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  • 13.07.2013 13:02

  • von Dominik Sharaf

DTM-Expansion: Globales Komitee übernimmt

Japanische DTM-Fahrzeuge im August, Honda mit Hybrid und Mittelmotor - Verhandlungen mit Cadillac und GM - Einheitliches Reglement erst ab 2017

(Motorsport-Total.com) - Die DTM steuert auf eine internationale Zukunft zu. Die japanische Super-GT wird 2014 nach dem Reglement der deutschen Tourenwagen-Serie ausrollen, die US-Version nach derzeitigem Stand der Dinge erst wohl erst 2017 gegründet und im Rahmen der United SportCar Series antreten - höchste Zeit, die sportpolitischen Strukturen für die Expansion zu schaffen. Am Rande des Rennens auf dem Norisring erfolgte mit der ersten Sitzung des so genannte Steering Comittees die Weichenstellung.

Titel-Bild zur News: Hans-Werner Aufrecht

Hans-Werner Aufrecht (rechts) stellte in New York die Weichen für die US-DTM Zoom

Jürgen Pippig, Vorstandsmitglied des DTM-Dachverbandes ITR, spricht von einem "historischen Tag" und findet es "einzigartig, was hier geschieht". In der Tat geben im neuen Gremium viele Stellen Kompetenzen erstmals ab, schließlich wird nicht im Konsens entschieden, sondern per einfacher Mehrheit. Mit am Tisch sitzen neben den drei Veranstaltern (neben der ITR die japanische GT Association und die Grand-Am) alle beteiligten Hersteller und Vertreter der nationalen Motorsport-Behörden DMSB, JAF und IMSA.

Auf das Steering Comittee kommt eine Menge Arbeit zu. Schließlich wird das Reglement entgegen erster Ankündigungen erst 2017 komplett vereinheitlicht. Das Debüt des nordamerikanischen Ablegers ist damit - zumindest in vollem Umfang - verschoben. Bis dahin gäbe es eine "Phase der Anpassung, allerdings ohne dramatische Änderungen", so Ed Bennett gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Der Grand-Am-Chef, der auch eine der Führungspersönlichkeiten der NASCAR ist, hält die globale Kooperation für eine zukunftsweisende Maßnahme: "Es ist eine fantastische Chance, in drei wichtigen Regionen der Welt Fuß zu fassen."

Unklarheit in der Motorenfrage

Aller Harmonie, die die Beteiligten auf der Pressekonferenz in Nürnberg demonstrierten, zum Trotz: Differenzen gehören zum guten Ton. "Es gibt im Detail selbstverständlich verschiedene Meinungen, das war nicht anders zu erwarten", räumt Gerd Ennser, Automobilvorstand des DMSB, ein. Das betrifft mit Sicherheit Honda in der Super-GT. Der Konzern setzt 2014 wieder einen NSX - also als einziger Hersteller ein Mittelmotor-Konzept - ein, der dazu auch noch mit einem Hybrid angetrieben wird. Ebenfalls ein Unikum.

Die Motorenfrage erscheint überhaupt als kritischer Punkt. Während die DTM aktuell V8-Aggregate mit vier Litern Hubraum nutzt, sind es in der Super-GT derzeit nur 3,2 Liter Hubraum. Bis 2017 soll in Deutschland eine Umstellung auf Zwei-Liter-Turboherzen erfolgen, die in Japan schon in wenigen Monaten kommt. "Wir brauchen also ein Komitee, das dafür verantwortlich ist, dass ein Reglement sich gleich entwickelt", folgert Hans-Werner Aufrecht, der seine Unterschrift unter eine entsprechende Zielvereinbarung gesetzt hat.


Fotos: DTM auf dem Norisring


Die Fernziele neben dem gemeinsamen Rahmen: So viele Parallelen in den Serien, dass ein gemeinsames Weltfinale möglich ist - und Hersteller, die Autos auf fremden Kontinenten einsetzen. Die Japaner, am Norisring mit Vertreter ihrer Chefetagen geschlossen vor Ort, scheinen trotz der negativen Signale von Nissan und allgemeiner Zurückhaltung einen Schritt weiter als die US-Amerikaner. "Wir haben geplant, bis Ende dieses Monats die Entwicklung der Fahrzeuge bei allen drei Herstellern (Honda, Toyota und Nissan, Anm. d. Red.) abzuschließen", verkündet Masaaki Bandoh.

Mehr Umwelteffizienz und technische Innovationen?

Der Super-GT-Promoter bringt erstaunlich konkrete Pläne an die Öffentlichkeit: "Des Weiteren ist für das fünfte Rennen in Suzuka am 16. August geplant, diese drei neuen Autos bei einem Shakedown vorzustellen und vier gemeinsame Testfahrten mit allen drei Marken durchzuführen." Im April 2014 sollen dann 15 Fahrzeuge in der GT-500-Klasse auf Basis des DTM-Reglements in die neue Saison starten. Für die Mannen aus Fernost ist der weitreichende Schritt eine Vernunftsentscheidung.

Super-GT-Start in Suzuka

Super-GT-Start in Suzuka: Bald nach den Bestimmungen der DTM Zoom

Yoschiki Hiyama, Motorsport-Chef des japanischen Verbandes, sieht Einsparmöglichkeiten: "Es gibt zwei Gründe, warum sich Japan dafür entschieden. Zum einen die große Chance, Kosten zu senken, und zum anderen die Rennen auf eine globale Basis zu bringen." Ennser nennt Sicherheit ein weiteres Ziel und glaubt an einen durch die Expansion erweiterten Katalog: "Das ist einmal die Umwelteffizienz, aber wir müssen auch sehen, wie wir die Unterhaltung gewährleisten und den Herstellern erlauben, ihre technischen Möglichkeiten zu zeigen."

Deutsche Hersteller auf jeden Fall in Übersee

Das bedeutet einen Spagat zwischen preisgünstiger Vereinheitlichung von Fahrzeugkomponenten - derzeit in Europa Mittel der Wahl - und kostspieligem Wettrüsten. Ziehen Marken wie Cadillac, Ford, GM oder Dodge mit? "Sie sind sich alle darüber bewusst, was für eine Chance das ist", unterstreicht Bennett, bleibt bezüglich eines Projektes in Deutschland aber sehr zurückhaltend: "Es gab einige Meetings mit allen. Der heimische US-Markt ist eine wichtige Plattform für sie und sie wollen ihre Produkte den Zuschauern nahebringen."

USA

Was die amerikanischen Hersteller planen, ist derzeit ungewiss Zoom

Aufrecht erwähnt konkrete Verhandlungen mit Ford und GM, meint aber auch: "Die Entscheidung, wer wo fährt, trifft der Markt - das sind reine Marketingentscheidungen." Das spricht dafür, dass die aktuellen DTM-Teilnehmer bald die Übersee-Container packen: "Für unsere deutschen Hersteller wird es relativ klar, dass sie in Japan und Amerika an den Start gehen werden." Die Sitzungen des Steering Comittees rotieren zwischen den Regionen, die nächste findet im Januar 2014 im Rahmen des 24-Stunden-Rennens in Daytona statt.