• 20.07.2009 11:31

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Di Resta/Rockenfeller: Folgenschweres Ausweichmanöver

Paul Di Resta sah durch Mike Rockenfeller alle seine Chancen zunichte gemacht, doch der Deutsche hatte unter dem Crash noch viel mehr zu leiden

(Motorsport-Total.com) - Reizklima herrschte in Zandvoort nicht nur am Nordseestrand, sondern auch im Fahrerlager. Zum umstrittenen Rennausgang kamen auch noch einige Nebenschauplätze, die die Stimmung zwischen Mercedes und Audi nicht unbedingt verbesserten. Einer dieser Nebenschauplätze war die Kollision von Mike Rockenfeller und Paul Di Resta direkt nach dem Start. Die beiden waren von den Plätzen vier (Rockenfeller) und fünf (Di Resta) ins Rennen gestartet. Doch ihre Hoffnungen auf ein Topergebnis waren bereits nach 150 Metern zunichte gemacht.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Paul Di Resta war nach dem Rennen mächtig sauer auf das Audi-Lager

Mercedes-Pilot Di Resta hatte schnell den Schuldigen ausgemacht und beschwerte sich bitter über Rockenfeller. Der Schotte war am Start gut weggekommen und versuchte, im Getümmel links am Audi-Jahreswagenfahrer vorbeizugehen. Doch dann krachte es. "Ich weiß nicht, was er sich gedacht hat, denn er hat heftig nach links gezogen. Er hat mich hinten am Auto gerammt und es gleich nach dem Start beschädigt. Von da ab hatte ich harte Arbeit", schimpfte Di Resta erbost.#w1#

Doch diese Vorwürfe ließ Rockenfeller so nicht gelten. "Ich habe ihn ja gar nicht gesehen, er war ja nicht so neben mir, dass ich das Auto erkennen konnte", schilderte der Audi-Pilot gegenüber 'Motorsport-Total.com' das Geschehen aus seiner Sicht. Sein Problem war, dass er selbst bedrängt wurde. Denn vor ihm schlug Mercedes-Pilot Bruno Spengler (Startplatz drei) plötzlich einen Haken nach rechts direkt vor Rockenfellers Auto. "Um ihm nicht draufzufahren, bin ich dann nach links ausgewichen. Es war abrupt, keine Frage. Aber das hatte ja nichts mit Paul zu tun. Er war hinter mir oder neben mir und ich habe ihn in dem Moment gar nicht wahrgenommen. Und dann hat es auch schon geknallt."

Ralf Schumacher, Tom Kristensen, Mike Rockenfeller

Mike Rockenfeller fiel nach dem Crash zurück und musste kämpfen Zoom

"Ich habe auch Verständnis für Paul, das tut mir auch leid, es war ja nicht mit Absicht", fuhr Rockenfeller fort. "Aber ich glaube er weiß, dass ich nicht jemand bin, der ihm da irgendwo extra ins Auto fährt. Das wäre ja viel zu hohes Risiko auch für mich. Es ist leider passiert."

Für Di Resta war die Kollision auch nicht so folgenreich wie für Rockenfeller. Er beendete das Rennen als Neunter und rutschte nach der Disqualifikation von Alexandre Prémat, Markus Winkelhock und Timo Scheider noch vor auf Rang sechs. Damit holte er drei Punkte. Di Resta gelang es im ersten Stint, trotz seines beschädigten Autos an der Spitzengruppe dran zu bleiben. Doch dann fand er einen weiteren Grund, um sich bitter über die Mitbewerber aus Ingolstadt zu beschweren.

"Als wir aus der Box kamen, mussten wir ein paar Audi-Hinterbänkler überholen. Und sie haben es den Mercedes heute nicht leicht gemacht. Ich glaube, dass wir insgesamt acht Sekunden verloren haben, weil es zwei Runden gedauert hat, bis ich vorbei war", gab der Schotte zu Protokoll. "Ich denke, dass da etwas Taktik dahinter steckte. Es war unmöglich, da irgendetwas zu erreichen. Wir haben dort ein bisschen Zeit verloren und es ging dann nur um Schadensbegrenzung. Aber leider haben wir so viel an Boden verloren, dass wir nicht mehr da hin kamen, wo wir sein sollten."

¿pbvin|1|1767||0|1pb¿Während Di Resta am Ende doch noch punkten konnte, hatte die Kollision für Rockenfeller zur Folge, dass er seinen stark beschädigten Audi vorzeitig an der Box abstellen musste. "Ich habe zwar am Anfang noch versucht, zu kämpfen, habe aber schon relativ früh gemerkt, dass es schwierig wird. Der linke Hinterreifen, der bei den vielen schnellen Rechtskurven auch der wichtigste Reifen ist, hat relativ schnell überhitzt", berichtete der Deutsche.

"Wenn ich um Punkte gekämpft hätte, dann wären wir das Risiko eingegangen." Mike Rockenfeller

Am Ende sei das Risiko weiterzufahren, einfach zu groß gewesen, so Rockenfeller, "zumindest da, wo wir waren. Wenn ich um Punkte gekämpft hätte, dann hätte ich ein bisschen weiter gekämpft, dann wären wir das Risiko eingegangen. Doch ich hatte so viel Übersteuern am Auto, zudem hätte von den verbogenen Teilen etwas brechen können oder der Reifen hätte platzen können. Deshalb haben das Team und ich entschieden, das Rennen zu beenden."

Rockenfeller war mit dem Ziel, aufs Podium zu fahren, nach Zandvoort gekommen. Dass das mit dem Audi-Jahreswagen möglich war, bewies Oliver Jarvis. Auch Prémat und Winkelhock waren mit den Plätzen vier und sechs vorn dabei. Zudem hatte Rockenfeller mit Startplatz vier eine gute Ausgangslage. "Selbst nach diesem blöden Startunfall wäre ich noch locker in die Punkte gefahren, wenn mein Auto gerade gewesen wäre. Jetzt gehe ich mit null Punkten nach Hause. Das ist sehr, sehr frustrierend."