Green: "Der Druck war groß"
Im Exklusiv-Interview spricht Jamie Green über seinen ersten Sieg, die bisherige Saison und mögliche Verbesserungen beim Gewichtsreglement
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jamie - endlich ist er da, der lang ersehnte erste Sieg in der DTM..."
Jamie Green: "Ja, da ist mir echt ein Stein vom Herzen gefallen. Der Druck war schon recht groß. Ich war Formel-3-Champion und jeder hat erwartet, dass ich auch in der DTM sehr stark bin - ich selbst auch. Das bin ich auch, wie man an den 4 Pole Positions von 2006 sehen konnte, aber ein Sieg fehlte halt. Einfach war diese Situation für mich nicht. Aber jetzt bin ich glücklich über meinen ersten Sieg."

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Jamie Green durfte in Barcelona über seinen ersten Sieg in der DTM jubeln
Frage: "Im letzten Jahr hast du wie gesagt oft auf der Pole Position gestanden und hast den Spitznamen 'Polekönig' bekommen. In dieser Saison ist es dir noch nicht gelungen, Startplatz eins zu holen. Welche Gründe hat das?"
Jamie Green: "Der Unterschied in diesem Jahr ist, dass wir ein anderes Auto und andere Reifen fahren. Der Reifen unterscheidet sich sehr stark von dem im vergangenen Jahr. Die Dinge, die ich im vergangenen Jahr gut gemacht habe, funktionieren in diesem Jahr mit den aktuellen Reifen nicht mehr so. Es ist eine Frage dessen, ob das Auto und die Reifen dir liegen oder nicht. Im Qualifying liegt es mir eben nicht."#w1#
"In Brands Hatch war ich schnell genug, um die Pole Position zu holen. Aber die Runde hat aufgrund der roten Flagge nicht gezählt. Es gibt noch Potential für mich, im Qualifying der Schnellste zu sein."
"Konnte zeigen, wie schnell ich bin"
Frage: "Welche Ziele konntest du in drei Jahren DTM erreichen und welche stehen noch aus?"
Green: "Ein großes Ziel ist erreicht: Ich habe meinen ersten Sieg geholt. Positiv ist auch, dass ich jedem zeigen konnte, wie schnell ich bin. Negativ ist, dass ich vor Barcelona nicht die Ergebnisse liefern konnte, die meine Schnelligkeit unterstrichen hätten. Pole-Positions sind gut, aber Rennen sind wichtiger. Nur in den Rennen sammelst du Punkte. Ich stand oft auf dem Podium, ich fuhr die schnellste Rennrunde, ich sicherte mir Pole-Positions. Was fehlte, waren Siege. Und da hoffe ich, dass ich dem ersten noch viele folgen lassen kann."
Frage: "Steht bereits fest, ob du im nächsten Jahr in der DTM fährst?"
Green: "Nein, es ist noch nichts entschieden. Aber ich hoffe, dass ich auch in der nächsten Saison wieder fahren kann."
Als Team schneller als Audi
Frage: "Am Anfang des Jahres schien die 2007er AMG Mercedes C-Klasse nicht so stark zu sein. Was konntest du gemeinsam mit dem Team im Laufe der Saison verbessern?"
Green: "Ich habe keinen guten Job im Qualifying abgeliefert. Aber wenn du alle Ergebnisse analysierst, haben wir mehr Pole-Positions als Audi. Das Entscheidende war, dass wir nicht einen Fahrer hatten, der die maximale Punktzahl in allen Rennen geholt hat, sondern drei. Mika hat zwei Rennen gewonnen, Bruno hat zwei Rennen gewonnen und Bernd und ich haben auch je ein Rennen gewonnen."
"Was die Performance der neuen AMG Mercedes C-Klasse betrifft, hat sie das Zeug zum Titel. Wenn Bernd ein Rennen gewinnt, bekommen wir mehr Gewicht aufgeladen. Wenn Mika ein Rennen gewinnt, bekommen wir auch mehr Gewicht aufgeladen. Gleiches gilt auch für Bruno. Und manchmal hat Bruno nicht gewonnen, aber er musste trotzdem Gewicht aufladen. Wir waren mit drei Fahrern erfolgreich und haben deshalb viel Zusatzgewicht aufladen müssen. In den letzten drei Rennen waren wir viel schwerer als die Audis, was sie stark erscheinen ließ. In Barcelona im Qualifying hat man gesehen, dass wir, bei gleichem Gewichtshandicap wie Audi, sehr stark sind."
Greens Vorschlag: Erfolgsgewicht für einzelne Fahrer
Frage: "Wäre es also besser, statt des gesamten Jahrgangs einer Marke nur noch einzelne Fahrer mit Zusatzgewicht auszustatten?"
Green: "Meiner Meinung nach wäre es fairer und interessanter, wenn das Zusatzgewicht abhängig von den Ergebnissen der Fahrer und nicht abhängig vom Team verteilt würde. Ich sage dass vielleicht deshalb, weil ich bis zum Rennen in Barcelona keine Siege errungen habe, trotzdem aber auch das Zusatzgewicht aufladen musste. Warum soll jemand, der nicht gewinnt, Zusatzgewicht für das nächste Rennen bekommen?"
"Außerdem sieht das Reglement vor, dass die Autos nicht weiterentwickelt werden dürfen. Die älteren Autos unterscheiden sich also nicht stark von den neuen Autos, und die neuen nicht von den alten Autos. Die alten Autos haben aber weniger Gewicht. Daher ist es möglich für die guten Fahrer in den älteren Autos mit den Fahrern in den neuen Autos mitzuhalten."

