburgring und damit zu meinem Heimrennen. Es wird nicht einfach für uns, aber ich freue mich sehr auf das Wochenende. Immerhin müssen wir nichts mehr zuladen, da wir am Maximum angekommen sind. Insgesamt hat uns die Gewichtsreduktion weitergeholfen und wir haben sie auch dringend gebraucht. Um ehrlich zu sein, hätten wir auch noch mehr gebraucht. Aber daran können wir eh nichts ändern.

Ihr
Mike Rockenfeller