• 30.05.2009 10:59

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Audi versus Mercedes: Von Jägern und Gejagten

Die Erwartungen vor dem zweiten Saisonrennen: Rückt das Feld in der Lausitz näher zusammen? Was bringen zehn Kilogramm Gewichtsunterschied?

(Motorsport-Total.com) - Die erste Standortbestimmung beim Saisonauftakt in Hockenheim fiel deutlich aus: Audi hatte Gegner Mercedes fest im Griff - sowohl bei den Neuwagen als auch bei den Jahreswagen. Doch jetzt geht es am EuroSpeedway Lausitz auf eine Strecke mit einer ganz anderen Charakteristik. Dazu kommen die Gewichtsunterschiede. Bei den Neuwagen als auch bei den Jahreswagen sind die Audis jetzt zehn Kilogramm schwerer als die C-Klassen. 'Motorsport-Total.com' hat sich im Fahrerlager umgehört, mit welchen Erwartungen die Beteiligten ins zweite Saisonwochenende gehen.

Titel-Bild zur News: Markus Winkelhock, Martin Tomczyk, Bruno Spengler

Audi und Mercedes: Wie wird das Kräfteverhältnis in der Lausitz aussehen?

Audi-Pilot Martin Tomczyk geht davon aus, dass Mercedes näher heranrücken kann. Aber nicht nah genug: "Wir erwarten schon, dass es enger wird. Aber ich denke schon, dass wir wieder in der Rolle der Favoriten sind - wenn auch mit weniger Abstand", sagte der Bayer. Mercedes-Fahrer Bruno Spengler hofft, dass es für seine Mannschaft vorwärts geht. "Das Team hat in den vergangenen zwei Wochen sein Bestes gegeben", erklärte Spengler.#w1#

"Aber es ist viel zu früh zu sagen, ob es jetzt besser oder schlechter wird", fügte Spengler an. "Wir müssen weiter konzentriert arbeiten und dann sehen, wie es in der Qualifikation aussieht." Dass die neuen C-Klassen zehn Kilogramm leichter sind, ist für Spengler zumindest eine kleine Hilfe: "Aber zehn Kilo sind ja auch nicht gerade unglaublich viel. Von daher zähle ich nicht auf diese zehn Kilo. Doch es kommt uns zumindest entgegen."

"Zehn Kilo sind ja auch nicht gerade unglaublich viel." Bruno Spengler

Wie bei den Neuwagen gab in Hockenheim auch bei den Jahreswagen Audi das Tempo vor. Oliver Jarvis fuhr als Dritter aufs Podium, Markus Winkelhock wurde Vierter. Auch hier hat Mercedes am EuroSpeedway einen Gewichtsvorteil. Zudem ist die 2008er-C-Klasse das Auto, das im vergangenen Jahr in der Lausitz gewonnen hat. Winkelhock lässt sich deshalb einfach einmal überraschen, wie das Kräfteverhältnis bei den Jahreswagen ist.

"Ich hoffe, dass die Balance von Anfang an einigermaßen passt", sagte der Audi-Pilot. "Das Auto war hier im vergangenen Jahr nicht schlecht. Ich hoffe, dass das Auto von Anfang an gut ist und wir nicht großartig umbauen müssen. Von den Zeiten her müssen wir mal abwarten und ich hoffe, dass wir die Reifen zum Arbeiten kriegen und dass wir das Auto fürs Qualifying einfach gut hinkriegen."


Fotos: DTM am Lausitzring


Sein Rosberg-Teamkollege Mike Rockenfeller geht davon aus, dass hofft, dass die 2008er-Audi in der Lausitz wieder die Chance auf vordere Plätze haben. Auch wenn es durch das Erfolgsgewicht schwieriger wird: "Trotzdem sind unsere Chancen hier wieder gut, in die Punkte zu fahren. Und nachdem es bei mir in Hockenheim überhaupt nicht ging, erhoffe ich mir hier am Lausitzring ein besseres Wochenende." Er gab aber auch zu bedenken: "Wir müssen jetzt mal abwarten, wie das Wetter ist, denn das ist der Moment auch so ein Thema."

"Ich habe lieber zehn Kilo weniger als zehn Kilo mehr." Maro Engel

Wieviel Zehntelsekunden die zehn Kilogramm Mehrgewicht im Vergleich zu den Mercedes ausmachen, kann Rockenfeller nicht genau beurteilen, aber "wenn der Unterschied zwischen unseren Autos bisher groß war, ist er jetzt kleiner. Oder sie sind sogar vor uns. Es wird mit den zehn Kilo auf alle Fälle schwieriger. Das merkt man schon, keine Frage. Ich will nicht sagen, dass unsere Chancen deshalb deutlich schlechter sind. Aber sie sind nicht besser."

Jahreswagen-Konkurrent Maro Engel, der in Hockenheim im Mücke-Mercedes auf Platz sechs fuhr, freut sich jedenfalls über den Vorteil: "Ich habe lieber zehn Kilo weniger als zehn Kilo mehr. Was sie genau bringen, werden wir noch sehen." Engel hofft jetzt einfach, die Audi-Jahreswagen hinter sich lassen zu können. Und am besten seine Kollegen im Mercedes-Jahreswagen auch wieder: "Wie es sich in der Praxis darstellt, werden wir sehen. Wir sind zuversichtlich, dass wir ein gutes Paket haben." Zumindest kommt Engel mit der Strecke gut klar, das hat sich schon im Vorjahr gezeigt: "Ich war lange bester Jahreswagen und bin auch die schnellste Rennrunde der Mercedes-Jahreswagen gefahren."

Kampf um Punkte: Jahreswagen kontra Neuwagen

Jamie Green

Laut Jamie Green könnte der Lausitzring den Jahreswagen entgegenkommen Zoom

Die Jahreswagen-Piloten können sich in diesem Jahr nicht nur auf ihren Kampf untereinander konzentrieren, sondern dürfen sich dank der neuen Gewichtseinstufung auch zum Ziel setzen, die Neuwagen anzugreifen. Mercedes-Pilot Jamie Green schließt nicht aus, dass die vielen langsamen Kurven in der Lausitz den Gebrauchtwagen im Duell mit den aktuellen Fahrzeugen sogar einen Vorteil bringen: "Die meiste Entwicklung findet im Bereich Aerodynamik statt und auf langsameren Strecken hast du weniger aerodynamischen Vorteil. Vielleicht hilft uns das etwas."

Teamchef Peter Mücke hält die neue Gewichtseinstufung der Jahreswagen "in diesem Jahr für besser gelungen". In Hockenheim konnte sein Pilot Engel drei Punkte holen. Mücke wagt jedoch noch keine Prognose für den Lausitzring: "Wir dürfen ja nicht vergessen, dass bei jedem Rennen die Tagesform eine Rolle spielt - von der Performance, Fahrer, Setup und so weiter. Von daher werden die Karten jedes Mal neu gemischt. Ich würde mich also nicht festlegen wollen ind er Einschätzung wer wo steht. Das kann sich alles ganz schnell ändern."

"Vielleicht schaffe ich es vor Lauda oder Stoddart oder so - dann wäre ich glücklich." Christian Bakkerud

Eines weiß der Teamchef aber sicher: Seine Piloten haben zu Saisonbeginn die besten Chancen auf Punkte: "Die Jahreswagen sind 'gestandene' Autos, die keine allzu großen Geheimnisse in sich tragen. Von daher sieht es für uns am Anfang des Jahres besser aus als zur Mitte oder am Ende der Saison."

Die neue Gewichtseinstufung soll auch den 2007er-Autos helfen. Die drei Kolles-Audi sind vom Basisgewicht her noch einmal 20 Kilogramm leichter als die Jahreswagen. Doch da sie beim Erfolgsgewicht gemeinsam mit den 2008er-Fahrzeugen veranschlagt werden, mussten auch die drei Zweijahres-Audis fünf Kilogramm zuladen. Entsprechend sind die Erwartungen bei Kolles-Pilot Christian Bakkerud: "Für mich wird es sicherlich schwer. Es wäre toll, wenn wir einige von den ein Jahr alten Audi und Mercedes schlagen könnten. Vielleicht schaffe ich es vor Lauda oder Stoddart oder so - dann wäre ich glücklich."