DTM-Rennen Hockenheim 1: Kelvin van der Linde dreht mit Sieg Titelrennen

Abt-Audi-Pilot Kelvin van der Linde übernimmt nach einem hart erkämpften Sieg die DTM-Führung von Mirko Bortolotti, der mit Titelrivale Maro Engel kollidierte

(Motorsport-Total.com) - Kelvin van der Linde (Abt-Audi; 1.) hat in Hockenheim das DTM-Finale zum Krimi gemacht: Mit seinem dritten Saisonsieg übernahm der Südafrikaner beim vorletzten Saisonrennen die Tabellenführung von Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini), der nicht über den fünften Platz hinauskam. Die beiden Kontrahenten trennen in der Meisterschaft vor dem Sonntag nur noch zwei Punkte. (DTM-Meisterschaftsstand)

Titel-Bild zur News: Kelvin van der Linde

Kelvin van der Linde wehrte das ganze Rennen lang die Angriffe von Auer ab Zoom

Van der Linde lieferte eine nervenstarke Meisterleistung ab: Das ganze Rennen über stand der Polesetter unter Druck von Lucas Auer (Winward-Mercedes; 2.). Dieser war nie weiter als eine Sekunde entfernt und setzte van der Linde massiv zu. (Rennergebnis)

Beim Boxenstopp ging er mit einem Overcut kurzzeitig in Führung, doch van der Linde holte sich die Führung eingangs der 20. von 37 Runden mit einem beherzten Manöver zurück. Damit war die Sache aber noch lange nicht gelaufen, denn nun wiederholte sich das Szenario aus dem ersten Stint - Auer nahm den Audi R8 LMS GT3 Evo II unter Dauerfeuer.

"Ich habe nichts mehr im Tank. Ich habe gefühlt eine Stunde lang nicht geatmet", gibt van der Linde im Ziel gegenüber ran zu. Zehn Minuten vor Schluss kam es zum heftigsten Angriff der "Mamba" auf den Sieg, als Auer van der Linde in der Spitzkehre aufs rechte Hinterrad fuhr. Beinahe hätte er den Titelanwärter abgeräumt, doch van der Linde blieb auf Kurs und Auer wurde selbst verlangsamt.

Van der Linde ist ihm nicht böse: "Klar, Luggi ist hart gefahren, Respekt an ihn. Aber ich muss sagen, ich habe auch hart gekämpft. Ich musste wirklich alles geben. Das war nicht immer einfach. Jedes Mal nach Kurve 2 habe ich im Rückspiegel den Abstand kontrolliert und er war immer da - mal näher, mal weiter weg, aber immer da. Ich bin so erleichtert, das ist unfassbar."

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Auer sagt über den Kampf bei ran: "Alle sagen mir, dass ich hart gefahren bin, aber er hat mir das Leben auch schwer gemacht. Ich hatte zeitweise ein besseres Tempo, aber Gratulation an ihn, er hat keinen Fehler gemacht und richtig zugebissen. Deshalb geht der Sieg zu Recht an ihn."

"Es hat wirklich Spaß gemacht. Es war immer nur zwischen uns beiden. Irgendwann mussten wir aufpassen, dass wir nicht so kämpfen, dass wir nach hinten fallen, aber es hat Spaß gemacht, auf so hohem Niveau. Aber er war einfach besser."

Kontrovers: Engel mit Vorbande an Bortolotti vorbei

Dritter wurde Ayhancan Güven (Manthey-EMA-Porsche), der während des gesamten Rennens auf dieser Position festgenagelt war. Weder konnte der Türke nach vorne angreifen, noch wurde er von hinten von den anderen beiden Titelrivalen bedrängt.

Diese sorgten dafür für umso mehr Spektakel: Beide erwischten einen extrem guten Start, Bortolotti funkte sogar in die Box: "Das war der Start meines Lebens!" Der Lamborghini-Werksfahrer war nach der ersten Runde Vierter, Maro Engel (Winward-Mercedes; 4.) Fünfter. Im Ziel war es umgekehrt.

Die entscheidende Szene ereignete sich dreieinhalb Runden nach Engels und zweieinhalb Runden nach Bortolottis Boxenstopp. Zunächst hatte SSR Performance einen nicht ganz sauberen Boxenstopp hingelegt, der Bortolotti im direkten Duell mit Engel zwei Sekunden kostete. Allerdings war Bortolotti eine Runde später wieder drin, sodass er die Track-Position trotzdem behauptete.

Mit wärmeren Reifen kämpfte sich Engel an Bortolotti heran und setzte vor Kurve 6 zum entscheidenden Angriff an. Er zog innen vorbei, Bortolotti ließ auf der Innenbahn Platz. Am Kurvenausgang kam es zu einer leichten Berührung, Bortolotti rutschte von der Strecke, Engel war vorbei.

Die Meinungen sind naturgemäß geteilt. "Von meiner Seite aus war das hartes, aber faires Racing", sagt Engel bei ran. "Ich habe versucht, ihm am Ausgang Platz zu lassen. Es gab eine ganz leichte Berührung, aber es war natürlich ein wichtiges Überholmanöver für uns."

Bortolotti, ebenfalls bei ran, ist da schon angefressener: "Ich glaube, dass wir in der DTM Regeln haben. Ich glaube, es ist auch definiert, dass man dem anderen Auto zu jeder Zeit mindestens eine Wagenbreite Platz lassen muss. Ich glaube, die Bilder sind eindeutig."


Fotos: DTM 2024: Saisonfinale in Hockenheim, Samstag


"Meiner Meinung nach sollte das Reglement für alle Fahrer gelten, aber leider ist es in der DTM so, dass manche Fahrer fast alles dürfen und andere nichts. Das ist schade. Aber was soll ich dazu noch sagen?"

Den Respekt vor Engel hat er trotzdem nicht verloren: "Wir fahren fast jedes Wochenende gegeneinander und ich habe großen Respekt vor ihm. Wahrscheinlich hätte er mich ohnehin wieder überholt, zumindest wäre es wieder zu einem Kampf gekommen, aber der Überholvorgang war in meinen Augen nicht sauber."

Das eigentliche Problem war die fehlende Pace des Lamborghini Huracan GT3 Evo2. "Es ist das erwartet schwierige Wochenende und ich glaube nicht, dass wir mit unserem Auto noch mehr herausholen können, als wir heute gezeigt haben", sagt er.

Auch Engel half das Überholmanöver nur bedingt weiter. Vor dem Rennen am Sonntag hat er 20 Punkte Rückstand auf van der Linde und 18 auf Bortolotti. Er bräuchte also - neben einem Sieg oder einem zweiten Platz plus mehr Punkten im Qualifying - ein schlechtes Ergebnis von beiden seiner Rivalen. "Ich bin noch dabei. Aufgeben werden wir nicht", kündigt er an.

Starkes DTM-Debüt von Gounon

Sechster wurde Jules Gounon (HRT-Mercedes), dessen Pace locker für einen Podestplatz gereicht hätte. Obwohl es niemanden überraschte, der sich in der GT3-Szene auskennt, war es ein starkes Debüt des Franzosen mit andorranischer Rennlizenz in der DTM.

Sein Problem war, dass er in der Anfangsphase zu viel Boden verloren hatte. Während die ersten Fünf davonzogen, bremste Luca Engstler (Grasser-Lamborghini; 15.) das gesamte Feld ein. Erst in der zehnten Runde ging Gounon an Engstler vorbei, der daraufhin weitere Plätze verlor. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Abstand nach vorne bereits sieben Sekunden.

In der zweiten Rennhälfte schloss er die Lücke sukzessive und war am Ende sogar an Mirko Bortolotti dran, konnte ihn aber nicht mehr angreifen.

Die Top 10 komplettierten Rene Rast (Schubert-BMW; 7.), Arjun Maini (HRT-Mercedes; 8.), Marco Wittmann (Schubert-BMW; 9.) und Nicki Thiim (SSR-Lamborghini; 10.), der während des Rennens Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari; DNF) nach Hause schickte und dafür eine Strafrunde kassierte.

Für den amtierenden Champion lief nicht viel zusammen: Thomas Preining (Manthey-EMA-Porsche) kam nicht über Rang 14 hinaus.

Am Sonntag ist der Zeitplan nahezu identisch: Das Qualifying beginnt um 9.35 Uhr, fünf Minuten später als am Samstag, das Rennen um 13.30 Uhr.