• 08.05.2008 13:03

  • von Mike Rockenfeller

Rockenfeller: "Bin nicht der Typ, der aufgibt"

In seiner Kolumne blickt Audi-Pilot Mike Rockenfeller zurück auf Mugello und erklärt unter anderem, was in der ersten Kurve genau passiert ist

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com', leider hatte ich in Mugello Pech und konnte keine Punkte holen. Der Freitag war gar nicht so schlecht. Im ersten Freien Training habe ich einen Longrun gemacht, um zu sehen wie wir für das Rennen von den Reifen her aufgestellt sind. In Mugello ist das bei diesen Temperaturen immer ein bisschen grenzwertig. Im zweiten Freien Training bin ich dann mit neuen Reifen gefahren. Auch das war ganz gut. Ich war zwar am Freitag mit dem Handling nicht hundertprozentig zufrieden, aber wir haben dann für Samstagmorgen noch ein paar Änderungen vorgenommen.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller

Mike Rockenfeller musste seine Hoffnung auf Punkte in Mugello aufgeben

Am Samstagmorgen fährt man eine Qualifyingsimulation.Einerseits, dass ich mich darauf einstellen kann, andererseits aber auch um zu sehen, ob man schnell genug ist. Der erste "Schuss" am Samstagmorgen mit den neuen Reifen war sehr gut - da war es auch noch ein bisschen kühler. Am Ende des Trainings bin ich noch mit einem zweiten Satz Reifen gefahren. Da war es dann schon wärmer, die Temperaturen lagen mehr im Bereich der Qualifyingtemperaturen. Und da ging es nicht so gut, ich war nicht mehr so happy.#w1#

Für die Qualifikation haben wir dann nichts Großes geändert, aber noch ein paar Kleinigkeiten angepasst. Im Qualifying war ich dann leider nur Zehnter. Man muss aber auf der anderen Seite sagen, dass Alexandre Prémat, Markus Winkelhock, Oliver Jarvis und ich sehr eng beieinander lagen. Markus war ein bisschen schneller als wir, aber wir drei Anderen sind eigentlich die gleiche Zeit gefahren, da waren nur ein paar Hundertstelsekunden zwischen uns. Und auf dieser Strecke ist ein Unterschied von sieben Hundertstelsekunden oder einer Zehntel nichts. Das hängt davon ab, wie man die Runde erwischt. Ich war nicht so glücklich, weil ich natürlich der Beste im Vorjahreswagen sein wollte.

Verhängnisvolles Getümmel in der ersten Kurve

Erste Kurve Mugello

Da war es passiert: Mike Rockenfeller steht in der ersten Kurve quer Zoom

Ich wusste, dass ich im Rennen trotzdem in die Punkte fahren konnte, aber das Thema hatte sich nach der ersten Kurve leider schon erledigt. Ich hatte einen recht guten Start und bin außen neben Markus in die erste Kurve gegangen. Markus hat mich ein bisschen nach links gedrückt, was auch okay war, denn er hat ja seine Linie verteidigt. Neben mir war innen noch Martin Tomczyk. In Martin ist dann allerdings Bruno Spengler hinein gefahren. Er war derjenige, der mit Abstand den meisten Platz hatte, das war also völlig unnötig. Meiner Meinung nach war Bruno auch viel zu schnell. Er hat Martins Seite getroffen und Martin war leider neben mir - nur leicht neben mir, nicht ganz. Sonst wäre mir nicht so viel passiert. Martin war mit seinem Vorderrad auf Höhe meines Hinterrads. Er hat den Schubser von Spengler bekommen, ist dann ein Stück nach links gerutscht und mir hinten aufs Heck gefahren.

Mein Auto war dadurch schon beschädigt und ich habe mich gedreht. Spengler ist mir dann vorn noch mal gegen das Auto gefahren. Damit stand ich wieder in Fahrtrichtung, aber das Auto war danach so beschädigt, dass ich theoretisch hätte auch in die Box fahren können. Ich war so natürlich viel langsamer und hatte auch keine Chancen mehr auf Punkte. Aber ich bin nicht der Typ, der wegen so etwas aufgibt.

Doppelt ärgerlich

"Mal hast du Glück und mal hast du Pech. Das ist leider so, wenn man im Mittelfeld steht." Mike Rockenfeller

Leider ist das auch noch ausgerechnet bei einem Rennen passiert, bei dem die Audi-Jahreswagen sehr stark waren. Lieber wäre es mir gewesen, wenn mir jemand bei einem Rennen ins Auto gefahren wäre, in dem wir weniger Chancen auf Punkte gehabt hätten. Wenn man weiß, dass man Punkte holen konnte, ist so etwas natürlich doppelt ärgerlich. Aber es hilft ja nichts. Ich war sehr enttäuscht und traurig, dass es nicht funktioniert hat, das ist Rennsport. Es kann immer wieder passieren. Man kann auf der anderen Seite auch sagen, dass ich in Oschersleben beim Start Glück hatte. Da stand ich auch mittendrin und vor mir gab es einen Unfall. Ich konnte schön vorbei fahren und habe dadurch Plätze gut gemacht. Auf der anderen Seite hat Bruno Spengler keine Punkte geholt und von daher hat auch die Gerechtigkeit ein bisschen gesiegt. Ehrlich gesagt: Das passiert immer wieder. Mal hast du Glück und mal hast du Pech. Das ist leider so, wenn man im Mittelfeld steht. Da ist das Risiko solcher Situationen deutlich höher.

Das Warm Up fand in Mugello wieder eine Stunde früher statt als in den ersten beiden Saisonrennen. Ich denke, dass es sinnvoller ist, so zu fahren. Denn wenn du einmal ein Problem hast - abgesehen davon, dass man das Auto auch selbst kaputtfahren kann - dann hast du wenigstens noch die Zeit, das für das Rennen wieder zu beheben. Wenn kurz vor dem Rennen irgendetwas auftritt, dann ist dein Rennen im Prinzip auch schon gelaufen. Von daher macht es Sinn, das Warm Up etwas früher zu fahren.

Erst Ardennen, dann Lausitz

"Spa ist eine tolle Strecke, auf die ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe." Mike Rockenfeller

Für mich geht es nach Mugello ohne Pause weiter: Ich fahre an diesem Wochenende in der Le-Mans-Series in Spa-Francorchamps. Ich freue mich schon auf die LMS, Alexandre Prémat und ich sind Tabellenführer und wir kämpfen dort um die Meisterschaft, dann macht das natürlich noch mehr Spaß. Und Spa ist eine tolle Strecke, auf die ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe. Und danach geht es ja auch gleich weiter zum Lausitzring, wo das nächste DTM-Rennen ansteht.

Auch dieses Rennen werde ich angehen wie alle anderen: Ich hoffe, dass das Auto dort gut funktioniert, dass wir ein gutes Set-Up finden und dass ich dort mal wieder ein "normales" Rennen habe. Ich möchte Punkte holen, am besten die, die ich jetzt gegen die anderen verloren habe.

Bis zum nächsten Mal,

Ihr Mike Rockenfeller