DTM-Rennen Oschersleben 1: Perera siegt, Ex-DTM-Trophy-Meister überrascht

SSR-Lamborghini-Sieg von der Pole durch Franck Perera beim DTM-Auftakt in Oschersleben: Heinemann sorgt für Porsche-Überraschung, Mercedes-AMG schwach

(Motorsport-Total.com) - Spiel, Satz, Sieg: Franck Perera (SSR-Lamborghini) hat beim DTM-Saisonauftakt in der Motorsportarena Oschersleben seine Poleposition souverän in einen Sieg umgemünzt. Der 39-jährige Rookie (ja, wirklich) gewann das Rennen am Samstag mit einer souveränen Leistung, bei der er absolut unantastbar war. (Ergebnis 1. Rennen)

Titel-Bild zur News: Franck Perera

Schon beim Start zeigte sich Tim Heinemann im Porsche auf der Außenbahn Zoom

"Das fühlt sich richtig gut an! Es ist eine lange Saison, deshalb will ich mich nicht zu sehr davon ablenken lassen. Aber es bedeutet mir sehr viel", sagte der Franzose. "Ich möchte diesen Sieg allen im Team und bei Lamborghini widmen. Wir wollen in dieser Saison weiterhin alles geben. Ich bin bereit für den Kampf."

Zwar betrug der Vorsprung im Ziel nur 3,987 Sekunden auf Tim Heinemann (Toksport-Porsche; 2.). Doch Pereras Fahrt war so überlegen, dass niemand den Hauch einer Chance hatte - auch nicht sein Teamkollege Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini; 8.).


Fotos: DTM: Saisonauftakt in Oschersleben 2023, Samstag


Hier wird nach dem Rennen auch die Analysearbeit für SSR Performance beginnen, denn das Team verschenkte einen eigentlich sicheren Doppelsieg durch eine falsche Boxenstrategie. Sowohl Perera als auch Bortolotti kamen relativ spät im Boxenstoppfenster rein, was vor allem den Austro-Italiener teuer zu stehen kam.

Heinemann nutzt Strategiefehler von SSR aus

So gelang mehreren Fahrern ein Undercut gegen die beiden Lambos. Perera rettete sich dank eines Vorsprunges von fast sechs Sekunden auf Bortolotti aus dem ersten Stint. Ein weiterer Beweis für die Extraklasse des Franzosen in Oschersleben, wo er in den vergangenen Jahren bereits mehrfach im ADAC GT Masters auf dem Podium gestanden hat. Bortolotti hingegen stürzte ab.

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Erster Profiteur war Heinemann, der mit einem bärenstarken Start den Grundstein für sein hervorragendes DTM-Debüt legte. Toksport WRT holte den zweimaligen DTM-Trophy-Champion kurz nach Rennhälfte in die Box. Das reichte, um Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari; 3.), Ricardo Feller (Abt-Audi; 4.) und Bortolotti zu überholen.

"Das ist wie im Film, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", sprudelte es aus dem 25-Jährigen heraus. "Schon P7 im Qualifying war ein Mega-Ergebnis, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Vor einem Rennen hofft man natürlich, dass man nach vorne fahren kann. Aber jetzt hier auf Platz zwei zu stehen, ist irgendwie surreal. Das macht mich superstolz und superglücklich."

Vielleicht hätte Heinemann sogar gewinnen können, wäre er nicht in der Anfangsphase von der Rennleitung zurückgepfiffen worden. Als Heinemann den auf kalten Reifen strauchelnden Aitken attackierte, kam es zu einer Berührung und Heinemann musste den Platz wieder hergeben.

"Da habe ich wohl die Pace verloren, die nötig gewesen wäre, um um Platz eins zu kämpfen", bestätigt Heinemann. Dennoch will er sich nicht beklagen: "Das ist Jammern auf hohem Niveau. Wenn mir vor ein, zwei Monaten jemand gesagt hätte, dass ich in meinem ersten DTM-Rennen Zweiter werde, dann hätte ich das sofort angenommen."

Feller ringt Rast nieder

Aitken fuhr nach dem anfänglichen Gerangel eher unauffällig. Er bestätigt das Defizit des Ferrari auf kalten Reifen: "Ich denke, wir hätten Tim beim Boxenstopp vor mir erwischen können, aber ich habe zu viel Zeit auf kalten Reifen verloren. Die Strecke hier kommt uns ein bisschen entgegen. Für die schnelleren Strecken mache ich mir Sorgen."

Auf den vierten Platz arbeitete sich Rene Rast (Schubert-BMW; 5.) durch die Stopps diskret nach vorne. In der Schlussphase musste er allerdings noch einen Platz an Feller abgeben, der mit einem schönen Manöver zu Beginn der Triple innen am BMW M4 GT3 vorbeizog.

"Er war mit dem halben Auto neben mir und ich wollte kein Risiko eingehen. Er hatte neue Reifen, also habe ich ihn ziehen lassen. Ich wollte nicht noch mehr Positionen verlieren", erklärt der dreimalige Champion. Er verweist darauf, dass Oschersleben nicht für den BMW gemacht sei, weil sich die Mittelmotor-Fahrzeuge hier auf ihren Kurvenspeed verlassen können.

Unauffällig arbeitete sich Kelvin an der Linde (Abt-Audi) als Sechster nach vorn, gefolgt von Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche; 7.) als nächstem DTM-Debütanten. Hinter Bortolotti komplettierten Christian Engelhart (Toksport-Porsche; 9.) und Dennis Olsen (Manthey-EMA-Porsche; 10.) mit zwei Porsche 911 GT3 R die Top-10.

Die noch DTM-unerfahrene Manthey-Truppe verpatzte bei beiden Fahrzeugen den Boxenstopp, sonst wäre wohl ein besseres Ergebnis möglich gewesen. Noch schlimmer erwischte es Titelverteidiger Sheldon van der Linde (Schubert-BMW; DNF), bei dem beim Boxenstopp alles schief lief.

Nullrunde für den Champion

Vorne rechts klemmte es, aber van der Linde wurde schon losgeschickt. Der Mechaniker vorne links dachte wohl, dass van der Linde wegfahren würde und warf den Schlagschrauber frustriert auf den Boden. Daraufhin musste ein anderer Mechaniker mit seinem Schlagschrauber aushelfen, aber auch das half nichts. Van der Linde gab wenig später auf.

Der Meister ist auch aus einem anderen Grund bedient: "Es war kein Reifenschaden, da war alles in Ordnung. Aber das ist heute extrem ärgerlich. Erst mit Maro im Qualifying, dann schiebt er mich hier im Rennen einfach von der Strecke. Also wirklich. Wir sind erst ein Rennen gefahren, da kann noch viel passieren. Trotzdem ärgert es mich sehr, wie das alles gelaufen ist."

Maro Engel (Landgraf-Mercedes) rettete sich noch auf P13 und sammelte damit als bester Mercedes-AMG einige Punkte. Auch die BoP-Änderung vor dem Start half nicht mehr viel, da die Mercedes-AMG GT3 im hinteren Feld feststeckten.

Ohne Punkte blieb hingegen David Schumacher (Winward-Mercedes; 18.). Er musste wegen eines Regelverstoßes beim Boxenstopp eine Strafe absitzen. Offizielle Formulierung: "Reifen wurde nicht rechtzeitig mit Muskelkraft angehoben".

Zu den sieben Ausfällen zählte auch Mick Wishofer (Grasser-Lamborghini; DNF), der von Startplatz vier ins Rennen gegangen war. Bereits in der Anfangsphase fiel er ans Ende der Top 10 zurück, nach dem Boxenstopp war für den Österreicher Schluss.

Am Sonntag steht um 9.35 Uhr ein weiteres Qualifying und um 13.30 Uhr das zweite Rennen auf dem Programm. (Alle Infos zum DTM-Auftakt in Oschersleben!)

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