• 27.11.2010 13:35

  • von Lennart Schmid

Nach dem Chaos-Qualifying: Fahrer kritisieren die Strecke

Während Ralf Schumacher den Bürgermeister von Pudong kritisiert, ist für Bruno Spengler die Strecke schlichtweg nicht für die DTM geeignet

(Motorsport-Total.com) - Drei heftige Unfälle, zahlreiche Ausrutscher und kleinere Mauerkontakte, umherfliegende Werbebanden sowie insgesamt sieben Rote Flaggen - das ist das Ergebnis nach den ersten beiden Tagen des Rennwochenendes in Schanghai. Vorläufiger Höhepunkt der Chaostage in Pudong war das Qualifying am Samstagnachmittag, als das Zeitfahren nach dem vierten Trainingsabbruch gar nicht erst neu gestartet wurde.

Titel-Bild zur News: Maro Engel

Der enge Stadtkurs in Schanghai sorgte bislang für viele Zwischenfälle

Der eigens für das DTM-Saisonfinale angelegte Stadtkurs im Finanzdistrikt von Schanghai "hat es in sich", wie Ralf Schumacher nach der Qualifikation feststellte. Schon beim Rollout am Freitag lief nicht alles nach Plan: Zunächst war die Strecke nach den Aufbauarbeiten der vorangegangenen Tage und Wochen noch mit Staub, Nägeln und Glassplittern übersät. Selbst die Mechaniker von Audi und Mercedes griffen kurzerhand zu Besen und Kehrblech, um den Asphalt vom gröbsten Schmutz zu befreien.

Apropos Asphalt: Dieser ist extrem rutschig, nicht zuletzt aufgrund der im Verlauf des Nachmittags stark fallenden Temperaturen. Die zahlreichen Fahrbahnmarkierungen sind ebenfalls nicht hilfreich. Timo Scheider führte seinen Abflug im Qualifying bei über 200 Stundenkilometern darauf zurück: "Diese vielen lackierten Flächen - Zebrastreifen, Linien und Pfeile, die auf dem Boden sind - waren wahrscheinlich das, was mir zum Verhängnis geworden ist."

Schumacher sah seine Befürchtungen durch den Unfall des Meisters der vergangenen beiden bestätigt. "Das war von vornherein klar", sagte der Mercedes-Pilot gegenüber der 'ARD'. "Es war für mich nur eine Frage der Zeit, weil man nicht bereit war, die ganzen Linien wegzumachen. Diese Linien sind hier sehr, sehr rutschig, da sie nicht wie bei uns einer ISO-Norm entsprechen. Stattdessen ist das eine ganz normale Latex-Farbe und da kann man sich ungefähr vorstellen, wie rutschig das ist."

Zebrastreifen werden zum Risiko

Dass die Markierungen für das Rennwochenende nicht entfernt wurden, so wie es bei vielen anderen Stadtrennen im Motorsport üblich ist, kann Schumacher nicht ganz nachvollziehen. "Der Bürgermeister der Stadt hat halt entschieden, dass es nicht geht. Wir wollten deshalb das Rennen natürlich nicht absagen, aber dann passieren halt solche Dinge."

Timo Scheider

Timo Scheider wurden die rutschigen Fahrbahnmarkierungen zum Verhängnis Zoom

Schumacher gilt als ausgesprochener Befürworter des Rennens in Schanghai. "Ich bin schon sehr happy, dass wir an diesem Wochenende in China sind", sagte er, um dann aber einzuschränken: "Aber an der Strecke kann man sicherlich noch das eine oder andere machen." Den Zuschauern werde zwar eine Menge geboten, aber die Fahrer sei es eben "eine extrem risikoreiche Strecke".

Bruno Spengler, dessen Meisterschaftschancen durch sein verpatztes Qualifying und den daraus resultierenden 17. Startplatz deutlich gesunken sind, kritisierte bereits am Freitag nach Maro Engels heftigem Crash an der Boxeneinfahrt den Zustand der Strecke. "Wir sind fünfmal fast rausgeflogen, das war richtig schlimm", sagte der Kanadier.


Fotos: DTM in Schanghai, Samstag


Am Samstag leistete sich Spengler dann zwei kleinere Ausrutscher: erst im zweiten Freien Training, dann in der Qualifikation. "Heute habe ich selbst einen Fehler gemacht, das gebe ich zu. Wir haben im Qualifying sehr viele Unfälle gesehen und ich weiß auch nicht, aber ich finde es schon ein bisschen zu gefährlich hier für unsere Autos", sagte der Mercedes-Pilot, der hofft, dass auch im Rennen alles glimpflich abgehen wird. "Bis jetzt haben wir Glück gehabt und ich hoffe, dass uns das Glück treu bleibt."