• 18.07.2011 12:44

  • von Britta Weddige

Das Bauchgrimmen weicht der Freude

Bei der ITR und der Münchener Olympiapark GmbH ist man glücklich: Die DTM-Premiere im Olympiastadion hat sich als Erfolg erwiesen

(Motorsport-Total.com) - Vor vier Jahren reifte erstmals die Idee, mit der DTM im Münchener Olympiastadion zu fahren. 2009 wurden die Pläne konkreter, die Gespräche zwischen dem DTM-Dachverband ITR und der Olympiapark GmbH wurden vertieft. Danach musste das Projekt noch einige politische und bürokratische Hürden nehmen, doch Anfang Juli 2010 konnten die Verträge dann endgültig unterschrieben werden. Und nun ist die Premiere bereits Geschichte.

Titel-Bild zur News:

40.000 Zuschauer verfolgten Bruno Spenglers Fahrt zum Gesamtsieg

Insgesamt 54.000 Zuschauer kamen über das Wochenende zu dem Spektakel in und um das Stadion, allein am Sonntag waren es über 40.000. Ihnen wurden nicht nur die eigentlichen DTM-Rennen geboten, sondern auch viele Aktionen an den Ständen am Coubertin-Platz, Formel-1-Feeling mit Mercedes und Red Bull, Einblicke ins Fahrerlager und mehrere Musikacts, darunter von der schwedischen Band Mando Diao. Auch viele Prominente fanden den Weg in den Münchener Olympiapark.

Die Organisatoren können nun erst einmal tief durchatmen. Ihre Idee hat sich als erfolgreich erwiesen, es gibt Lob von vielen Seiten. Natürlich gibt es wie immer noch Raum für Verbesserungen, doch die Premiere könnte man als gelungen bewerten. Entsprechend groß ist die Erleichterung jetzt nicht nur bei ITR-Chef Hans-Werner Aufrecht.

Mando Diao

Mando Diao gaben am Samstagabend ein Konzert für die DTM-Besucher Zoom

"Für mich persönlich war dieser Auftritt in München schon etwas, womit wir die Latte sehr hoch gelegt haben. Ein Journalist hat mir vorhin erklärt, dass wir die Latte haben liegen lassen und dass wir darüber gesprungen sind", sagt Aufrecht und gibt zu: "Ich hatte im Vorfeld schon mächtiges Bauchgrimmen, ob der Event so wird, wie wir das uns versprochen haben - und natürlich auch der Olympiapark-Gesellschaft versprochen haben."

Der ITR-Chef dankt allen Beteiligten in der Organisation, allen Mitarbeitern und Helfern, und auch den DTM-Teams. "Bei einem normalen Rennen fährst du in die Startaufstellung und dann geht es los. Hier fährst du ständig in die Startaufstellung. Da muss eine Organisation dahinter stehen, die wirklich funktionieren muss. Hier hat die Zusammenarbeit mit den Teams hervorragend geklappt", lobt er.

Besonders gefreut habe ihn die sportliche Leistung, die die Fahrer im Olympiastadion gezeigt haben: "Ich denke, wir haben Motorsport vom Feinsten geboten. Das ist in so einem Rahmen nicht so einfach, deshalb spricht das auch für das Niveau der DTM."

Aufrecht war an den beiden Veranstaltungstagen viel im Gelände unterwegs. "Ich bin ganz überrascht, dass wir hier keine Menschen erlebt haben, die einen Reifen durch das Fahrerlager gerollt haben. Sondern wir haben hier Familien und Kindergruppen gesehen", erklärt er und teilt damit die Einschätzung von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, dass viele Besucher dabei waren, die vorher noch nie bei einem DTM-Rennen waren und dass mit dem Event neue Zielgruppen angesprochen werden konnten.

Andy Priaulx

Auch die jungen Fans hatten ihren Spaß, hier mit BMW-Pilot Andy Priaulx Zoom

"Wir hatten ja gesagt, dass wir für die Familien etwas bieten müssen, der Sport muss stimmen, die Musik muss stimmen", so Aufrecht. "Aber hier war besonders gut möglich, dass unsere Sponsoren hier Aktionen anbieten konnten. Dieser Olympiapark eignet sich für so einen Event ganz hervorragend. Hier können wir uns wirklich gut präsentieren. Und ich habe in wirklich viele glückliche Gesichter gesehen, sei es im Stadion, aber sei es auch auf der ganzen Anlage."

Erleichtert ist auch Ralph Huber, der Geschäftsführer der Olympiapark GmbH. "Das Bauchgrimmen war natürlich auch bei uns stark, vor allem in den vergangenen Monaten ist es immer stärker geworden", räumt er ein. "Wir arbeiten nun doch schon seit vier Jahren intensiv an dem Thema. Und das steigert sich dann natürlich auch entsprechend, speziell auch was Erwartungen an die Zuschauerzahlen betrifft."

München habe ein sehr anspruchsvolles Klientel, dem in der bayerischen Metropole eine Menge Alternativen zu einer Rennveranstaltung im Olympiastadion geboten werden. "Und da waren wir schon sehr gespannt, wie sich das Ganze entwickelt und ob auch Motorsport in München angenommen wird", so Huber. "Wir sind positiv überrascht worden. Wir sind sehr, sehr zufrieden. Wir haben die Zahlen, die wir uns mal grob erträumt haben, mit 54.000 Besuchern am Wochenende tatsächlich erreicht. Im ersten Jahr sind wir schon ganz gut gestartet. Es ist sicherlich ausbaufähig, aber wir sind sehr zufrieden."


Fotos: DTM-Showevent in München, Sonntag


Hinter Huber und seinen Mitarbeitern liegen arbeitsreiche Wochen und Monate. Der Rasen im Stadion wurde komplett entfernt, die Tartanbahn wurde abgedeckt. "Wir haben dann 60 Zentimeter Kies aufgefüllt und 15 Zentimeter Asphaltdecke aufgebracht. Das musste entsprechend ausgeschrieben und geplant werden", schildert er. "Wir haben dann im April mit dem Umbau angefangen, der sich bei dieser Größenordnung von 18.000 Quadratmetern im Stadion auch vier Wochen hingezogen hat. Und das war das einzige Zeitfenster, das wir dazu hatten."

"Wir haben einen Vertrag, der geht über drei Jahre. Den haben wir abgeschlossen wie richtige Kaufleute." Hans-Werner Aufrecht

Insgesamt 140 Mitarbeiter waren voll in das Projekt eingebunden. "Danke an alle. Ich weiß, dass einige dabei sind, die in den vergangenen Wochen nicht mehr viel oder gar nicht mehr geschlafen haben, die rund um die Uhr für die Veranstaltung gearbeitet haben", so Huber. "Es ist ja auch für uns ein Novum, nicht wie für die ITR, die ja hin und wieder doch ein Rennen durchführt. Für uns war es das erste Mal und damit umso spannender."

Der Asphalt bleibt jetzt noch zwei Wochen im Stadion liegen, da Ende Juli mit Take That ein großes Open-Air-Konzert ansteht. "Aber gleich am nächsten Tag fahren die Bagger und Raupen an und schieben alles weg", so Huber. "Und 14 Tage später wird man davon nichts mehr sehen. Wir werden wieder das ganz normale Olympiastadion vor uns haben, mit Rasen und Laufbahn und es ist alles so, wie vorher."

Aber in einem Jahr wird das Stadion dann wieder zur Rennstrecke. "Wir haben einen Vertrag, der geht über drei Jahre. Den haben wir abgeschlossen wie richtige Kaufleute", sagt ITR-Chef Aufrecht und bestätigt damit, dass die DTM wieder nach München kommen wird.