• 16.05.2009 22:19

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Haug: "Deftige Qualifyingniederlage", aber...

Mercedes verliert die Zeit auf Audi im Mittelsektor, doch für Motorsportchef Norbert Haug gilt: "Weiterarbeiten statt Trübsal blasen"

(Motorsport-Total.com) - Bei Mercedes war nach der Qualifiaktion von Hockenheim Ursachenanalyse angesagt. Audi machte das neue Q4 unter sich aus, die ersten fünf Startplätze sind mit Autos mit vier Ringen belegt. Bei Mercedes lief es dagegen nur in kleinen Teilbereichen gut - im Großen und Ganzen musste man sich dem Rivalen aus Ingolstadt geschlagen geben. Paul Di Resta kam als bester Vertreter der Stuttgarter auf Startplatz sechs.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug konnte mit dem Abschneiden bisher nicht zufrieden sein

"Das hat viele Gründe", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zum Abschneiden der Stuttgarter. "Wir sind generell zu langsam und zweitens sind wir überhaupt nicht in Phalanx aufgetreten." Deshalb begann er seine Analyse lieber mit dem Erfreulichen: Mit den Jahreswagen sei man im Vergleich gut aufgestellt gewesen, zudem habe sich gezeigt, dass die neue Einstufung der 2008er-Fahrzeuge zumindest in Hockenheim für ein kompakteres Feld sorgen kann. "Das Erfreuliche ist auch Maro Engel auf dem siebten Platz. Das ist eine gute Leistung", lobte Haug.#w1#

Viel mehr Erfreuliches gab es dann aber nicht mehr zu analysieren. Der Tag begann für die Stuttgarter schon damit, dass im Freien Training das Auto von Jamie Green "verloren ging". Den nachträglich eingebauten Kerb, an dem sich der Brite seinen Jahreswagen kaputtgefahren, hält Haug "nicht für die klügste Lösung". Nachdem Green nicht der Einzige war, dessen Auto an besagtem Kerb zu Schaden kam, wurde der Kerb noch im Training wieder entfernt. Für Haug die einzig richtige Entscheidung: "Spätestens im Rennen wäre das eine ordentliche Sprungschanze geworden."

"Wir sind generell zu langsam und zweitens sind wir überhaupt nicht in Phalanx aufgetreten." Norbert Haug

Green fährt zwar im Jahreswagen, war für Haug aber im Freien Training mit einer der stärksten und viel versprechendsten Mercedes-Piloten. Jetzt muss er das Rennen von ganz hinten angehen. Dort teilt er sich die letzte Startreihe mit dem nächsten Pechvogel aus dem Stuttgarter Lager: Bruno Spengler. Für ihn war in Q1 Schluss. Spenglers Zeit - "er war kurzfristig Schnellster", so Haug - wurde gestrichen, weil er angeblich über eine rote Sperrfläche gefahren ist. Auf der Videoaufzeichnung war es nicht eindeutig zu sehen und es handelte sich um eine so genannte Tatsachenentscheidung, gegen die kein Protest möglich ist.

Für Mercedes war damit ein weiteres Eisen im Feuer weg. Denn Spenglers gestrichene Zeit hätte gereicht für den Einzug in Q2, doch nach der Streichung wurde die Zeit knapp für einen zweiten Schuss. In der Hektik gab es Probleme und dem Kanadier ging das Benzin aus. Laut Haug war das ein "Regieproblem", in der Hektik sei "einfach die Choreografie durcheinander" gewesen. Spengler hätte laut Haug ohne das Benzinproblem noch eine schnelle Runde hinlegen können, zumindest im ersten Sektor sei er auf dem Niveau von Polesitter Mattias Ekström gewesen.


Fotos: Saisonauftakt in Hockenheim


Gary Paffett war im Training am Morgen noch stark unterwegs, aber "er hat es am Mittag irgendwie nicht mehr so hinbekommen und war Elfter. Bei Ralf darf man nicht erwarten, dass er sofort in die Top 10 oder Top 8 fährt. Er hat sich einiegrmaßen manierlich geschlagen. Auch was Susie gezeigt hat, ist noch akzeptabel", fasste Haug weiter zusammen.

"Wir waren im ersten Sektor stark und im letzten, da muss man sicherlich nacharbeiten." Norbert Haug

Das große Problem ist aber: "An der Spitze sind wir zu schwach", bilanzierte der Motorsportchef. Mercedes müsste mindestens drei bis vier Autos in den Top 8 haben und nicht nur zwei. Die meiste Zeit habe man im Mittelsektor verloren, berichtete Haug: "Wir waren im ersten Sektor stark und im letzten, da muss man sicherlich nacharbeiten." Zusätzlich zum mangelnden Speed habe man "auch nicht glücklich agiert", und zwei von insgesamt fünf "wirklich starken Autos", habe man so früh verloren, dass sie in der allerletzten Reihe stehen.

Man könne es als "eine deftige Qualifikationsniederlage" beschreiben, fuhr der Schwabe fort, "so etwas kann es geben im Sport". Er hätte sich natürlich gewünscht, dass es gerade beim Saisonauftakt im neuen Q4 "eine buntere Mischung" gegeben hätte. Doch was nicht ist, kann sich ja noch ändern: "Vielleicht wird es morgen bunter, wer weiß."

Es sei natürlich keine gute Ausgangslage, wenn man fünf Gegner vor sich stehen hat. Doch man müsse jetzt erst einmal abwarten, was das Rennen bringt, betonte Haug: "Wer den Sport kennt, der weiß dass Trübsal blasen keinen Sinn macht, sondern weiterarbeiten." Und es wäre nicht das erste Mal, dass Mercedes sich nach Niederlagen wieder zurückgemeldet hat: "Im vergangenen Jahr sind auch schon viele Grabgesänge gesungen worden", erinnerte er. Dann habe sich die Meisterschaft so entwickelt, dass Paul Di Resta beinahe noch den Titel geholt hätte.