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Berger über DTM 2021: Zusatzgewichte sollen kommen, fallen die 600 PS?

DTM-Boss Gerhard Berger offenbart weitere Details zur DTM 2021: Wieso er nun doch auf die verhassten Zusatzgewichte setzen will und von GT-Pro keine Rede mehr ist

(Motorsport-Total.com) - DTM-Boss Gerhard Berger hat heute im Rahmen der Online-Präsentation zur Zukunft der Rennserie abgesehen von Kalender und Elektro-Projekt weitere Details zum Reglement für die Saison 2021 bekanntgegeben: Auffällig ist, dass der Österreicher diesmal erstmals nicht mehr vom GT-Pro-Reglement sprach, sondern vom "GT3-Reglement, wie es die FIA vor einigen Jahren herausgegeben hat". Es soll in Zukunft den "Kern der Plattform" bilden.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

DTM-Boss Gerhard Berger sieht das GT3-Reglement nun als Kern der Plattform Zoom

Doch welche Neuerungen gibt es? Die DTM möchte 2021 zu den Erfolgsgewichten zurückkehren, die Berger 2017 selbst abgeschafft hatte. Ab der kommenden Saison sollen die besten drei Boliden eines Rennens beim folgenden Lauf mit 25, 18 und 15 Kilogramm Zusatzgewichten versehen werden, um eine Dominanz zu verhindern. Das kommt überraschend, da der Österreicher noch im Vorjahr gemeint hatte: "Solange ich lebe, wird es so etwas nicht geben."

Aber wie kam es zum Umdenken? "Wir haben lange darüber nachgedacht und dann gesagt, dass das ausbalancieren von so vielen Fahrzeugen und Konzepten natürlich sehr komplex ist", erklärt Berger. Um bei der Balance-of-Performance allerdings ein hohes Niveau zu erreichen, was bei Profifahrern schwieriger ist als in der Amateur-Serie DTM-Trophy, habe man sich dann zu diesem Schritt entschieden.

Performance-Gewichte und streckenabhängige BoP

So kann man sich außerdem absichern, sollte die Balance-of-Performance nicht auf Anhieb stimmen. "Um diese Gratwanderung hinzubekommen, haben wir gesagt: Wenn die ersten drei Fahrer parallel zu den Punkten Gewichte bekommen, können wir noch einmal einen Ausgleich schaffen, der vielleicht fair ist und nur ein Rennen lang gilt, ehe dann wieder neu gewürfelt wird", meint Berger.

Zudem soll die Balance-of-Performance (BoP) nun doch nicht saisonübergreifend durchgeführt werden, sondern von Rennen zu Rennen. Die Rede ist von einer eigenen, gesamtheitlichen Fahrzeugeinstufung, die neben Leistung und Hubraum beispielsweise auch den Fahrzeugschwerpunkt einbezieht und zudem streckenabhängig erfolgt.

Interessant ist auch, dass ein Ausreizen der GT3-Autos auf über 600 PS, wie das ursprünglich im GT-Pro-Reglement über die BoP vorgesehen war, in keinem Wort erwähnt wurde. Durch ein entsprechendes Vorgehen wäre der Porsche 911 GT3 R, der nur rund 520 PS leistet, ausgeschlossen gewesen.

Berger: "Draufgekommen, dass Porsche wenig Leistung hat"

Auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com', ob man den Plan trotz Porsche nach wie vor verfolge, meint Berger: "Durch die Kommentare von Fritz Enzinger (Porsche-Motorsportchef; Anm. d. Red.) bin ich zum ersten Mal darauf gekommen, dass der Porsche zu wenig Leistung hat. Wir werden schauen, dass wir jeden irgendwie mitnehmen und werden uns auch bemühen und schauen, wo die Grenzen sind."

Natürlich würde man "gerne bei den Autos so viel Leistung wie möglich finden, aber ich kann noch keine genaue Antwort geben, wo wir am Ende rauskommen und wie die Limits ausschauen. Das ist einerseits die Gewichtsthematik, andererseits die Motorleistung. Ich kann mich aber auch nicht erinnern, dass wir Porsche gefragt haben, etwas zu verändern. Wir haben das Thema noch nicht einmal im Haus diskutiert."


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Auch wenn sich Berger also nicht festlegen will, deutet laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' einiges darauf hin, dass nach der Erlaubnis der Fahrhilfen ABS und Traktionskontrolle, dem Verzicht auf stehende Starts sowie Push-to-pass und DRS auch der letzte Eckpfeiler des GT-Pro-Reglements fallen könnte, wodurch vom Sonderweg nichts mehr übrig wäre.

Sechs Mechaniker und zwei Schlagschrauber bei Stopps

Während das aber noch nicht bestätigt ist, gibt es nun erstmals etwas Klarheit, was die Boxenstopps angeht: Der Reifenwechsel wird weiterhin verpflichtend sein, maximal sind dafür ab 2021 sechs Mechaniker und zwei Schlagschrauber erlaubt, wie der Pressemitteilung zu entnehmen ist. Die Anzahl der Schlagschrauber bleibt also gleich wie 2020, während es bei der Anzahl der Mechaniker eine Änderung gibt: Diese Saison sind neun Mechaniker erlaubt, von denen zwei allerdings nur Räder entgegennehmen dürfen. Von den sechs Mechanikern dürften alle für den kompletten Stopp zugelassen sein.

Wie viele Reifensätze die Teams in Zukunft laut Reglement nutzen dürfen? Beim ersten Saisonwochenende sind laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' pro Auto fünf frische Reifensätze erlaubt, während ab dem zweiten Wochenende nur noch drei frische Satz Reifen zur Verfügung stehen.

Das ist eine weitere Verringerung, denn aktuell stehen für jedes Fahrzeug pro Wochenende sieben Sätze zur Verfügung, von denen zwei nach dem Freitag zurückgegeben werden müssen, wodurch man für Samstag und Sonntag nur noch fünf Sätze hat. Selbst das führte auf Strecken mit höherem Reifenverschleiß bei so manchen Piloten zu einem Notstand.

Wird synthetischer Kraftstoff eingeführt?

Berger bestätigt auch, dass bereits für 2021 ein synthetischer Kraftstoff ein Thema ist. "Wir glauben, dass wir unser technisches Reglement, das GT3-Reglement, mit synthetischen Kraftstoffen ausfüllen sollten", so der Österreicher. "Diese synthetischen Kraftstoffe sind aber zum Teil schwer produzierbar und erreichbar. In gewissen Mengen können sie aber bereits beigemischt werden. Es ist unser Ziel, das möglichst bald auf unserer Plattform zu vollziehen."

DTM-Partner Aral hatte im Vorjahr beim Saisonfinale in Hockenheim bereits einen synthetischen Kraftstoff zu Testzwecken eingesetzt. Durch die teure und aufwändige Produktion ist das Thema aber bei Mineralölherstellern unpopulär.

Zudem möchte Aral in der DTM den Kraftstoff von der Tankstelle vermarkten, während der synthetische Kraftstoff noch gar nicht verfügbar ist. Diesbezüglich sei man "in Gesprächen mit Partnern, aber wir sind noch mitten in diesen Partnerverhandlungen", sagt Berger. Das klingt so, als könnte es diesbezüglich sogar eine Änderung geben.