Nach Rast-Show und Kampfansage: Darum bleibt man bei Abt-Audi cool

Rene Rast sagt Abt-Audi nach seinem dominanten Zolder-Sieg den Kampf an: Wieso Nico Müller und Robin Frijns gelassen bleiben und keine Trendwende sehen

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem souveränen Sieg beim DTM-Samstagsrennen in Zolder hat Rene Rast auch im Titelkampf Blut geleckt. "Wir haben uns heute stark zurückgemeldet und hatten im gesamten Rennen das Tempo", sagt der Rosberg-Audi-Pilot, der noch bei keinem Rennen in dieser Saison 18,9 Sekunden Vorsprung hatte. "Das ist natürlich wichtig, wenn man um den Titel kämpfen will."

Titel-Bild zur News: Nico Müller, Robin Frijns

Das Abt-Audi-Duo stand beim ersten von vier Zolder-Rennen in Rasts Schatten Zoom

Auch die Tatsache, dass Nico Müller im Qualifying nicht über Platz sieben hinausgekommen war, gibt Rast Hoffnung. "Da sieht man, wie schnell es gehen kann - und man steht hinten. Das zeigt, dass sich auch die Äbte nicht sicher sein können. Und wir sind von der Performance da." Der Rückstand von 34 Punkten sei zwar "schon noch groß", aber auch das sei nicht aussichtslos.

"2017 hatten wir schon mal so viel Rückstand auf Mattias Ekström. Ich bin mit über 30 Punkten Rückstand nach Hockenheim gereist - und wir haben es am letzten Wochenende noch umgedreht", schöpft er durch seine Erfahrungen im Titelkampf Mut. "Hoffentlich können wir das Momentum beibehalten. Wir haben zum Glück noch drei Rennen auf dieser Strecke. Das ist gut, denn wir sind hier sehr konkurrenzfähig."

Frijns: "Ich drehe deswegen nicht durch"

Ist also bei Rast endlich der Knoten geplatzt? Und wie geht man im Abt-Audi-Lager mit der Kampfansage des großen Audi-Rivalen um? "Ich mache mir da keine Sorgen", gibt sich Robin Frijns, der nach Platz zwei 17 Punkte hinter Müller und ebenso viele Zähler vor Rast liegt, gelassen.

"Jeder hat gute und schlechte Tage. Ich war am Nürburgring zweimal in seiner Position und er ist jetzt hier in Zolder in dieser Position. Ich drehe deswegen sicher nicht durch. Er hatte eine gute Pace, weshalb bei ihm alles perfekt lief. Morgen ist ein neuer Tag, da kann sich alles ändern."

Teamkollege Müller, der mit Platz drei Schadensbegrenzung betrieb, sieht das ähnlich. "Rene hat es doch selber gesagt", holt er aus. "Es gibt diese Tage, an denen alles optimal läuft. Man fährt da nicht in einer anderen Liga, sondern es passt einfach alles zusammen. Man muss gar nicht richtig kämpfen. Nach dem Start und dem Boxenstopp kannst du dann einfach dein eigenes Rennen fahren. Du fühlst, was das Auto brauchst und kannst dich dementsprechend verhalten."

Müller: Vorsprung auf besondere Umstände zurückzuführen

Man habe dann am Ende des Rennens "einen großen Vorsprung, obwohl du nichts anderes machst als an anderen Tagen", sagt Müller. "Ich hoffe, er wird mich morgen nicht eines Besseren belehren. Jeder von uns hatte dieses Jahr solche Events."

Rast habe den Sieg verdient "und er hat wieder gezeigt, dass er diese Rennen managen kann. Das wissen wir aber schon aus der Vergangenheit. Für mich ist das keine große Überraschung", will sich auch der DTM-Leader nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Auch der riesige Vorsprung im Ziel ist für Müller kein Alarmsignal. "Das bereitet mir keine großen Sorgen", sagt er. "Zumal ein großer Teil davon darauf zurückzuführen ist, dass Robin nach dem Stopp gegen Glock kämpfen musste. Das waren besondere Umstände - und er hat das Maximum herausgeholt."


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Müller sieht Rast in Zolder nicht im Vorteil

Aber hätte Müller heute gegen Rast eine Chance gehabt, wäre er nicht von Startplatz sieben losgefahren, sondern aus der ersten Reihe? "Ziemlich sicher", antwortet er. "Es ist hier natürlich sehr schwierig, ein anderes Auto zu überholen, das ein ähnliches Tempo hat. Wenn man also nur ein, zwei Zehntel schneller ist, dann ist das wahrscheinlich nicht genug, um auf der Strecke ein Manöver zu probieren. Dafür müsste man auf einen Fehler warten oder auf eine andere Strategie hoffen müssen."

Dennoch bestätigte Müller in der Endphase des Rennens sein starkes Longrun-Tempo vom Freitag, als er auf Reifen, die bereits rund 30 Runden auf dem Buckel hatten, Zeiten unter 1:22,0 fuhr. Und damit auf Rasts Niveau oder sogar schneller war. "Ich glaube, dass es dieses Wochenende bei den Longruns sehr ausgeglichen ist", zieht Müller einen Vergleich mit dem Rosberg-Audi-Piloten.

"Wir haben schon im Training gesehen, dass wir auf einem ähnlichen Niveau sind - und ein bisschen besser als die meisten anderen. Das kann man sich aber nur zunutze machen, wenn man auch vorne startet - und das ist das Ziel für morgen."

Müller über Qualifying: "Tappen nicht im Dunkeln"

Aber ist es ein schlechtes Zeichen für die verbleibenden drei Renntage in Zolder, dass Müller mit Platz sieben sein schlechtestes Qualifying-Ergebnis der Saison einfuhr? Müller schüttelt den Kopf. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir wissen, was wir für morgen machen müssen, um diese Runde im Qualifying bei allen Bedingungen hinzukriegen", sagt er. "Wir tappen also nicht im Dunkeln."

Dass er auf feuchter Strecke rund eine Sekunde langsamer als Rast war und auch einmal vom Kurs abkam, führt er auf "kleine Details beim Set-up" zurück, "durch die wir nicht ganz im optimalen Arbeitsfenster waren. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Runde nicht wohlgefühlt, war mit der Balance und mit dem Verhalten des Autos nicht wirklich glücklich. Und es ist mir daher nicht gelungen, eine saubere Runde hinzukriegen."

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