"Honda sehr interessiert an DTM": Ist der Einsatz eines NSX GT3 realistisch?

Beim Honda-Einsatzteam JAS Motorsport betont man, dass die Japaner an der DTM interessiert sind: Aber wie groß ist das Interesse wirklich?

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat sich beim eigenen DTM-Projekt gegen Honda entschieden, obwohl man in der Formel 1 eng zusammenarbeitet - und setzt stattdessen auf zwei Ferrari 488 GT3. Aber liegt das am mangelnden Interesse der Japaner an der DTM? Auch in der Class-1-Ära blieb man der Traditionsserie fern, obwohl man mit dem NSX-GT aus der Super-GT-Serie sogar einen passenden Boliden gehabt hätte. Beim italienischen Honda-Werksteam JAS Motorsport, das auch den kompletten Support in Europa umsetzt, will man von mangelndem Interesse aber nichts wissen.

Titel-Bild zur News: Honda NSX GT3

Beim IGTC-Rennen in Kyalami setzte Honda zuletzt einen Werks-NSX GT3 ein Zoom

"Die Tatsache, dass sich Red Bull für eine andere Marke als Honda entscheiden kann, bedeutet nicht, dass das japanische Unternehmen kein Interesse an der DTM hat - ganz im Gegenteil!", sagt Mads Fischer, der bei JAS für den Kunden-Support zuständig ist, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Wir bauen die NSX und entscheiden nicht, ob sie eingesetzt werden. Dafür ist Honda zuständig. Sie müssen ein passendes Kundenteam finden", stellt der Däne allerdings klar, dass die in Arluno bei Mailand sitzende JAS-Truppe keine strategischen Entscheidungen trifft, sondern nur für den Bau der GT3-Autos und die Unterstützung der Teams zuständig ist.

JAS und Honda "sehr interessiert" an DTM-Einsatz

"Wir machen das für Honda - und das war immer unsere Mission", sagt Fischer. "Ich kann aber versichern, dass sowohl wir als auch die Japaner sehr interessiert daran sind, an der DTM teilzunehmen. Daher müssen wir abwarten, ob ein Team den NSX GT3 einsetzen möchte."

Dass JAS an einem Einsatz in der DTM interessiert ist, liegt in der Natur der Sache. Das Team, das gleich nach der Gründung 1996 als Werksteam von Alfa Romeo in der DTM-Nachfolgeserie ITC fungierte, verdient mit dem Aufbau des Honda NSX GT3 und der Betreuung von Kunden Geld.

Michael Bartels

JAS-Ursprünge: Das Team für die ITC mit dem Alfa Romeo und Michael Bartels Zoom

Die entscheidende Frage ist aber, wie Honda seine Kunden in der DTM unterstützen würde, damit diese ein entsprechendes Projekt stemmen können. Bei JAS habe es diesbezüglich Anfragen gegeben, Details wollte Fischer allerdings nicht kommunizieren.

Nur vier NSX GT4 in Europa geplant

Tatsache ist aber, dass sich die finanzielle Unterstützung durch Honda für derartige Projekte in Zentraleuropa bislang sehr in Grenzen hielt. 2021 wird der bisherige TCR-Rennstall Fugel aus Chemnitz einen NSX GT3 im GT-Masters einsetzen.

Abgesehen von diesem Auto sind laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' diese Saison aktuell nur drei weitere Boliden in Zentraleuropa in Kundenhand: zwei, die vom italienischen Nova-Race-Team in der italienischen GT-Meisterschaft zum Einsatz kommen - und dann wäre da noch der Bolide des dänischen Privatfahrers Jens Reno Moller, bei dem noch unklar ist, wo er eingesetzt wird.

Beim NSX GT3 handelt es sich also um einen wahren Exoten. Entsprechend teuer sind Ersatzteile, die nicht in größeren Stückzahlen produziert werden. Und alleine der Kaufpreis des Boliden beträgt etwas weniger als eine halbe Million Euro.

Warum Europa für Honda keine Priorität hat

Warum die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass Honda ein Team in der DTM abgesehen von einem Teiletruck und einen Motoreningenieur auch finanziell stützen würde? Honda ist zwar der siebtgrößte Autohersteller der Welt, doch in der Europäischen Union beträgt der Marktanteil der Neuzulassungen pro Jahr nur rund 0,6 Prozent.

Während man sich also in den USA etabliert hat, ist Europa ein reiner Nischenmarkt für die Japaner. Entsprechend hält man sich auch mit Marketingaktivitäten zurück. In den USA ist Honda im Motorsport aber über HPD (Honda Performance Development) und mit der Marke Acura in der IMSA-Serie stark vertreten.

Dazu kommt, dass ein GT3-Engagement mit Honda in Europa auch organisatorisch rasch zur Herausforderung wird. Das liegt daran, dass JAS zwar für die Umsetzung zuständig ist, aber auch nicht autonom agieren kann. Denn alle Entscheidungen - und das gilt auch für Honda Deutschland - müssen stets von Honda Japan abgesegnet werden.