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Geheimplan in der DTM: KTM mit X-Bow und Red Bull noch dieses Jahr am Start?

Wie es gelingen könnte, dass KTM mit dem X-Bow noch diese Saison in die DTM einsteigt, welches Netzwerk Gerhard Berger nutzt und welche Hürde es gibt

(Motorsport-Total.com) - Ein KTM-Einsatz in der DTM? Was wie ein kurioses Gerücht klingt, könnte noch dieses Jahr Realität werden: Denn Gerhard Berger bemüht sich sich hinter den Kulissen intensiv um neue Hersteller. Für den DTM-Boss wäre es der nächste Coup, wenn der neue KTM X-Bow, der vor einer Woche im Zuge des GT-World-Challenge-Europe-Auftakts in Monza seine GT2-Rennpremiere feierte, noch 2021 in der DTM antritt.

Titel-Bild zur News: KTM X-Bow GT2

Spektakulär: Der neue KTM X-Bow fuhr in Monza mehrere GT2-Podestplätze ein Zoom

Der Plan: Beim Heimspiel der DTM in Spielberg von 3. bis 5. September sollen zwei Boliden des aus dem Motorradsport bekannten österreichischen Herstellers, der seit einigen Jahren auch Sportwägen baut, ihre Premiere in der Traditionsserie feiern.

Um das zu erreichen, hat der DTM-Boss laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' bei Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz vorgefühlt: Red Bull finanziert diese Saison bereits zwei von AF Corse eingesetzte Ferrari 488 GT3 - und wäre auch bereit, das KTM-Projekt zu stützen, zumal der Energydrink-Konzern und der Motorrad-Hersteller seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten.

"Zu diesem Thema nichts Konkretes zu sagen"

KTM selbst gibt sich in Hinblick auf Bergers Vorhaben zugeknöpft. "Man kennt sich, aber es gibt zu diesem Thema nichts Konkretes zu sagen", lässt KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz über einen Sprecher des Unternehmens ausrichten. "Wir haben diesbezüglich derzeit keinerlei tiefere Absichten."

Vor einigen Monaten hielt Trunkenpolz beim Red-Bull-Medium 'Speedweek' einen DTM-Einstieg im Jahr 2021 für "total unrealistisch", verbarg aber sein Interesse nicht: "Wenn das Auto ordentlich performt und wenn wir dazu eine anständige Homologation bekommen, dann ist die DTM sicher nach wie vor eine gute Plattform. Vor allem wenn wir für unser Paket einen attraktives Sponsor als Back-up finden; die DTM ist ja nicht kostenlos." Diesen attraktiven Sponsor dürfte man mit Red Bull gefunden haben.

So könnte man aus X-Bow GT3-Auto machen

In Hinblick auf ein DTM-Engagement von KTM gibt es aber eine Hürde: Der KTM X-Bow wurde eigentlich als GT2-Auto konzipiert. Ein Umbau zu einem GT3-Auto wäre grundsätzlich kein großes Problem. Der GT2-Bolide wiegt ohne Balance-of-Performance-Einstufung 1.050 Kilogramm, der 2,5-Liter-Fünfzylinder-TFSi-Motor von Audi liefert 610 PS. Diese beiden Parameter könnte man also problemlos an die GT3-Autos von Mercedes, Audi, BMW und Ferrari angleichen.

Zudem wäre es ohne großen Aufwand möglich, den Boliden über einen doppelten, weiter hinten angebrachten Heckflügel, mehr Abtrieb an der Vorderachse und einen neuen Unterboden in den Kurven schneller zu machen.

Das wäre notwendig, wie der Vergleich zwischen GT-World-Challenge Europe und GT2 European Series in Monza zeigte: AKKA-ASP-Pilot Jules Gounon holte im Mercedes in 1:46.442 die GT3-Pole, während Peter Kox im KTM X-Bow GT2 für seine Pole-Runde 1:50.040 benötigte.

300 Straßenfahrzeuge pro Jahr als Hürde

Problematisch ist aber die Tatsache, dass die DTM eine FIA-GT3-Homologation verlangt: Teilnahmeberechtigt sind "Fahrzeuge basierend auf Anhang J - Artikel 257A der FIA in einer von dem Serienausschreiber/Promoter spezifizierten Variante", heißt es in Artikel 48 des neuen, noch nicht öffentlich zugänglichen DTM-Reglements für die Saison 2021.

Worauf sich Anhang J - Artikel 257A bezieht? Damit verweist das DTM-Regelwerk auf das technische Reglement der FIA für die GT3-Klasse. Der Weltverband verlangt für die Homologation eines GT3-Autos den Bau von 300 Straßenfahrzeugen pro Jahr, um zu verhindern, dass ein Hersteller auf einen reinen Prototypen setzt.

KTM X-Bow GT2

Der neue KTM X-Bow könnte vom GT2- zu einem GT3-Auto umgebaut werden Zoom

Entwicklungspartner Reiter: "Wollen in GT3-Klasse fahren"

Eine Zahl, die für einen Kleinstserienhersteller wie KTM - ebenso wie für Glickenhaus - eine echte Herausforderung ist. "Wir wollen gerne in der GT3-Klasse fahren, aber dafür müssen wir erst einmal die minimale Stückzahl von 300 Straßenautos bauen", sagt Hans Reiter, der mit seinem Rennstall Reiter Engineering als KTM-Einsatzteam fungiert und auch als Entwicklungspartner für den neuen X-Bow dient, gegenüber 'DTM.com'.

"Das dauert noch ein bisschen, aber wir arbeiten daran. Wir wollen ganz bewusst keine Einzelzulassung für die Straßenautos, sondern wirklich eine Serienzulassung, bei der alle Kriterien erfüllt werden, wie bei den großen Herstellern auch. Kürzlich haben wir schon den frontalen Crashtest und den seitlichen Crashtest bestanden. So arbeiten wir uns Schritt für Schritt voran."

Der neue Bolide wird nicht bei Reiter Engineering in Kirchanschöring in Bayern produziert, sondern in Graz in Österreich. Im kleinen Werk der KTM Sportcar GmbH, die wie die Motorradsparte eine Tochter der KTM AG ist, wurden seit 2008 gerade mal etwas mehr als 1.300 Fahrzeuge hergestellt. Laut Angaben von KTM können rund 100 Einheiten der unterschiedlichen Modelle pro Jahr gefertigt werden. Noch ist man also von den 300 Autos pro Jahr weit entfernt.

DTM beharrt auf FIA-Homologation

Aber könnte die DTM, für die das GT3-Reglement nur als Basis dient, diesbezüglich nicht eine Ausnahme machen? "Man benötigt eine FIA-GT3-Homologation, um an der Meisterschaft teilzunehmen", zeigte sich Michael Resl, Technikchef der DTM-Dachorganisation ITR, beim Hockenheim-Test auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' ablehnend. "Wenn das Auto nicht homologiert ist, kann es nicht an der Meisterschaft teilnehmen."

Und DTM-Starts außerhalb des Wettbewerbs wären für die Österreicher nur attraktiv, wenn man wie BMW mit dem M4 GT3 eine Perspektive auf eine Homologation hat. Die Situation ist also kompliziert, aber nicht unlösbar.


KTM X-Bow GTX

Denn bereits beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim im Jahr 2019 durften drei Super-GT-Boliden aus Japan am Rennen teilnehmen, obwohl diese eigentlich nicht dem Class-1-Reglement der DTM entsprachen und über eine Balance of Performance an das Feld angeglichen wurden.

Gelingt Berger dank Netzwerk nächster Coup?

Damals mussten die in der ITR vertretenen Hersteller Audi und BMW den Start der Boliden von Honda, Lexus und Nissan abnicken, was nun nicht mehr notwendig wäre, da die Hersteller seit Ende 2020 nicht mehr Mitglieder der DTM-Dachorganisation sind - und Berger alleine das Sagen hat.

Und wozu der Österreicher beim Kampf um die DTM imstande ist, bewies der Ex-Formel-1-Pilot erst kürzlich mit dem Red-Bull-Ferrari-Projekt, das er mit Hilfe seines internationalen Netzwerks auf Kurs brachte. Dass Berger und Mateschitz einander nahestehen, ist bekannt, aber auch bei KTM hat der 61-Jährige mit seinem Tiroler Landsmann Heinz Kinigadner einen engen Vertrauten. Der KTM-Sportmanager war in den vergangenen Jahren immer wieder bei DTM-Rennen vor Ort.


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Abgesehen davon setzt die DTM im Gegensatz zu Class-1-Zeiten seit diesem Jahr ohnehin auf eine Balance-of-Performance-Einstufung, die auch für den KTM X-Bow gelten würde. Aus sportlicher Sicht stünde einem KTM-Einstieg also nichts mehr im Wege. Und ein Insider prophezeit, dass auch die Rahmenbedingungen geklärt werden könnten: "Wenn Berger das will, dann würde man sicher einen Weg finden."

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