• 14.07.2013 19:35

  • von Stefanie Szlapka & Stefan Ziegler

Mortara & Paffett: Und keiner will's gewesen sein...

Zweimal gerieten Edoardo Mortara und Gary Paffett im Norisring-Rennen aneinander, doch bei der Schuldfrage herrscht zwischen den beiden keine Einigkeit

(Motorsport-Total.com) - Ein verpatzter Boxenstopp. Und schon hat es gekracht: Beim Kampf um den Sieg am Norisring gerieten Edoardo Mortara und Gary Paffett gleich mehrfach aneinander. Auf eine leichte Kollision folgte ein zweiter, noch heftigerer Crash. Und dann das sofortige Aus für beide. Einsicht zeigt da natürlich keiner der beiden Streithähne, denn jeder wähnt sich nach dem Rennen im Recht.

Titel-Bild zur News: Edoardo Mortara, Gary Paffett

Das Ende vom Lied: Die havarierten Autos von Edoardo Mortara und Gary Paffett Zoom

Paffett machte vor den TV-Kameras auf jeden Fall keinen Hehl aus seiner Sicht der Dinge: "Ich habe 'Edo' überholt und er bremst nicht und trifft mich. Er ist ein kompletter Idiot. Es war nur sein Fehler. Das ist gefährlich." So beschreibt der britische Mercedes-Pilot, was auf der Anfahrt zur ersten Haarnadel geschehen war. Paffett hatte sich dort verteidigt, Mortara hatte sich dort verschätzt.

Prompt hing der Audi-Pilot seinem Konkurrenten im Heck. "So hatte ich mir das sicher nicht gedacht", meint Mortara. Er erklärt: "Ich war am Ende der langen Geraden hinter ihm. Er zog dann zuerst nach rechts, dann nach links. Und dann hat er ganz früh gebremst. Ich war sehr überrascht und konnte ihm nicht mehr ausweichen." Deshalb wertet Mortara das Ganze auch als Rennunfall - "kann passieren".

Wer hat wem nicht genug Platz gelassen?

Nur wenig überraschend kann Paffett dieser Schilderung nicht zustimmen. Er meint: "Er hat einfach nicht gebremst. Er hat mich von hinten getroffen und von der Strecke geschoben." Und wer glaubt, dass das Duell damit erledigt war, irrt. Wenige Meter später ging es zwischen Paffett und Mortara erneut zur Sache. Dann allerdings am anderen Ende der Strecke und in umgekehrter Konstellation.

Paffett berichtet: "Ich zog in Kurve vier nach innen und glaube, ich habe ihm genug Raum gelassen. Man kann natürlich keine drei Autobreiten Platz lassen, aber bei einer Wagenbreite erwartet man, dass es okay ist." Scheinbar nicht, denn wieder kam es zur Kollision. "Ich habe gespürt, dass er am Ausgang der Kurve in mich reingelenkt und mich so in die Wand geschickt hat", hält Paffett fest.


Fotos: DTM auf dem Norisring


Die TV-Bilder scheinen diese These zu stützen, weil dort tatsächlich ein kleiner Schlenker von Mortara zu erkennen ist, während Paffett eher auf seiner Linie bleibt. Mortara sieht die Schuld jedoch eher bei seinem Rivalen: "Er war ein bisschen frustriert. Das kann ich auch verstehen. Ich hatte mit meinem Auto zu kämpfen und war schon an der Mauer." Dann kam Paffett und plötzlich war alles aus.

Mortara: Geduld ist nicht seine Stärke...

Das ist aber gar nicht, was Paffett so auf die Palme bringt. "Das Zweite war vielleicht im Eifer des Gefechts und mit Frustration", sagt er, "aber das Erste war einfach schlechtes Fahren." Er sei "besonders über den ersten Zwischenfall enttäuscht", so der Mercedes-Pilot. Er fügt hinzu: "Meiner Meinung nach ist das nicht akzeptabel. Ich verstehe wirklich nicht, warum er das gemacht hat."

Zumal Mortara gerade aus der Box geschossen kam und die frischeren Pneus am Auto hatte. "Wir lagen auf Platz drei und es waren noch ein paar Runden Zeit, um eine Attacke zu reiten", sagt Mortaras Teamchef Arno Zensen. "Hätte er sich bloß ein bisschen mehr Zeit gelassen - es waren ja schließlich noch vier Runden. Das Podest war definitiv drin." Doch so weit kam es bekanntlich nicht.

Mercedes-Sportchef Toto Wolff bezeichnet das, was folgte, als "unschöne Szenen". Er merkt an: "Es wäre schön, wenn einige etwas weniger hitzig zu Werke gehen würden. Ich werde mir die Bilder noch einmal anschauen, denn ich glaube, dass Edoardo Gary draufgefahren ist." Audi-DTM-Leiter Dieter Gass hat es genau andersherum erlebt: "Da hat Gary 'Edo' überhaupt keinen Platz gelassen", meint er.

"Ärgerlich" sei der Zwischenfall, der den Ausfall beider Streithähne zur Folge hatte, so oder so. Mortara-Teamchef Zensen spricht sogar von einer "Katastrophe", wo sein Fahrer das Rennen doch lange angeführt hatte und unterm Strich nichts Zählbares vorweisen kann. "Das ist der Norisring", meint Mortara abschließend. Als ob damit alles gesagt sei. Vielleicht ist das ja aber auch der Fall...