• 30.05.2009 19:53

Die Audi-Stimmen zur Qualifikation

Von Pole-Jubel und Q1-Desaster: Dass Mattias Ekström die erste Pole für einen Audi A4 in der Lausitz holte, war in Ingolstadt ein schwacher Trost

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal überhaupt startet ein Audi A4 DTM bei einem DTM-Rennen auf dem EuroSpeedway Lausitz vom besten Startplatz. Bei extrem schwierigen Bedingungen holte der Schwede Mattias Ekström wie schon beim Saisonauftakt in Hockenheim die Pole Position für Audi. Mit Mike Rockenfeller und Timo Scheider auf den Plätzen drei und vier gehen am Sonntag zwei weitere Audi Piloten aus den ersten beiden Startreihen in das Rennen.

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström

Mattias Ekström holte die seiner Meinung nach "verrückteste" Pole seiner Karriere

Das ist der schwache Trost für die Ingolstädter, die in Q1 erneut ein Wetterdesaster erlebten. Unmittelbar nach Beginn der Qualifikation einsetzender Regen sorgte dafür, dass nur in der ersten noch weitgehend trockenen Runde schnelle Zeiten möglich waren. Mattias Ekström war der einzige Pilot, der es in letzter Sekunde auf der inzwischen regennassen Strecke noch in die Top 14 schaffte und sich damit für den zweiten Abschnitt qualifizierte. Hockenheim-Sieger Tom Kristensen scheiterte dagegen genauso in Q1 wie seine Markenkollegen Alexandre Prémat (15.), Martin Tomczyk (16.) und Oliver Jarvis (18.).#w1#

Ekström fuhr dann Bestzeit in Q2, verpasste diese in Q3 um lediglich 0,076 Sekunden und sicherte sich schließlich in Q4 die Pole. Mit Mike Rockenfeller schaffte ein weiterer Audi-Pilot den Sprung in das vierte Qualifikations-Segment, an dem er allerdings nicht teilnehmen konnte, weil er in der letzten Runde von Q3 nach einer persönlichen Bestzeit im ersten Sektor ins Kiesbett rutschte. Trotzdem startet Rockenfeller genauso aus der zweiten Reihe wie Titelverteidiger Timo Scheider, der Q4 um lediglich 38 Tausendstelsekunden verpasste. Beide Audi-Piloten profitieren davon, dass Mercedes-Pilot Gary Paffett wegen eines Vergehens beim Saisonauftakt in Hockenheim vom zweiten auf den siebten Startplatz zurückversetzt wird.

"Wir haben zu Beginn des Qualifyings unserem Internet-Wetterfrosch vertraut, der sich aber leider wieder einmal vertan hat." Wolfgang Ullrich

Katherine Legge holte mit Rang neun das bisher beste Qualifikationsergebnis ihrer DTM-Karriere und verpasste nur knapp den Aufstieg in den dritten Abschnitt. Neben ihr steht beim Start mit Markus Winkelhock ein weiterer Audi-Pilot. Tomás Kostka und Christian Bakkerud konnten sich mit ihren zwei Jahre alten Audi A4 DTM des Privatteams Kolles die Startplätze elf und 13 sichern.

Die Stimmen zur Qualifikation:

Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef): "Wir haben zu Beginn des Qualifyings unserem Internet-Wetterfrosch vertraut, der sich aber leider wieder einmal vertan hat. Wir hatten Informationen, dass es zunächst trocken bleibt, später aber nass wird. Deshalb wollten einige Teams in der ersten Runde Regenreifen anfahren und dann auf Slicks wechseln. Leider hat es in der ersten Runde begonnen zu regnen, sodass für diese Fahrer keine schnelle Runde mehr möglich war. Mattias hat es mit einer Extra-Leistung geschafft, doch noch in die zweite Sektion zu kommen, um dort dann die schnellste Zeit zu fahren. Im Shootout der besten vier Fahrer hat er sich mit einer perfekten Runde die verdiente Pole Position geholt. Besonders freut mich, dass es uns erneut gelungen ist, mit Mike Rockenfeller einen Piloten eines Vorjahresautos unter die schnellsten vier zu bringen. Leid tut es mir für Tom Kristensen, Martin Tomczyk, Oliver Jarvis oder Alexandre Prémat, die weit hinten stehen, obwohl sie heute gezeigt haben, dass sie ganzvorn dabei sein können."

"Das war die verrückteste Pole Position meiner Karriere." Mattias Ekström

Mattias Ekström: "Das war die verrückteste Pole Position meiner Karriere. Ich habe nur ganz knapp den Sprung in die zweite Sektion geschafft und stehe am Ende ganz vorn. Ich weiß, wie wichtig die Pole besonders hier am EuroSpeedway ist, weil man nur schwer überholen kann. Mein Pech von Hockenheim ist schnell vergessen. Es war mein vielleicht bestes DTM-Wochenende überhaupt, bis mir im Rennen irgendwas meinen linken Hinterreifen kaputtgemacht hat. Was auch immer es war - ich hoffe, es lässt sich morgen nicht noch einmal blicken."

Mike Rockenfeller: "Am Anfang kam ich ganz schön ins Schwitzen, als ich merkte, dass es im ersten Qualifying stärker zu nieseln anfing. Ich war nervös, weil wir eine Minute zu spät losgefahren sind. Es war auch verdammt eng, denn es fing wirklich an stark zu regnen. Ich hatte Glück, es in Qualifying 2 geschafft zu haben. In Qualifying 3 hatte ich anfangs Pech im Verkehr und landete auf Platz vier. Alle anderen fuhren noch ihre Runden, also habe ich in meinem letzten Anlauf auch noch einmal versucht, etwas schneller zu fahren. Das gelang mir auch, bis ich mich in der langen Rechtskurve drehte und im Kies stand. Somit konnte ich am letzten Qualifying nicht mehr teilnehmen. Trotzdem stehe ich in der zweiten Reihe - das ist erfreulich."


Fotos: DTM am Lausitzring


Timo Scheider: "Im ersten Qualifying sind wir knapp am Desaster vorbeigeschrammt. Dank der Arbeit der Jungs habe ich mit etwas Hektik noch eine Chaos-Runde hinbekommen - inklusive zwei Überholmanövern im Kampf mit den beiden Mädels. Qualifying 2 war okay, auch wenn ich mit dem Auto nicht ganz glücklich war. Für Qualifying 3 hatten wir noch einen neuen Satz Reifen. Aber die Traktion an der Hinterachse war nicht perfekt. Am Ende wurde ich Vierter, da Paffett wegen einer Strafe zurückversetzt wurde. Zweite Reihe - da ist mehr möglich als in Hockenheim, wo wir von Rang fünf auf zwei vorgefahren sind. Dann fahren wir doch jetzt von vier auf eins!"

"Im ersten Qualifying sind wir knapp am Desaster vorbeigeschrammt." Timo Scheider

Katherine Legge: "Platz neun war gut - den nehme ich gerne an. Das Wetter hat vieles verfälscht. Das Team hat sehr gut gearbeitet und mich gleich auf die Strecke geschickt. Nur das erste Viertel der Runde war trocken. Im zweiten Qualifying wäre uns locker der Sprung unter die ersten acht gelungen, wenn nicht zu viele Fahrer gegeneinander gekämpft hätten. So fuhr ich im Verkehr und wurde Neunte. Aber das ist immer noch mein bestes Qualifyingergebnis."

Markus Winkelhock: "Das Qualifying war nicht wirklich so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich bin zwar mit Platz zehn nicht ganz unzufrieden. Es hätte schlimmer kommen können - siehe Alex Prémat und Olli Jarvis. Ich bin trotzdem nicht zufrieden. Am Anfang kam ich nicht auf gute Zeiten. Als es dann besser ging, fuhr ich permanent im Verkehr. In meiner letzten Runde hätte ich es locker unter die ersten acht schaffen können, doch Lauda hat mich blockiert. Die Runde war kaputt, das war mein Aus."

Die vier tragischen Helden

Alexandre Prémat: "Das war ein sehr schwieriges Qualifying! Wir hatten grundsätzlich sehr viel Potenzial. Wir haben allerdings zu lange mit dem ersten Anlauf gewartet, da wir der Aussage vertraut haben, dass es nicht mehr regnen würde. Als es dann doch zu regnen begann, kamen wir nicht einmal in den zweiten Qualifying-Abschnitt. Ein Desaster, denn das Auto war wirklich gut und hätte uns in Q3 oder Q4 bringen können."

"Das ist eine bittere Pille für einen Rennfahrer, der machtlos im Auto sitzt und versucht, alles herauszuholen." Martin Tomczyk

Martin Tomczyk: "Das Team hat die falsche Strategie und die falsche Entscheidung getroffen, als wir uns entschlossen haben, die Regenreifen anzufahren. Wir wollten perfekte Reifen haben für eventuellen Regen, der dann doch früh eingesetzt hat. Es war dann zu nass für Slicks, während zu Beginn alle anderen auf Slicks losgefahren sind und ihre Zeiten gesetzt haben. Ich konnte diese Zeit nicht mehr fahren. Das ist eine bittere Pille für einen Rennfahrer, der machtlos im Auto sitzt und versucht, alles herauszuholen."

Tom Kristensen: "Wäre es nicht moderner Motorsport, könnte man fast darüber lachen. Wir haben sehr unglücklich agiert. Glückwunsch an Mattias Ekström zu seiner verrückten Pole Position. Auch er ist nur um Hundertstel dem Schicksal entgangen, nach dem ersten Qualifying auszuscheiden. Als die Strecke am Besten war, haben wir unsere Regenreifen angefahren. Runde um Runde wurden die Bedingungen schlechter. Ich bewahre mir ein Lächeln und weiß, dass es morgen wohl nicht mehr schlechter, sondern nur noch besser werden kann."

Oliver Jarvis: "Ein totales Desaster! Wir haben einer Information zum Wetter vertraut, abgewartet und das kam uns dann teuer zu stehen. Wir hätten einfach nicht warten sollen. Ein Qualifying zum Vergessen."

Das sagen die Teamchefs

Hans-Jürgen Abt (Abt-Teamchef): "Das war eine Super-Leistung von Mattias, obwohl es im ersten Qualifying für ihn durch den plötzlichen Regen sehr eng war. Am Ende können wir sehr zufrieden sein, denn wir haben zwei Autos in den ersten beiden Reihen. Ich glaube, das wird ein spannendes Rennen."

"Mir ist fast das Herz in die Hose gerutscht!" Arno Zensen

Ernst Moser (Phoenix-Teamchef): "Wir waren einfach nicht clever genug. Wir haben uns in Sicherheit gewogen, doch dann fing es an zu regnen. Die Abt-Piloten fuhren mit Regenreifen los. Wir dachten, wir warten ein, zwei Minuten, bis sie wieder zurückkommen, um dann direkt mit Slicks zu starten. Doch wir haben eineinhalb Minuten zu lang gewartet. Mit diesem Fehler müssen wir jetzt alle leben und auf Basis der guten Leistung, die wir im Freien Training gezeigt haben, am Sonntag nach vorn fahren."

Arno Zensen (Rosberg-Teamchef): "Mir ist fast das Herz in die Hose gerutscht! Unser Renningenieur Andreas Roos hat gottlob nach draußen geblickt und festgestellt, dass es doch stärker zu nieseln anfängt. Deshalb haben wir beide Autos gleich fahren lassen. Das war unser Glück. Bei Markus war es ärgerlich, denn wenn er Lauda nicht vor sich gehabt hätte, wäre er auch unter die ersten acht gefahren. Platz drei für 'Rocky' ist sensationell - der beste Startplatz für einen Jahreswagen. Ich bin unglaublich glücklich. Danke an die ganze Mannschaft. Das war nach dem heutigen Vormittag nicht zu erwarten."