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Misano zeigt: Motorleistung größte Schwäche von Aston Martin

Aston Martin holte in Misano erstmals in dieser Saison keine Punkte: Was das mit der Motorleistung zu tun hat und wie man nun versucht, den Nachteil wettzumachen

(Motorsport-Total.com) - Die Topspeedwerte zeigen es ganz deutlich: Die Motorleistung ist die Achillesferse des neuen Aston Martin. Fünf bis zehn km/h fehlten den R-Motorsport-Piloten in Misano im Vergleich zur Audi-Konkurrenz. Auf einer Strecke, auf der die Leistung eine große Rolle spielt, ist das ein entscheidender Nachteil.

Titel-Bild zur News: Jake Dennis

Gift für den Vantage: Auf den Geraden fehlt Aston Martin die Motorleistung Zoom

"Die Geraden sind länger als in Zolder, also waren wir auch beim Topspeed weiter hinten", bestätigt Aston-Martin-Teamchef Florian Kamelger gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Wir wussten schon im Vorfeld, dass Misano dadurch und durch die Hitze für uns eine Herausforderung sein würde. Und genau das war auch der Fall."

Obwohl man wie gewohnt bei der Strategie pokerte - Ferdinand Habsburg stoppte am Samstag schon nach einer Runde und lag lange in den Punkterängen - , schaffte es erstmals in dieser Saison kein einziger Aston-Martin-Pilot in die die Top 10. Beim Samstagrennen belegte man die Plätze 13 bis 16, am Sonntag waren es die Ränge zwölf bis 14.

Di Resta desillusioniert: Misano noch härter als erwartet

"Es war klar, dass es ein hartes Wochenende sein würde, aber es war noch härter als gedacht", klagt Paul di Resta. "Wir waren weiter weg als bei den anderen Rennen. Diese Strecke hat unsere Schwächen aufgezeigt."

Der Schotte erreichte bei beiden Rennen als einziger Aston-Martin-Pilot nicht das Ziel. Am Samstag holte ihn das Team wegen ungewöhnlich starker Vibrationen acht Runden vor Schluss an die Box. Das Problem wurde behoben, doch am Sonntag zwang ihn eine sich lösende Radmutter schon nach sechs Runden zur Aufgabe.

Tatsächlich war in Misano selbst Audi-Gastfahrer Andrea Dovizioso schneller als das Aston-Martin-Quartett, das sich am Ende des Feldes einreihte. Und während der beste Aston-Martin-Pilot in Zolder in beiden Qualifyings weniger als eine Sekunde Rückstand hatte auf die Pole, waren es in Misano rund 1,5 Sekunden.

Juncadella: Motorleistung die Aston-Martin-Schwäche

"Uns fehlt es ein wenig an Power und Geschwindigkeit im Vergleich zu unseren Rivalen", bestätigt Aston-Martin-Pilot Daniel Juncadella. "Wenn man sich mal die Inboard-Aufnahmen der Starts und die ersten paar Kurven anschaut, kann man das sehen."

"Wir brauchen ein bisschen mehr Power." Daniel Juncadella

Das Auto selbst fühle sich im Vergleich zum Mercedes aus dem Vorjahr "nicht schlecht" an, auch "die Aerodynamik und das Chassis sind stark. Es braucht nur noch ein bisschen mehr Power".

Woran es liegt, dass man weniger Leistung hat, will Teamchef Kamelger nicht klar definieren: "Es kann bei einem so hochgezüchteten Rennauto wie dem 2019er DTM-Wagen an unterschiedlichsten Komponenten liegen, dass es einen Kraftunterschied zwischen den einzelnen Motorenherstellern gibt. Das kann Hardware- und Software-bedingt sein. Fakt ist, dass es diesen Unterschied gibt."

Set-up-Experiment im Qualifying geht schief

Nach der Verbesserung der Zuverlässigkeit gehe es nun an das Feintuning: "Wichtig ist, dass man diese Komponenten sauber aufeinander abstimmt und das Maximum dabei herausholt."

Ferdinand Habsburg

Rang zwölf durch Ferdinand Habsburg war in Misano das Aston-Martin-Highlight Zoom

Der Rückstand im Qualifying hatte aber nicht nur mit der mangelnden Motorleistung zu tun, sondern auch damit, dass die Truppe das dritte Saisonwochenende für Experimente nutzte. "Wir haben beim Set-up etwas ganz anderes probiert", verweist di Resta auf das Qualifying, das man mit einer extremen Abstimmung bestritt.

Der Versuch brachte keinen Durchbruch: "Was wir probiert haben, das hat sich als negativ erwiesen. Das ist auf eine gewisse Weise aber etwas Positives, denn es zeigt uns, in welche Richtung wir gehen müssen."

Darum war Misano so wichtig für das Team

Nach wie vor nutzt Aston Martin die Rennwochenenden zu Tests, weil man nach dem kurzfristigen Einstieg und dem Bau des Vantage in nur 90 Tagen nach wie vor mit Problemen konfrontiert ist, die die Rivalen bereits ausgeräumt haben. "Jedes Mal, wenn ein Auto an einem Rennwochenende auf der Strecke ist, ist das für uns ein Test", bestätigt di Resta gegenüber 'Sat.1'.

Florian Kamelger, Paul di Resta

Kamelger und di Resta: Wie lange dauert es, es den PS-Nachteil wettzumachen? Zoom

"Und wir hatten bei diesem Projekt bis Misano nie drei aufeinanderfolgende Tage mit konstanten Bedingungen", erklärt di Resta, warum das Misano-Wochenende so wichtig war. "Solange wir in eine gute, klare Richtung gehen, können wir froh sein. Die Aufgabe ist schwierig und es geht nur langsam vorwärts, aber gleichzeitig sind alle voller Tatendrang. Ich bin zuversichtlich, dass wir irgendwann die Kurve kriegen, ich weiß nur nicht wann."

Was für Erleichterung sorgt: Aston Martin verzeichnete in Misano kein einziges Motorenproblem. Dadurch konnte man ordentlich Kilometer sammeln. "Wir haben jetzt viel Material und viele Daten, die wir analysieren können", sagt Teamchef Kamelger, der den misslungenen Versuch im Qualifying aufgrund der Erfahrungswerte ebenfalls positiv sieht.

So will Aston Martin den Motor verbessern

"Wir werden mit einem verbesserten Paket zurückkehren", verspricht der Südtiroler Fortschritte. "Und wir wussten bereits im Vorfeld - und das habe ich auch immer gesagt -, dass die ersten Rennen eine große Herausforderung sein würden."

Das hat klare Gründe. "Wir haben viel kürzer entwickelt als Audi und BMW", sagt Kamelger. Und obwohl das Triebwerk bei HWA "in ausgeprägter Form" auf dem Prüfstand getestet wurde, "erleben wir auch im Motorenbereich Dinge, die der Prüfstand nicht ganz simulieren kann".

Der Anspruch des Teams, das kommenden Dienstag in Vallelunga einen Testtag nachholt, sei es nun, "über die Saison aufzuholen. Wir sind zuversichtlich, dass da die nötigen Schritte nach vorne kommen werden. Für uns ist das ein längerfristiges Projekt. Und wenn wir die ganze Saison benötigen, um den Rückstand kleiner zu machen, dann sollten wir geduldig sein und das auch akzeptieren. Wir sollten uns dadurch nicht verrückt machen."

Dass die Entwicklung durch die Homologation des Autos eigentlich eingefroren ist, will Kamelger nicht überbewerten. "Es gibt ja ganz viele Abstimmungsmöglichkeiten, und man kann auch mit einem homologieren Fahrzeug, wie wir es alle haben, noch den einen oder anderen Schritt machen. Das liegt auch daran, dass wir im Team extrem schlaue Köpfe haben, die sich darüber Gedanken machen."

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