• 19.09.2010 22:43

  • von Christian Nimmervoll & Britta Weddige

Mercedes: Kein Champagner für Hockenheim

Norbert Haugs Mercedes-Jungs sind nach Oschersleben voll auf Titelkurs, dennoch will der Sportchef noch keinen Champagner einkühlen

(Motorsport-Total.com) - Am 17. Oktober findet in Hockenheim das Deutschland-Finale der DTM statt, ehe in Adria (Italien) und Schanghai (China) die beiden letzten Saisonrennen ausgetragen werden. Für Mercedes wäre es natürlich die perfekte Choreografie, bereits vor eigenem Publikum den Titel zu fixieren, doch eine geplante Meisterschaftsfeier wird es nicht geben.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta und Norbert Haug

Sieger Paul di Resta und Sportchef Norbert Haug liegen sich in den Armen

"Mit Champagner haben wir es sowieso nicht so", entgegnet Norbert Haug auf die Frage, ob er für Hockenheim schon ein paar Flaschen Champagner einkühlen wird. Aber der Mercedes-Sportchef und seine Crew sind bekannt dafür, dass sie auch ohne im Vorhinein geplante Feier die Nacht zum Tag machen können: "Wenn es so sein sollte, dass man einen Schritt weiterkommt, dann sind wir im spontanen Feiern nicht die Schlechtesten."#w1#

26 Punkte Vorsprung für Mercedes

Bis dahin fehlt aber noch mindestens ein weiteres Ergebnis, denn zwischen Gesamtleader Bruno Spengler und dem besten Audi-Vertreter Mattias Ekström liegen drei Rennen vor Schluss 26 Punkte. Haug: "Es ist noch nicht vorbei, ein paar Punkte fehlen noch. Es gibt noch keinen Grund zum Feiern. Wir sind in einer sehr guten Position, aber wir haben starke Konkurrenten. Hockenheim wird mit dem neuen Layout und vielen Zuschauern ein fantastisches Rennen. Wir freuen uns sehr darauf."

"Auch wenn die Chance bei Audi vielleicht die Außenseiterchance ist, ist sie noch da. Man sollte über nichts anderes reden, solange es die theoretische Möglichkeit noch gibt, denn die theoretische ist im Übrigen auch eine praktische - sie kann stattfinden. Darüber, wie hoch der Wahrscheinlichkeitsgrad ist, kann sich jeder seine Gedanken machen, aber der Sack ist erst zu, wenn er zu ist. Noch ist er offen", philosophiert der Deutsche.


Fotos: HWA-Mercedes, DTM in Oschersleben, Sonntag


Mercedes-Speerspitze Bruno Spengler habe in Oschersleben als Zweiter ein "absolut solides Rennen" gezeigt, findet Haug: "Wenn du Meister werden willst, musst du die Punkte zählen." Sieger Paul di Resta sei "im Modus Attacke. Es war eine tolle Fahrt von ihm, wie schon in Brands Hatch. Bruno ist immer noch in einer guten Situation, Paul hat das Momentum. Aber Bruno lässt sich nicht kirre machen und Paul greift an."

Der Mercedes-Sportchef will aber auch die Nummer drei der laufenden Meisterschaft nicht unerwähnt lassen: "Gary fuhr vom zehnten auf den vierten Platz. Das ist beeindruckend." Paffett hat in den letzten drei Rennen 21 Punkte gesammelt und damit drei Zähler auf Spengler aufgeholt. 16 Punkte Differenz zwischen den beiden bedeuten, dass er in Hockenheim, Adria und Schanghai ein kleines Wunder braucht, um noch DTM-Champion zu werden.

Langsame Stopps helfen Scheider

Das gilt auch für Titelverteidiger Timo Scheider, der seit heute rechnerisch nicht mehr Meister werden kann. Der Audi-Pilot war zum Zeitpunkt seines Reifenschadens der schnellste Mann im Feld. "Am Ende war es ein aufregendes Rennen. Zu Beginn sah es noch eher langweilig aus, aber nach beim ersten Boxenstopp verloren wir mit Paul ein bisschen Zeit. Das änderte alles und wir lagen Gefahr, das Rennen zu verlieren", analysiert Haug.

Paul di Resta und Bruno Spengler

Paul di Resta und Bruno Spengler in der ersten Kurve des heutigen Rennens Zoom

"Zum Glück fing sich Paul wieder. Mit unserer Hilfe bei den Boxenstopps war Timo wirklich in einer sehr guten Position, das Rennen zu gewinnen. Die schnellste Rennrunde zeigt, dass er absolut konkurrenzfähig war - konkurrenzfähiger als seine anderen Audi-Kollegen", lobt der 57-Jährige seinen Konkurrenten. "Er tut mir leid, dass er für eine solche Performance nur null Punkte erhalten hat." Und: "Timo hätte ohne sein Problem sicherlich den besseren Speed gehen können, aber es war knapp."

"Ich will die Mannschaft ausdrücklich nicht kritisieren. Die arbeiten Tag und Nacht, da kann so ein Fehler passieren", sagt er über die verpatzten Boxenstopps. "Es war bei Paul schon das zweite Mal. Wieder einen Sieg zu verlieren, wäre ärgerlich gewesen, aber sein Speed war so, dass er mit den gebrauchten Reifen wirklich den Job gemacht hat, um wieder nach vorne zu kommen. Es wäre ohne Timos Reifenproblem wahrscheinlich sehr eng gewesen, aber es war noch nicht vorbei."

Doch bei allem Respekt vor der starken Scheider-Leistung glaubt Haug, dass seine Jungs weiterhin alles im Griff haben: "Selbst wenn die Reihenfolge Scheider vor di Resta und Spengler gewesen wäre, wären wir immer noch in Richtung des Plansolls unterwegs", hält er fest. "Timo darf sich schon als Mit-Sieger fühlen. Das wird ihm nicht viel helfen, weil er gerne zehn Punkte hätte und null Punkte hat, aber er hat eine großartige Fahrt hingelegt."