Couchpotato Rast: "Lieblings- und Sport passt für mich nicht"

DTM-Champion Rene Rast ist nicht nur auf der Strecke ein außergewöhnlicher Rennfahrer - Wie die Rennvorbereitung in modernen Zeiten aussieht

(Motorsport-Total.com) - So jemanden kennt jeder: der alles in sich hineinfuttern kann, ohne auch nur ein Gramm mehr auf die Waage zu bringen. Ärgerlich! Rene Rast ist das Motorsport-Äquivalent dazu. Denn während sich seine Kollegen in den Fitnessräumen dieser Welt abrackern, um noch mehr Leistung im Auto bringen zu können, hat es der Audi-Pilot auch ganz ohne Liebe zum Sport zum DTM-Champion geschafft.

Titel-Bild zur News: Rene Rast

Sport nicht als Lieblingsbeschäftigung: Rene Rast sitzt lieber im Simulator Zoom

"In Sachen Fitness fahre ich wirklich unterstes Level", verrät er bei einem Facebook-Live von 'dtm.com'. "Was sein muss mache ich - alles andere versuche ich zu vermeiden. Ich habe aber auch noch nie Probleme im Auto gehabt. Ich versuche mich mehr auf Simulator, Analyse und Daten zu fixieren, um mich vom Kopf her auf die Rennen vorzubereiten."

"Lieblings- und Sport - das sind zwei Wörter, die sich für mich schon irgendwie ausschließen", betont er sogar. "Wenn ich etwas mache, dann gehe ich laufen, aber das kann man nicht wirklich als Lieblingssportart bezeichnen. Das ist eher so ein Muss."


Fotos: Saisonvorbereitung: Audi-Fitnesscamp 2018


Dabei sind die Zeiten, in denen auch mal ein dickbäuchiger, rauchender, und das Wochenende durchfeiernder Rennfahrer ins Auto gestiegen ist, schon lange vorbei. Der moderne Profi stählt sich zwischen den Rennen - wie etwa der ehemalige Formel-1-Pilot Timo Glock. Der hat sein Programm als Familienvater zwar mittlerweile auch runtergeschraubt, bleibt aber Sport-begeistert.

"Ich fahre relativ viel Rennrad", sagt er. "Das habe ich aber über den Winter ein bisschen eingebremst, weil ich gemerkt habe, dass die Beine dadurch langsamer geworden sind, weil sie nur noch die Bewegung abspulen. Ich habe dann auch mal angefangen zu laufen, habe aber festgestellt, dass das nicht meine bevorzugte Sportart ist. Ich habe im Winter viel Tennis gespielt und war mit meinem Sohn viel Skifahren."

Einen jungen Hüpfer wie Mercedes-Pilote Lucas Auer kann man sowieso nicht davon abhalten, in Bewegung zu bleiben. Als echter Österreicher geht er am liebsten Skifahren. "Die Saison ist zwar vorbei, aber das ist auch ganz gut so - da hat man keine Chance mehr, sich die Füße zu brechen", scherzt er, verrät aber noch, wie er sich in den Sommermonaten auf seine Aufgaben vorbereitet:


Fotos: Saisonvorbereitung: Mercedes-Fitnesscamp 2018


"Ich gehe zuhause viel in die Berge, mache aber auch Fitnesstraining und nutze natürlich auch den Simulator. Da müssen wir uns alle weiterbilden, denn es kommt ja auf jedes Hundertstel an. Das versucht man im Winter oder in den Pausen dazwischen herauszukitzeln."

Rast scheint es in den Genen zu haben. In einigen Fällen wird die Fitness eines Rennfahrers aber ohnehin überbewertet. Glock hat dazu eine amüsante Geschichte von seinem Kumpan uns Ex-DTM-Piloten Timo Schieder zu erzählen:

"Als der Herr Scheider damals bei Opel und ich noch Formel 3 gefahren bin, hat er mich immer damit verrückt gemacht. Er meinte: 'Es ist so heiß im Auto, du hälst es nicht aus. Das einzige, was du tun kannst, um die vorzubereiten, ist mit dem Fahrrad in der Sauna zu fahren'. Da habe ich es mal versucht und bin nach 20 Minuten beinahe umgefallen. Als ich dann das erste Mal wirklich im Auto saß habe ich gemerkt: Der hat mich voll verarscht. Es ist lange nicht so schlimm."


Fotos: Saisonvorbereitung: BMW-Fitnesscamp 2018


Und wenn sie nicht die Fitness trainieren, dann schärfen sie die Sinne - heutzutage vorzugsweise mit Computer-Simulationen. Und da kommt auch wieder Rast ins Spiel. "Zocken tue ich nicht, aber ich nutze es stark zur Vorbereitung", sagt er. "Wir haben einen Simulator bei Rosberg, einen bei Audi und ich habe einen Zuhause. Damit verbringe ich schon viel Zeit - also nicht nur einmal in der Woche, sondern schon fast täglich."

Auch Auer macht seine Hausaufgaben zuhause: "Ich habe einen RaceRoom-Simulator und es ist schon beeindruckend, wie gut das mittlerweile schon geworden ist. Man muss natürlich noch unterscheiden, was realistisch ist und was nicht, aber es ist schon nah dran."

"Da gibt es schon ein Level, dass ein bisschen höher ist als die Playstation", betont Glock. "Am besten ist es natürlich, im Auto zu sitzen, um sich vorzubereiten. Aber ich schaue mir zum Beispiel auch gerne Onboard-Aufnahmen an, um zu gucken, was die anderen machen. In der DTM geht es ums kleinste Detail und da hilft es manchmal, wenn man dem einen oder anderen über die Schulter schaut."

Alles in allem scheint eine Rennvorbereitung jedenfalls viel Zeit in Anspruch zu nehmen. "Man guckt sich vielleicht an, was in den vergangenen Jahren passiert ist und analysiert ein paar YouTube-Videos", so Rast. "Dann gibt es noch die Datenanalyse - da schaut man sich die Qualifyings und Renndistanzen an, wo der eine oder andere Fahrer Vor- oder Nachteile hatte. Dann geht man zum Team und bespricht verschiedene Set-up-Optionen. Dann der Simulator - die Liste ist eigentlich lang. Viele denken vielleicht, wir sitzen zwischen den Rennen zuhause und machen gar nichts. Dem ist aber nicht so."

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