• 31.12.2014 09:15

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: Als Rookie in der DTM

Redakteur Stefan Ziegler schreibt über sein erstes Jahr als DTM-Reporter und schildert, wie er politische "Eiertänze" und den Sport auf der Strecke erlebt hat

Titel-Bild zur News: DTM-Start in Budapest 2014

DTM-Rennstart 2014: Die Rennserie bietet nicht nur Sport, sondern auch viel Politik Zoom

Liebe Leser,

aller Anfang ist schwer für einen Rookie in einer Rennserie. Vieles ist neu, das Umfeld ungewohnt und zu entdecken gibt es so einiges. Doch ausreichend Zeit, um richtig heimisch zu werden, hat man als Neuling üblicherweise nicht. Denn hat die Saison erst einmal begonnen, geht alles ganz schnell. Und schon ist das Jahr (fast) vorüber - für mich das erste als 'Motorsport-Total.com'-Reporter in der DTM.

Mit meinem "Debüt" in Hockenheim im Mai 2014 hat sich übrigens ein persönlicher Kreis geschlossen. Denn fast auf den Tag genau 14 Jahre zuvor hatte ich als Tribünen-Zuschauer im Motodrom mein erstes Motorsport-Rennen verfolgt. Nun berichtete ich als akkreditierter Journalist erstmals über das Deutsche Tourenwagen Masters, über das mir im Laufe der Zeit alles Mögliche erzählt worden war.

Miteinander unter Medienvertretern

Ein schwieriges Arbeitsumfeld sei es, gar ein "Haifischbecken", künstlich und anstrengend, vor allen Dingen überaus politisch. Dergleichen hatten mir Kollegen berichtet, die ihrerseits selbst einmal DTM-Erfahrung gesammelt hatten. Nach einem Jahr in dieser Rennserie komme ich für mich aber zu dem Schluss: Nicht alles ist wahr, was man so hört. Denn mir hat mein Rookie-Jahr in der DTM gefallen.

Da wären einerseits die Bemühungen von Verantwortlichen und Herstellern, den Medienvertretern eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu bieten. Das beginnt schon beim kostenfreien WLAN-Zugang im Pressezentrum, wofür bei vielen anderen Rennserien teilweise horrende Summen zu entrichten sind, und es endet bei verlässlichen Medienterminen für Gespräche mit den unmittelbar Beteiligten.


Fotostrecke: DTM 2014: Tops und Flops

Als sehr angenehm habe ich auch das Miteinander unter den Medienvertretern empfunden. Jeder ist auf der Suche nach einer Geschichte, will Neuigkeiten als Erster vermelden, exklusive Inhalte bringen. Aber der Spaß kommt im DTM-Pressezentrum nicht zu kurz. Man hilft sich gegenseitig und rückt auch mal gemeinsam zu einem Gesprächstermin aus, obwohl - wie auf der Rennstrecke - Konkurrenz herrscht.

"Eiertanz" hinter den Kulissen

Manchmal standen wir Medienvertreter nach einer Interviewrunde aber auch zusammen und fragten uns, was wir vom gerade Gesprochenen halten sollten. Denn Klartext reden in der DTM nicht alle. Und das ist eine Schattenseite dieser Rennserie. Einfache Frage, klare Antwort - das funktioniert dort nicht immer. Zu politisch aufgeladen ist die Situation in der Rennserie um die drei Hersteller - ein "Eiertanz".

Das nervt schon mal. Geradezu erfrischend sind dagegen Gespräche mit Fahrern, die das überhaupt nicht kümmert. Letzteres kenne ich gut aus anderen Rennserien. Dort kann ich als akkreditierter Journalist auch mal die Box besuchen und mir spontan einen Gesprächspartner suchen. In der DTM ist dergleichen nicht erwünscht, sondern klar vorgegeben, wer etwas sagt und wann er das tut.


Fotos: Top 20: Die DTM-Girls 2014


Zum Beispiel in der Pressekonferenz, wo 2014 vor allem ein Mann sehr häufig zu Gast war: Marco Wittmann. Der junge Deutsche hat die DTM-Saison von Anfang an dominiert und sich vorzeitig den Meistertitel gesichert. Und es war schon sehr beeindruckend, wie abgeklärt er das gemacht hat. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, in der zweiten Saison von einem Sieg zum nächsten zu fahren.

Wird 2015 alles besser?

Wittmann war eine Konstante in einem Jahr, in dem es wenige Konstanten gab. Vor allem Letzteres war ein großes Thema: Woran lag es denn, dass es zu teilweise erheblichen Formschwankungen gekommen ist? Wohl auch am diesjährigen Rennformat mit Pflichtstopp und zwei verschiedenen Reifenmischungen, was viel Verwirrung stiftete, manchmal einer Lotterie glich und die Läufe nicht unbedingt verständlicher machte.

Und 2015 wird vielleicht alles anders. Ob besser, das muss sich zeigen. Die Verantwortlichen haben jedenfalls einen neuen Weg eingeschlagen: Zwei Läufe statt nur ein Rennen pro Wochenende sind vorgesehen. Den Fans soll auf diese Weise mehr Spektakel geboten werden. Mit Folgen auch für uns Medienvertreter: Künftig gibt es zwei "Renntage" pro Wochenende. Und darauf freue ich mich schon jetzt!

Beste Grüße & auf ein Neues in der DTM-Saison 2015!

Euer


Stefan Ziegler