Paffett versus Tomczyk: Bis der Diffusor fliegt
Martin Tomczyks Rennen war nach Gary Paffetts "Heckkuss" gelaufen, Paffetts Podestchance durch die Strafe dahin und Jamie Green lauernder Zuschauer
(Motorsport-Total.com) - Rundenlang klebte Gary Paffett im Heck von Martin Tomczyk. Die beiden lieferten sich im ersten Stint des Rennens in Oschersleben einen erbitterten Fight um den sechsten Platz. Paffetts Mercedes war schneller als Tomczyks Audi und der Brite konnte sehr schnell aufschließen. Doch er kam nicht vorbei - bis er es in der siebten Runde mit der Brechstange versuchte, unsanft an Tomczyks Heck anklopfte und sich damit doch noch vorbeidrücken konnte.

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Da war der Diffusor weg: Gary Paffett küsst Martin Tomczyks Heck
Ob das Manöver zu hart war oder nicht, darüber hatten die Beteiligten danach natürlich unterschiedliche Meinungen. "Er ist mir ein bisschen stark in der ersten Kurve ins Heck gefahren, wobei er meinen Heckdiffusor zerstört hat", schildert Tomczyk gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Tatsächlich ging dabei ein großes Teil von Tomczyks Diffusor fliegen.#w1#
Die Rennleitung reagierte, warf Paffett ein "irreguläres Überholmanöver" vor und wählte bei der Strafe ein Novum: Statt dem Mercedes-Piloten eine Durchfahrtsstrafe aufzubrummen, musste er Tomczyk den sechsten Platz wieder überlassen. Das geschah zwei Runden später. Tomczyk ist der Meinung, dass die Strafe gerechtfertigt war. Ihm selbst hat sie allerdings nicht viel geholfen. Denn er musste sich wieder gegen Paffett erwehren, und das mit einem waidwunden A4. Denn der Diffusor war so kaputt, dass der Bayer mit stumpfen Waffen kämpfte. "Da an ging eigentlich nicht mehr viel, sondern ich bin eigentlich mehr oder weniger mitgeschwommen im Strom", sagt er. Er kam schließlich als Achter ins Ziel.
Paffett dagegen ärgert sich über die Strafe. Zum einen, weil er sie für nicht gerechtfertigt hält, zum anderen, weil er ohne von Startplatz zehn auf das Podium gefahren wäre. "Für mich ist es schwer, da einen Unterschied zu sehen zu einer Menge anderen Manöver, die in diesem Jahr schon passiert sind. Es gibt bei den Strafen keine klare Linie", schimpft der Brite.
"Das Problem war, dass ich schon einen ziemlich großen Vorsprung auf ihn herausgefahren hatte", berichtet Paffett weiter. "Ich musste viel langsamer machen, ließ ihn wieder vorbei und konnte dann erst wieder pushen. Das hat mich den dritten Platz gekostet. Sonst wäre ich Dritter gewesen. Es ist schade, der Speed war sehr gut."
Einen hervorragenden Blick auf das Szenario hatte Mercedes-Jahreswagenfahrer Jamie Green - er fuhr nämlich direkt hinter den beiden. Er hat das Meiste von Paffetts Manöver gesehen und ist ebenfalls nicht der Meinung, dass es strafwürdig war. "Ich war überrascht, als Gary den Platz zurückgeben musste. Denn ich dachte, dass es zwar ein hartes Manöver war, aber gerade fair genug, um zu überleben", sagt er. Doch er findet das Strafmaß so "fairer" als eine Durchfahrtsstrafe: "Vor allem auf dieser Strecke wäre dein ganzes Rennen damit ruiniert, denn die Boxengasse ist hier so lang, dass es dich 25 Sekunden kostet."
Green witterte übrigens seine Chance, als lachender Dritter vom Zweikampf vor sich zu profitieren. Denn er lag in perfekter Lauerstellung. "Ich wollte nicht zu viel Druck auf Gary ausüben. Aber zur gleichen Zeit, wollte ich von allem, was da passieren könnte, profitieren", so Green. "Wenn Gary Tomczyk ein bisschen nach außen gepusht hätte oder Tomczyk einen Fehler gemacht hätte, dann wollte ich mit Gary zusammen durchschlüpfen. Leider konnte ich das nicht."
In der Schlussphase des Rennens hatte es Paffett bis vor auf den vierten Platz geschafft, dann hatte er Mattias Ekström vor sich. Der Brite hatte die Hoffnung auf das Podest noch nicht aufgegeben, doch diesmal an dem Schweden kam er nicht mehr vorbei.
"Ich war ein paar Mal ziemlich dicht dran. Aber er hat keine wirklichen Fehler gemacht", schildert Paffett. "Zu diesem Zeitpunkt waren meine Reifen auch schon recht alt. Ich habe ziemlich gepusht und die Hinterreifen waren recht abgefahren. Ich war definitiv schneller als er, aber um nah dran zu bleiben, muss man wirklich pushen. Ich wollte aber keinen Fehler machen und selbst abfliegen. Ich habe bis zum Ziel gepusht, musste mir dabei aber ein Limit setzen. Es wäre dumm gewesen, Platz vier wegzuwerfen."

