• 16.05.2008 17:21

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Neue Boxenzufahrt lebensgefährlich?

Am Lausitzring wurde die Boxenzufahrt umgebaut, um Chaos zu vermeiden - Wenn es regnet, könnte es aber brandgefährlich werden, meinen die DTM-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Chaosrennen im vergangenen Jahr wurde am Lausitzring umgebaut. Die Boxenzufahrt wurde verlegt: Statt wie bisher vor den letzten drei Kurven geht es jetzt nach der letzten Kurve am Anfang der Start-Ziel-Geraden in die Boxengasse. Ziel des Umbaus: Nun kann nicht mehr passieren, dass ein Pilot in der Boxengasse das Safetycar überholt. Bisher benötigten die Piloten teilweise weniger Zeit für den kürzeren Weg durch die Box, als das Safetycar für den längeren Weg außen herum durch die letzten Kurven und über die Gerade. Das hatte im vergangenen jahr für reichlich Verwirrung gesorgt.

Titel-Bild zur News: Gary Paffett

Gary Paffett hält die neue Boxenzufahrt sogar für "lebensgefährlich"

Doch so ganz das Gelbe vom Ei scheint die neue Lösung nicht zu sein. Seitens der DTM-Piloten hagelt es heftige Kritik. Audi-Pilot Timo Scheider hat das Thema heute Morgen in der Fahrerbesprechung angesprochen. "Es gab einen Ludwigkerb am Eingang, am Scheitelpunkt von der Boxeneinfahrt, das war sehr, sehr gefährlich", berichtete er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Den hat man mittlerweile entfernt, das war positiv." Aber damit wurde das Problem nicht gelöst.#w1#

"Du hast bei Regen und Gischt keinerlei Orientierung, ob jemand hinter dir fährt und wo", so Scheider. "Wenn du in die Box fahren möchtest, hast du immer das Problem, dass es ganz leicht zu einer Kollision kommen kann, a) weil du ihn nicht siehst und b) musst du im Regen durch das Abbiegen natürlich die Geschwindigkeit reduzieren, was auch extrem störend oder gefährlich für den Hintermann sein kann. Von daher sehe ich das auch als Risiko."

"Das Thema ist auf jeden Fall heikel." Timo Scheider

Ein weiteres Problem sieht Scheider in den weißen Linien, die die Boxenzufahrt markieren: "Sie sind extrem weiß gemalt sind und sie werden natürlich bekanntlich mit Feuchtigkeit sehr rutschig. Ich hoffe, dass wir da keine Probleme bekommen, aber das Thema ist auf jeden Fall heikel."

Ins gleiche Horn stoßen die Piloten aus dem Mercedes-Lager. "Die Boxeneinfahrt ist ein bisschen gefährlich", sagte Bruno Spengler. "Im Trockenen geht es, aber im Regen ist es gefährlich. Im Trockenen kannst du voll fahren und dann auf 80 Stundenkilometer bremsen, aber im Regen muss man schon langsamer in die Kurve gehen. Wenn du einen Fehler machst, dann hängst du in der Mauer. Das ist gefährlicher als die andere Zufahrt."

"Im Nassen ist es dagegen lebensgefährlich. Das ist echt irre." Gary Paffett

Noch drastischer drückte sich Markenkollege Gary Paffett aus: "Es wäre sehr nett, das als 'ein bisschen gefährlich' zu bezeichnen", sagte der Brite. "Im Trockenen ist das kein Problem, im Nassen ist es dagegen lebensgefährlich. Das ist echt irre. Auch auf der Strecke ist es im Nassen schwierig, weil man weiße Linien im Scheitelpunkt der Kurve hat, und wenn man da über die weiße Linie fährt, ist das wie Eis. Das ist sehr gefährlich."

Vorschlag: Zurück zum Alten

Rekordchampion Bernd Schneider hat seine Bedenken über die neue Zufahrt auch schon mit Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug besprochen. "Ich bin auch der Meinung, dass es im Nassen ziemlich gefährlich ist", erklärte Schneider. "Im Trockenen sollte es unter normalen Umständen okay sein. Ich denke, man hätte das anders lösen können. Aber jetzt ist sie so, wie sie ist und ich hoffe, dass am Sonntag alles gut geht, wenn es nass sein sollte."

Nun ist die Frage: Wie das Problem lösen? Ein Vorschlag dazu kam in der Fahrerbesprechung von Ralf Schumacher. Er schlägt vor, wieder durch die alte Boxengasse zu fahren und die 80-Stundenkilometer-Beschränkung, die bisher erst in der Mitte der Zufahrt begonnen hat, schon am Anfang der langen Passage beginnen zu lassen. Audi-Pilot Scheider hat der Vorschlag gefallen: "Wir fahren in Oschersleben einen halben Kilometer lang 80, warum sollen wir das hier nicht auch können? Und wenn es für alle gleich ist, dann passt es auch wieder mit dem Safetycar. Ich kann nur sagen, dass das eine Idee wäre, der ich beipflichten würde."