• 20.08.2017 20:49

Nachträglicher Vierfacherfolg für Audi in Zandvoort

Durch die Disqualifikation von Marco Wittmann jubelte Audi nach dem Rennen de DTM 2017 in Zandvoort über einen Vierfacherfolg

(Motorsport-Total.com) - Mit einer starken Mannschaftsleistung im zweiten der beiden DTM-Rennen in Zandvoort hat Audi die Führung in allen drei Wertungen der DTM behauptet. Obwohl die Autos von Konkurrent BMW mit 15 Kilogramm weniger Gewicht an den Start gehen durften, holten Mike Rockenfeller, Loic Duval, Mattias Ekström und Nico Müller für Audi auf der Strecke zunächst die Plätze zwei bis fünf. Nachdem der ursprüngliche Sieger Marco Wittmann (BMW) wegen eines Regelverstoßes am Abend aus der Wertung genommen wurde, feierte Audi nachträglich einen Vierfachsieg. Auch Jamie Green kam als Neunter in die Punkteränge. Nur sein Teamkollege Rene Rast ging am Sonntag nach einer Kollision leer aus.

Titel-Bild zur News: Marco Wittmann, Mike Rockenfeller

Nachträglicher Rennsieger: Audi-Phoenix-Pilot Mike Rockenfeller Zoom

Mike Rockenfeller hatte sich Marco Wittmann in einem bis zuletzt spannenden Rennen lediglich um 0,807 Sekunden geschlagen geben müssen. Der DTM-Champion von 2013 verbesserte sich auf seiner Lieblingsstrecke am Start vom sechsten auf den zweiten Platz und stoppte wie Wittmann später als die meisten Konkurrenten. Diese Strategie erwies sich auf der reifenmordenden Strecke in Zandvoort am Sonntag als die richtige.

Nach seinem Boxenstopp in Runde 13 schloss Rockenfeller schnell zum führenden Wittmann auf, konnte diesen aber nicht überholen. "Ich hing wie gestern im Getriebe eines BMW und habe gehofft, dass Marco einen Fehler macht oder seine Reifen stärker abbauen als meine. Aber das war nicht der Fall", sagte der Audi-Pilot. "Wenn man von Position sechs startet, ist ein zweiter Platz super. Einen Sieg nachträglich zu erben ist nicht dasselbe wie ein Sieg auf der Rennstrecke. Aber so sind die Regeln, und die zusätzlichen Punkte nehme ich natürlich gerne mit. Für das Team ist es toll, dass es auch Loic (Duval) aufs Podium geschafft hat."

Der französische DTM-Neuling zeigte das ganze Wochenende über eine starke Leistung. Nachdem er im Freien Training am Vormittag erstmals in der DTM Schnellster war, fuhr er im Rennen von Startplatz 13 auf Rang drei nach vorn und zudem die schnellste Runde. Die ersten Punkte und das erste Podium waren der verdiente Lohn. Aus Rang drei wurde nachträglich sogar Platz zwei.

Überglücklich war nach dem Rennen auch Mattias Ekström, der mit einem hart erkämpften dritten Platz die Tabellenführung zurückeroberte. Der Schwede meldete schon kurz nach Halbzeit des Rennens über Funk Vibrationen und wenige Runden vor Rennende einen Druckverlust am linken Vorderrad. Der Audi-Pilot reduzierte in der Folge das Tempo in den Rechtskurven und am Ende der langen Start-Ziel-Geraden und vermied so einen Reifenplatzer. Dabei wurde er in der Schlussphase von seinem jungen Teamkollegen Nico Müller abgeschirmt, der hinter Ekström Vierter wurde.

Ein extrem enttäuschendes Rennen erlebte das Audi Sport Team Rosberg, das von den Positionen vier und fünf aussichtsreich gestartet war. Nach einer Kollision mit Robert Wickens (Mercedes) in der Anfangsphase fuhr Jamie Green noch vom 17. in die Punkteränge. Rene Rast musste seinen Audi RS 5 DTM nach einem Treffer von Maro Engel (Mercedes) mit einer beschädigten rechten Hinterradaufhängung abstellen und verlor so die Tabellenführung an Mattias Ekström.

"Das war natürlich sehr ärgerlich, weil auch Rene (Rast) sehr gut unterwegs war", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Es war trotzdem ein gutes Mannschaftsergebnis für uns. Es war ein unheimlich aufregendes Rennen, weil wir bis zur letzten Sekunde zittern mussten, ob es Mattias (Ekström) ins Ziel schafft. Wir haben am Funk gehört, dass er Probleme mit dem Reifenluftdruck hatte, und wir haben bei anderen Fahrern Reifenschäden gesehen. Mike (Rockenfeller) ist erneut stark gefahren, und Loic (Duval) hat endlich seine ersten Punkte gesammelt - und das gleich mit einem Podiumsergebnis."

Dieter Gass (Audi-Motorsportchef): "Nach dem etwas gebrauchten Samstag war der Sonntag für uns versöhnlich. Wir haben insgesamt eine starke Mannschaftsleistung gezeigt. Wir hatten an beiden Tagen eine gute Rennperformance, was auch die schnellsten Runden von Rene (Rast) und Loic (Duval) zeigen. Aber das Überholen ist in Zandvoort ein ganz anderes Thema. Rocky kam am Samstag nicht an Maxime Martin vorbei und am Sonntag nicht an Marco Wittmann, obwohl er schnell aufschließen konnte. Dass Loic seine ersten Punkte gleich mit einem Podium geholt hat, freut mich sehr. Auch wie Nico (Müller) am Sonntag Mattias (Ekström) nach hinten abgeschirmt hat, war stark. Rene und Jamie (Green) hatten etwas Pech. Mattias verlässt auch Zandvoort als Tabellenführer. Ein Wermutstropfen ist aber die Tatsache, dass wir für den Nürburgring erneut Gewicht zuladen müssen. Es ist offensichtlich, dass das aktuelle System nichts von dem erfüllt, wofür es gedacht ist. Die bedingungslose Abschaffung ist die einzige Lösung für diesen absurden Zustand."

Mike Rockenfeller: "Es war insgesamt ein gutes Wochenende für mich. Wir können damit sehr zufrieden sein, es sind wichtige Punkte für die Meisterschaft. Klar, ich hätte gern am Samstag einen Podiumsplatz geholt und am Sonntag auch auf der Strecke gesiegt, denn beides habe ich nur sehr knapp verpasst. Aber ich kann nach meiner Fußverletzung wieder mit links bremsen, es ist noch nicht ideal, aber es wird immer besser. Deshalb freue ich mich schon jetzt auf unser Heimrennen auf dem Nürburgring."

Loic Duval: "Ein wirklich positives Wochenende mit einem Doppelpodium für Phoenix. Für mich war es eine schöne Überraschung, ich hatte am Sonntag nicht damit gerechnet, bis ich die Ziellinie überquerte. Meine Performance hat an beiden Tagen einen weiteren Schritt vorwärts gemacht. Es lief bereits in Moskau besser. Wir haben hier auch als Team gut zusammengearbeitet. Ein Schwachpunkt waren meine beiden Starts. Wir hatten ein Problem, das wir für die Zukunft lösen müssen."

Mattias Ekström: "Für mich war es ein hartes Wochenende, ich war im Qualifying nicht schnell genug. Am Samstag hatte ich einen kleinen Fehler mit großer Wirkung. Im zweiten Rennen am Sonntag war es gut, mit dem dritten Platz 15 wichtige Punkte für die Meisterschaft zu holen und die Führung zu übernehmen. Ich habe sehr hart dafür gekämpft. Als Nächstes reise ich nun zur Rallycross-WM nach Frankreich. Danach muss ich fürs nächste Rennen auf dem Nürburgring daran arbeiten, wieder schneller zu werden. Im Qualifying wird es dort mit unserem Gewicht noch schwerer als hier."

Nico Müller: "Das schwierige Wochenende hatte ein versöhnliches Ende. Wir haben mit einem technischen Problem im ersten Freien Training angefangen und dadurch viele Runden verpasst, diese Erfahrung hat uns am gesamten Wochenende gefehlt. Wir waren zu langsam, ich hatte die schlechtesten Qualifyings meiner gesamten DTM-Karriere. Das müssen wir für die kommenden Rennen wieder hinbekommen. Am Sonntag bin ich von Platz zehn auf fünf nach vorn gefahren und habe wichtige Punkte geholt. Damit bin ich happy."

Jamie Green: "Am Samstag hatte ich ein schlechtes Qualifying und dann ein gutes Rennen. Am Sonntag hatte ich mit Startplatz vier ein gutes Qualifying, jedoch ein schwaches Rennen. Ein Fehler geht auf mein Konto: In der ersten Runde war ich neben der Strecke. Als ich später Robert Wickens überholte, hat er mich umgedreht, ich denke, da hatten wir beide Schuld, vielleicht sogar er etwas mehr. Durch den Dreher habe ich viel Zeit verloren. Am Ende hatte ich Glück, dass ich nach so einem ereignisreichen Rennen noch Punkte holen konnte."

Rene Rast: "Ein frustrierendes Wochenende! Ich habe wieder nur zwei Punkte gesammelt. Am Samstag waren wir nicht schnell genug, im Rennen hatte ich gleich eine Berührung und habe dabei ein paar Teile verloren. Am Sonntag hatte ich einen Kontakt mit einem Mercedes, dabei ist die Radaufhängung gebrochen. Ich kam mit kalten Reifen aus der Box und habe versucht, mich zu verteidigen. Ich habe Tom Blomqvist gesehen und wusste nicht, dass Maro Engel dahinter war. Er hat sich scheinbar bedroht gefühlt und ist öfter in mein Auto gefahren, wodurch die Aufhängung gebrochen ist."

Thomas Biermaier (Abt-Teamchef): "Nach dem für uns enttäuschenden Samstag haben wir wieder einmal gezeigt, dass wir nie aufgeben. Mattias (Ekström) hat am Sonntag trotz eines schleichenden Plattfußes Platz vier ins Ziel gerettet und sich so die Tabellenführung zurückgeholt. So etwas kann nur Eki. Klasse war auch, wie Nico (Müller) ihn nach hinten abgeschirmt hat, ohne unfair zu werden. Das war einfach perfektes Teamwork! In der Teamwertung haben wir uns in Zandvoort auf Platz zwei verbessert, obwohl wir uns insgesamt mehr versprochen hatten. Aber mit dem Gewicht standen wir etwas mit dem Rücken zur Wand. Man hat an diesem Wochenende erneut gesehen, wie unsinnig das derzeitige System ist. Wie alle Fans wünschen wir uns, dass die Performance-Gewichte endlich verschwinden."

Ernst Moser (Phoenix-Teamchef): "Unser Wochenende lief sehr gut: Loic Duval hat am Samstag mit Platz sechs im Qualifying gezeigt, dass er endlich in der DTM angekommen ist. Am Sonntag war er im Freien Training Erster. Im Rennen ist er mit einer konstanten Leistung von Platz 15 auf drei vorgefahren und hat die schnellste Runde verbucht. Rocky hatte eine Chance auf den Sieg, er konnte die Lücke auf Marco (Wittmann) schließen, allerdings ist das Überholen in Zandvoort schwierig. Er hat nichts riskiert und war clever genug, den zweiten Platz nach Hause mitzunehmen, aus dem dann sogar ein Sieg wurde. Die Teamleistung hat gestimmt, unsere Jungs haben wieder die schnellsten Boxenstopps absolviert. Wir freuen uns jetzt auf unser Heimspiel auf dem Nürburgring."

Arno Zensen (Rosberg-Teamchef): "Für das Audi Sport Team Rosberg war das insgesamt betrachtet kein gutes Wochenende. Am Samstag haben wir noch halbwegs versöhnliche Ergebnisse erzielt, am Sonntag war es dann eher enttäuschend. An positiven Aspekten nehmen wir mit, dass wir in beiden Zeittrainings jeweils den besten Audi-Piloten gestellt haben. Nun schauen wir nach vorn und nicht zurück. Es wird am Nürburgring wieder schwierig genug."