• 13.07.2018 10:00

  • von Julia Spacek

Lucas Auer mit bester Qualifying-Quote: "Auf Hotlap spürst du alles"

Mercedes-Pilot Lucas Auer hat die bisher beste Qualifyingbilanz und beschreibt das Gefühl auf einer schnellen Runde: "Am Limit gibt es nicht die perfekte Runde"

(Motorsport-Total.com) - Mercedes führt momentan alle drei Wertungen der Fahrer, Teams und Hersteller in der DTM an. Lucas Auer hat sich in einer inoffiziellen Meisterschaft die Führung geschnappt: Der Österreicher ist der bislang beste DTM-Fahrer in den Qualifyings der Saison 2018. Zweimal von der Pole-Position, zweimal von Startplatz drei gestartet und auch sonst war der Mercedes-Fahrer immer unter den ersten Acht. "Ich fühle mich auf einer Runde sehr wohl und weiß wie ich einen Reifen vorbereiten muss, damit er ein Maximum an Grip hat", verrät der 23-Jährige sein Erfolgsgeheimnis.

Titel-Bild zur News: Lucas Auer

Lucas Auer hat 2018 bisher die beste Qualifyingbilanz Zoom

"In der Runde und wenn du alles hingekriegt hast, dann bist du in einer echten Hotlap, du fühlst alles, du bist richtig frei, spürst es - und um genau dieses Gefühl geht es beim Rennfahren", beschreibt er das Gefühl auf einer schnellen Qualifyingrunde. "Du bist in dem Moment immer ein bisschen voraus, du bist ganz sensibel. Du spürst Übersteuern, ehe es dazu kommt. Ich fühle meinen Körper zu 100 Prozent, fühle, wie das Hans-System auf mich drückt, ich bekomme alles mit."

Eine Runde ist für ihn "sehr einzigartig", denn: "Du bist nur Du. Wenn du so frei bist, zerstört nichts deine Runde, du ziehst das Glück an. Das klingt komisch, ist aber so. In dem Moment kann dich auch keiner raus bringen. Du malst dein eigenes Bild."

Auf die Reifen kommt es an

Um eine ideale Runde in den Asphalt zu brennen, ist es wichtig, schon vorher gut unterwegs zu sein, erklärt Auer. "Wichtig ist es, den Reifen vorzubereiten und zu schauen, dass du keinen Verkehr hast." Außerdem müssen die Piloten die Reifen auf die optimale Betriebstemperatur bringen, denn seit 2017 ist der Vorheizen der Pneus verboten.

"Dadurch ist der Fahrer selbst dafür verantwortlich, wie er die Hinterachse, die Vorderachse, den rechten Vorderreifen und anderes auf Temperatur bekommt. Da kannst du als Fahrer einen Riesen-Unterschied ausmachen, viel mehr als es davor war, als wir noch die Heizdecken hatten. Ich bin sicher deshalb im Qualifying gewachsen, weil ich mit der Zeit einfach mehr Erfahrung habe - aber es ist auch so, dass ich mit diesen aktuellen Regeln sehr wohl fühle", so der junge Tiroler.


Fotos: Lucas Auer, DTM am Norisring


In den Meetings mit den Ingenieuren werden am Rennwochenende zwar viele Szenarien durchgesprochen, doch letzten Endes liegt es am Fahrer, auf einer schnellen Runde das Optimum aus dem Auto herauszuholen. "Was tust du, wenn es plötzlich um zehn Grad wärmer ist als gedacht? Dann bist wieder du als Fahrer gefragt, dich darauf einzustellen", sagt er.

Ob er als Erster oder Letzter auf der Strecke ist, um seine schnellste Runde zu fahren, spielt für Auer keine Rolle, sofern er nicht im Verkehr steckt: "Ich finde da nicht so große Unterschiede, die freie Runde geht über alles. Am Ende ist es natürlich perfekt, wenn du der Letzte bist - zum einen weißt du sofort, was du geschafft hast, zum anderen kann keiner mehr kontern."


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Eine Rundenzeit, die er anvisiert, gibt er sich im Vorfeld nicht vor, denn für den Österreicher gibt es immer nur ein Ziel: das Schnellste zu sein. "Es geht immer besser. Die perfekte Runde gibt es nicht in einer Runde am Limit", sagt er.

Vor dem Zeittraining geht Auer noch einmal in sich und bereitet sich auf seine Hotlap vor. "In den letzten zehn Minuten davor begibst du dich schon in deine eigene Welt, bist auch aufgeregt, denn es geht um sehr viel. Ich ziehe mich zurück in den Truck, gehe alle Abläufe noch einmal gedanklich durch. Etwa bestimmte Problemkurven, in denen der Teamkollege irgendwo schneller ist", schildert er.

"Zugleich muss ich offen und frei bleiben, auch für Unerwartetes. Die Strecke kann sich noch ändern, auch das Wetter. Ist alles noch so, wie wir es geplant hatten? Dann aber muss auch mal Schluss sein mit dem Denken - und so folgen noch ein paar Minuten, in denen ich los lasse. Dann bin ich entspannt - und bereit, in mein Auto zu steigen", ergänzt er.

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