Audi, BMW & Mercedes uneinig: Wer hat am meisten Druck?

Titelverteidigung gegen Titelherausforderung gegen Abschiedstournee: Die drei Hersteller gehen mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die DTM Saison 2018

(Motorsport-Total.com) - Einen Favoriten mag zu diesem Zeitpunkt, kurz vor Saisonbeginn, keiner unter ihnen ausmachen. Dafür sei das Feld zu eng beieinander - ja über den Winter sogar noch enger zusammengerückt, dem neuen Reglement sei Dank. Aber auch wenn sich die technischen Vorrausetzungen immer mehr angleichen - mental gehen Audi, BMW und Mercedes die DTM-Saison 2018 doch ganz unterschiedlich an. Auf Titeljagd will jeder gehen. Aber muss der eine nicht dringender gewinne als der andere?

Titel-Bild zur News: Pascal Wehrlein, Marco Wittmann

Gewinnen kann nur einer: Die Drei Hersteller üben sich im Understatement Zoom

Audi hat im vergangen Jahr alles abgeräumt: Fahrer-, Team und Herstellertwertung gewonnen. Sie hatten 2017 das stärkste Auto und wollen trotz aerodynamischer Angleichung nicht abfallen. Zu groß wäre sonst die Blamage, oder?

"Ich glaube, der Druck ist größer, wenn man nicht als Titelverteidiger in die Saison geht.", behauptet Audi-Sportchef Dieter Gass bei der Launch-Feier von Sat 1 in München. "Denn so hat man zumindest schon im Vorjahr gewonnen. Wir sind natürlich da, um Rennen und Meisterschaften zu gewinnen und es das ist auch in diesem Jahr wieder das Ziel. Das vergangene Jahr ist aber vergangen und unser Fokus liegt auf diesem Jahr."

Dann ist es also BMW, die unter Zugzwang stehen. Die Münchner gewannen 2016 mit Marco Wittmann zwar den Fahrertitel; Der letzte Hersteller-Erfolg ist aber schon drei Jahre her, der letzte Teamtitel sogar schon vier. BMW muss vor alle beweisen, dass sie auch ohne Performance-Gewichte konkurrenzfähig sind und aus ihrem starken Motor auch das Beste rausholen.


Fotostrecke: Die Audi-Designs für die DTM 2018

Sportchef Jens Marquardt hält aber dagegen: "Aus meiner Sicht ist der Druck am allergrößten beim amtierenden Meister. Rene (Rast, Champion 2017; Anm. d. R.) hat in der vergangenen Saison vor allem einen soliden Job gemacht. Und wir haben immer wieder erlebt: Das ist es, worauf es in der DTM ankommt. Du kannst vielleicht nicht jedes Rennen gewinnen, aber du musst schauen, dass du immer in den Punkten so weit vorne wie möglich landest."

Bleiben noch die Aussteiger von Mercedes. In Stuttgart hat man sich auf die Fahne geschrieben, die vorerst letzte DTM-Saison für die Sternenfahrer zu einer der besten zu machen und sich damit schon selbst unter Druck gesetzt.


Fotostrecke: Die BMW-Designs für die DTM 2018

"Es kommt immer wieder mal Wehmut hoch", räumt Teamchef Ulrich Fritz ein. "Aber ich glaube, da schwingt auch ganz viel Ehrgeiz mit. Das ganze Team ist heiß darauf, im letzten Jahr noch einmal zu zeigen, was in uns steckt und zu was wir in der Lage sind. Wir würden wirklich sehr gerne noch einmal den Titel holen - dafür kämpft jeder."

Für dieses Vorhaben hat sich Mercedes auch seinen letzten DTM-Champion und ehemaligen Formel-1-Pilot Pascal Wehrlein zurückgeholt. Aber der wird laut Fritz nicht zum ersten Ziel der Konkurrenz auf der Strecke sein.

"Jeder will als allererstes mal den Meister vom Vorjahr schlagen", schiebt er den Fokus auf Audi. "Es ist ein wahnsinnig enges Feld. Es sind 18 Profi-Fahrer, von denen sich keiner verstecken muss. Am Ende geht es um die nötige Konstanz über die Saison. Da wird auch das Qualifying wieder eine große Rolle spielen. Wenn man da vorne mit dabei ist, hat man im Rennen einfach eine gute Ausgangsposition. Bei einem so engen Feld ist das nicht zu unterschätzen."

Favoritenrollen zuschachern, eigene Erwartungen kleinreden, tiefstapeln - noch findet der Hersteller-Kampf nur verbal statt. Beim Saisonstart am 5./6. Mai in Hockenheim wird dann auf der Strecke Tacheles geredet. BMW-Boss Marquardt betont aber, dass man auch in diesem Jahr wieder versuchen möchte, an einem Strang zu ziehen.


Fotostrecke: Die Mercedes-Designs für die DTM 2018

"Ich mache schon sehr lange Motorsport und habe dabei noch nie eine Serie kennengelernt, in der der Kampf auf der Strecke so eng, hart aber auch fair ist, und man sich neben der Strecke aber auch zusammensetzen kann und bei einem Bier darüber reden kann, wie man die Serie gemeinsam weiterbringen kann. Wir haben viele Sachen kontrovers diskutiert, aber immer gemeinsam eine Lösung gefunden. Ich glaube, dass ist einzigartig im Motorsport. So unterschiedlich die Interessen der Hersteller auch sein mögen - man sieht die gemeinsame Verantwortung."

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