• 03.10.2011 16:38

Der Tag danach: "Es stürzt viel auf einen ein"

Martin Tomczyk im Interview: Wie er die Meisterfeier auch ohne Alkohol genossen hat und warum das Telefonat mit seinen Eltern der emotionalste Moment war

(Motorsport-Total.com/SID) - Am Sonntag hat sich Martin Tomczyk vorzeitig den Titel in der DTM gesichert - nach elf Jahren mit Höhen und Tiefen und als erster Fahrer in einem Jahreswagen. Im Interview spricht er genau 24 Stunden nach seinem Triumph über seine Emotionen und seine Zukunft nach dem sensationellen Titelgewinn.

Titel-Bild zur News: Martin Tomczyk

Martin Tomczyk hat seine Meisterfeier auch ohne viel Alkohol sehr genossen

Frage: "Martin, wie haben sich die ersten 24 Stunden als Sensationschampion der DTM angefühlt?"
Martin Tomczyk: "Sehr gut natürlich. Aber es stürzt sehr viel auf einen ein. Es wird auch sicher noch ein bisschen dauern, bis ich das alles wirklich realisiert habe, aber wenn man seit mehr als zehn Jahren in der DTM dabei ist, ist einem auch klar, was es bedeutet, Meister zu sein. Deshalb war die Feier etwas länger - für mich hat sie erst um 2:30 Uhr geendet - und ich habe sie sehr genossen."

Frage: "Du hast vorher angekündigt, wenig Alkohol trinken zu wollen. War das bei einer solch zünftigen Feier überhaupt durchzuhalten?"
Tomczyk: "Ja, war es - und es war absolut die richtige Entscheidung. Ich habe alles mitbekommen. Und in einem solch einen Moment wünscht man sich eigentlich, dass die Zeit für immer stehen bleibt."

Pure Emotion am Telefonhörer

Frage: "Du hast das Telefonat mit deinen Eltern als den emotionalsten Moment bezeichnet..."
Tomczyk: "Das war er auch, ohne jeden Zweifel. Durch meinen Vater bin ich zum Motorsport gekommen. Meine Eltern wissen, was ich durchgemacht habe, und leiden mehr mit als jeder andere. Deshalb gab es in diesem Telefonat auch kaum Kommunikation - das waren anderthalb Minuten pure Emotionen."

Frage: "Dein Vater ist Hermann Tomczyk, der Motorsport-Präsident des ADAC. Das Siegel 'Sohn von...' solltest du durch den Titel endgültig abgelegt haben."
Tomczyk: "Ich denke, das habe ich schon vor ein paar Jahren abgelegt."

Frage: "Heute Abend bist du als Gast des 'Bayerischen Rundfunks' auf dem Oktoberfest, in den nächsten Tagen werden zahlreiche Interviews und Termine folgen. Ahnst du schon, was alles auf dich zukommen wird?"
Tomczyk: "Mir ist schon klar, dass es noch eine Weile so weitergehen wird. Ich habe es ja auch schon bei Teamkollegen mitbekommen, die den Titel gewonnen haben. Es wird sicher manchmal stressig, aber es gehört dazu und man genießt es auch ein Stück weit."

Frage: "Du wurdest vor dieser Saison zurückgestuft. Erfüllt dich dieser Titel deshalb auch mit einem Stück Genugtuung?"
Tomczyk: "Ich hatte im Winter nicht die beste Ausgangsposition. Keiner hat mit mir gerechnet. Deshalb ist es auch ein Stück weit eine Genugtuung, in einem Jahreswagen ein Rennen vor dem Saisonende als Meister festzustehen. Aber im Endeffekt und in erster Linie zählt natürlich nur der Titel an sich."

Nie den Glauben verloren

Frage: "Hattest du den Glauben daran zwischenzeitlich schon mal verloren?"
Tomczyk: "Eigentlich nicht. Ich hatte auch sehr viel Pech, 2007 war ich zum Beispiel schon mal sehr nahe am Titel dran. Aber man sieht: Auch wenn viele sagen, das wird nichts mehr, muss man sich durchbeißen und dranbleiben. Das habe ich getan und ich wurde belohnt."

Frage: "Weißt du schon, wo du 2012 fahren wirst?"
Tomczyk: "Bisher habe ich mich auf die Meisterschaft fokussiert. Nun bin ich Meister, da will ich das erst einmal genießen. Aber wir werden uns sicher in den nächsten Wochen zusammensetzen."

Frage: "Der Vorjahreschampion der DTM, Paul di Resta, fährt inzwischen in der Formel 1. Hast du dieses Ziel bereits abgeschrieben?"
Tomczyk: "Das ist schon lange kein Thema mehr. Ich habe recht schnell für mich entschieden, dass die Tourenwagen mein Weg sind. Und nach vier oder fünf Jahren in der DTM hatte sich dieser Eindruck verfestigt, deshalb haben wir uns auch nicht mehr um die Formel 1 bemüht."

Frage: "Erst einmal wirst du aus dem Feiern nicht mehr herauskommen. In diesem Jahr steht noch dein 30. Geburtstag an, dazu in absehbarer Zeit die Hochzeit mit Christina Surer..."
Tomczyk: "Da wird noch einiges kommen, aber es passt ja auch alles gut zusammen. Man muss sich einteilen, es gibt noch ein letztes Rennen, in dem es für meinen Teamkollege um die Vizemeisterschaft geht, und bald starten auch schon wieder die Wintertests. Aber sei dir sicher: Das Feiern wird nicht zu kurz kommen!"