Marquardt: Neuer DTM-Zeitplan zum Wohle der Fans

BMW-Motorsportchef Jens Marquardt ist überzeugt davon, dass das neue Programm Spannung bringt und erklärt, welchen Mehrwert die DTM den Fans dafür bieten will

(Motorsport-Total.com) - Die DTM darf sich in diesem Jahr auf einen neuen Zeitplan einrichten. Der Freitag fällt komplett weg, dafür gibt es am Samstag nur ein Freies Training vor der Qualifying-Sitzung. Das ganze Programm der Tourenwagenserie wird somit gestrafft. Dies soll zum Wohle der Fans geschehen sein, erklärt auch BMW-Motorsportchef Jens Marquardt: "Man schaut natürlich immer, was man besser machen kann und wie das Ganze spannender wird."

Titel-Bild zur News: Jens Marquardt (BMW Motorsport Direktor)

Jens Marquardt holte mit BMW gleich im ersten Anlauf den DTM-Titel Zoom

"Ein Aspekt ist eben auch, wenn man das Wochenende soweit auseinanderzieht, gibt es die Möglichkeit alles mit unendlichen Schleifen zu optimieren und zu verbessern", so der Deutsche weiter. "Jetzt ist alles verkürzt und damit erhöht man auch die Chance, dass mal etwas suboptimal läuft. Wir haben ja letztes Jahr gesehen, dass alles extrem eng gewesen ist. Nun kommt man vielleicht auch in eine Situation, dass du mit dem ein oder anderen Fahrzeug oder Fahrer es nicht 100%ig hinbekommst, zum Qualifying alles auszusortieren."

Und gerade diese Nicht-Perfektion würde das Salz in der Suppe sein: "Da ist der Fahrer noch mehr gefragt und du hast die Situation, in der du dich fragst, wie wird sich das nun im Rennen auswirken? Vielleicht ist man mit dem Optionsreifen besser unterwegs und alles gleicht sich wieder aus. Du bringst einfach noch ein paar Rennkomponenten rein. Nicht immer nur auf die Kostenseite schauen, sondern auch darauf, dass man mit unendlichen Testmöglichkeiten, die Systeme voll aussortieren und alles optimieren kann."

"Wenn schlussendlich jeder seinen Job richtig macht, da er die gleiche Physik, die gleichen technischen Randbedingungen hat, müssten eigentlich alle Autos auf dem gleichen Level sein", sinniert Marquardt, warnt aber gleichzeitig vor den Folgen: "Dann hast du alles supereng beisammen, was natürlich auf eine Art schön ist, dann passiert es aber auch, dass alle einfach nur hintereinander her fahren."

Die neue Zeitregel soll dem ein bisschen vorbeugen, so der 45-Jährige: "Wenn man sich überlegt, wie man spannende Rennen hinbekommt, dann sind es eben auch die Komponenten, dass man den Teams und Ingenieuren die Herausforderung gibt und sagt: 'So, ihr habt jetzt eben nicht unendlich viel Zeit und unendlich viel Geld zur Verfügung, sondern ihr müsst euch fokussieren.' Dann muss man vielleicht auch mal auf eine Karte setzen und setzt vielleicht auch mal auf die falsche."


Fotos: BMW-Trainingslager in Italien


Freitag gehört den Rahmenserien

Der BMW-Motorsportchef ist überzeugt davon, dass diese neue Lösung nicht nur für die TV-Zuschauer gut sei, sondern auch für die Besucher an der Strecke, schließlich sei der Freitag bisher nicht unbedingt groß von Bedeutung gewesen: "Ich muss sagen, ich habe mir noch nicht im Detail angeschaut, wie viele Zuschauer am Freitag da gewesen sind. Es ist ja für die meisten Leute auch ein Arbeitstag", kann Marquardt verstehen, wenn das Interesse freitags nicht so dagewesen sei.

"Die Möglichkeit an einem späten Vormittag oder frühen Nachmittag an der Strecke zu sein, die erschließt sich für viele gar nicht", fährt er fort. "Es ist natürlich toll, wenn schon Fans da waren, da diese dann oft Urlaub nehmen und wirklich ihr Commitment auch zeigen. Deswegen will man denen am Freitag mit komprimieren Rahmenserien auch ein tolles Programm bieten - auch mit Rennen." Somit würde sich für richtige Fans auch ohne die DTM ein Freitagsbesuch an der Strecke lohnen.

"Es gibt einfach einen anderen Ansatz. Wie mit allen neuen Ansätzen muss man sehen, ob es das richtige bewirkt oder nicht. Wir wissen alle genau, dass der große Differenziator der DTM die Fannähe ist. Wir werden alle daran arbeiten, dass die genauso erhalten bleibt oder sogar noch weiter ausgebaut wird, wie wir es in den letzten Jahren kennengelernt haben", beruhigt der Deutsche.

DTM-Fahraction gibt es nur noch am Samstag und am Sonntag Zoom

Doch bekommen die Fans an der Strecke bei so einem straffen Zeitplan die Fahrer überhaupt noch zu Gesicht? Oder wird die freie Zeit jetzt anderweitig genutzt, für Pläne hinter verschlossenen Türen beispielsweise? "Da sind wir als Hersteller, die mit den Teams unterwegs sind, gefragt, dass wir dieses komprimierte Format nicht dazu führen lassen, dass die Leute sich nur noch in irgendwelchen Meetings und Briefings, Prebriefing, Postbriefing und was weiß ich was befinden", teilt Marquardt den Befürchtungen eine Absage. "Das liegt an uns. Aber ich glaube, da haben wir alle das richtige Verständnis, was wir erreichen wollen und das werden wir umsetzen."

Neue Konzepte zur Fannähe

Doch was kann sich die DTM einfallen lassen, um die Serie auch ohne Trainingsfreitag für die Besucher attraktiv zu machen? BMW-Chef Marquardt verrät, dass im Hintergrund schon fleißig an Plänen gearbeitet wird: "Woran wir arbeiten und Konzepte erstellen ist zum Beispiel das Boxenstopptraining. Bisher haben wir das im Warmup oder in der ersten Freitagsession gemacht und zwar immer in der Boxengasse."

"Da haben natürlich die Zuschauer, die auf der Tribüne gegenüber saßen etwas gesehen. Auf den anderen Tribünen leider nicht", erklärt er die Überlegungen. "Da ist die Frage, ob man so etwas nicht auch an einem Freitagabend oder wo es ins Programm reinpasst in der Boxengasse veranstalten könnte? Fans, die eine Paddockkarte haben, können sich das anschauen. Man macht es halt dann nicht fahrend, sondern wie man es auch aus der Formel 1 kennt: Man hat ein paar, die das Auto schön in die Position schieben und dann werden 20 Minuten Boxenstopps geübt."

So ähnlich könnte sich Marquardt das Ausgleichsprogramm vorstellen. "Ich fand das immer ein richtig tolles Spektakel und wenn man sich Showevents anschaut: Ein Boxenstopp oder Reifenwechsel ist immer mit dabei. Solche Sachen kann man einbringen, um den Leuten auch zu zeigen, so arbeiten die Teams, so bereiten die sich vor. Da ist über das offene Paddock eine gute Plattform da."

Doch dabei soll es nicht bleiben: "Was der Fan bei der DTM geboten bekommt ist einzigartig und wir können vielleicht noch das ein oder andere drauflegen. Wir werden sicherlich das ein oder andere herzaubern", kündigt Marquardt weitere Neuerungen an. "Da können sie sich dieses Jahr mal überraschen lassen."