• 18.09.2011 09:34

  • von Stefanie Szlapka & Roman Wittemeier

Albuquerque: Wann platzt der Knoten?

Filipe Abuquerque steht bislang im Schatten von Edoardo Mortara, aber der Portugiese gibt nicht auf - Teamchef Arno Zensen: "Habe ihm einen Punkt geklaut"

(Motorsport-Total.com) - In der Box von Rosberg-Audi wird viel gelacht. Dies liegt einerseits an den guten Leistungen der beiden Rookies Edoardo Mortara und Filipe Albuquerque, andererseits aber auch am Charakter der beiden Youngster. Die Neulinge bringen frischen Wind in die Szene, mischen die DTM oft genug durch ihren guten Speed auf. In solchen Phasen ist im Rosberg-Team jederzeit Platz für ein wenig Spaß.

Titel-Bild zur News: Filipe Albuquerque

Immer mit einem Lächeln: Filipe Albuquerque genießt viele Sympathien

"Filipe ist ein richtig netter Kerl. Es ist wirklich selten, dass man einen solch netten Typen trifft. Ich genieße jedes einzelne Wochenende mit dem Team Rosberg - und daran hat Filipe einen großen Anteil", sagt Mortara über seinen Teamkollegen aus Portugal. "Die Zusammenarbeit ist nicht nur nett, sondern herrlich umkompliziert. Wir müssen beide noch viel lernen, haben teilweise die gleichen Problemstellungen. Wir tauschen uns dann ganz offen aus, geben uns gegenseitig Tipps."

Genauso hatte sich Rosberg-Teamchef Arno Zensen diese Saison 2011 gewünscht. "Ich war bei dem Sichtungstest Ende vergangenen Jahres in Almeria dabei. Dort sind drei Leute ganz besonders in Auge gestochen: Romain Grosjean, Filipe und Edo. Zwei von den Dreien wollte ich haben. Dass ich sie bekommen habe, war ein Traum. Da bin ich Dr. Ullrich ewig dankbar", so Zensen. "Gleich beim ersten offiziellen DTM-Test am Lausitzring haben sie fürchterlich zugeschlagen."

Die beiden Rosberg-Rookies treiben sich gegenseitig an, helfen sich und sind auf diesem Wege oft besser unterwegs als die übrigen Neulinge in der DTM 2011. Mortara hat schon 15 Punkte auf seinem Konto, Albuquerque hingegen erst einen. Im Vergleich klingt dies nach wenig, aber gemessen am Erfolg der weiteren DTM-Rookies ist ein Punkt bereits viel wert. Nicht jeder kann dermaßen einschlagen wie Mortara, der in rund zwei Drittel aller Sessions vor seinem Teamkollegen liegt.


Fotos: DTM in Oschersleben


"Mit Edo ist es interessant, weil wir uns von früher kennen. Wir sind zusammen im Kart und in der Formel Renault gefahren. Wir waren echte Rivalen. Jetzt sind wir Teamkollegen und kommen gut miteinander klar", sagt Albuquerque. "Er hat den Vorteil, dass er zwei Jahre lang mit der Formel-3-Euroserie im Rahmen der DTM unterwegs war. Er kennt die Szene und vor allem die Strecken. Er kannte den Norisring schon gut, für mich war es hingegen völliges Neuland."

Der Portugiese ist Fan von ferngesteuerten Autos. In der realen DTM-Welt musste er bereits erkennen, dass auch dort manche Ergebnisse nicht im Wagen allein entstehen. "Der Filipe hat sich einen Punkt geholt, den zweiten ich habe ich ihm am Nürburgring geklaut, weil ich dort eine falsche Entscheidung getroffen habe. Wir hätten Filipe zuerst zum Stopp hereinholen müssen, erst danach den Edo. Dann hätten wir den letzten Punkt statt Gary geholt - mein Fehler", berichtet Zensen in entwaffnender Offenheit.

¿pbvin|1|4090||0|1pb¿"Der Junge ist schnell, passt gut ins Team. Er braucht noch seinen Erfolg, der Knoten muss aufgehen, damit er entspannter wird. Ich bin aber insgesamt sehr happy", so der Teamchef weiter. "Der Grundspeed ist sowieso da. Er lässt sich aber von Rückschlägen nicht aus der Fassung bringen. Er ist mental unheimlich stark. Er überfährt das Auto manchmal zu sehr, weil er zu viel will, er es mit Gewalt versucht. Das geht so nicht. Daran muss er noch etwas arbeiten."

"Man überfährt solch ein DTM-Auto schnell mal ohne es zu merken", gibt der 26-Jährige aus Coimbra offen zu. "Ich muss die meisten Strecken kennenlernen. Ich muss erfahren, auf welchen Asphaltarten welcher Fahrstil gefragt ist und wo man zum Beispiel wie stark über die Randsteine räubern kann. Mein Lernprozess kann nur durch weitere Rennen fortgesetzt werden, denn es gibt kaum Testfahrten", sagt Albuquerque und fügt grinsend an: "Ich finde mich schon zurecht."

Filipe Albuquerque

Immer hart ans Limit: Filipe Albuquerque sucht die Grenzen in der DTM Zoom

Der Portugiese nimmt derzeit immer mehr Schwung auf. Am Freitag und Samstag in Oschersleben wurde dies mit seinen allerersten Sessionbestzeiten in der DTM deutlich. Ein gutes Zeichen, mehr aber nicht - es zählt im Qualifying und Rennen, nicht im Freien Training. "Manchmal ist das Qualifying schwierig, selbst wenn du schnell bist", sagt Albuquerque, der am Samstagmittag mit Startplatz elf nicht zufrieden sein konnte.

"Am Lausitzring habe ich Timo Scheider um eine Hundertstel aus Q3 verdrängt, am Wochenende danach fehlten mir fünf Hundertstel, am Nürburging klappte es ebenfalls wegen eines Hauchs nicht. Das ist schon hart", sagt er. "Aber schaut euch doch mal die erfahrenen Topleute an. Es gibt einige Piloten, die man eigentlich immer in Q3 erwarten würde, aber das ist nicht der Fall. Es geht bei allen auf und ab. Das ist bei Eki so, aber auch bei Ralf oder Gary im Mercedes."

Albuquerque wurmt es zwar, dass ausgerechnet sein Teamkollege jene Konstanz schon umsetzt, die man in der DTM für Erfolge benötigt, aber er gibt sich kämpferisch: "Es ist wirklich so: Wir helfen uns gegenseitig, damit wir den Etablierten möglichst etwas Dampf machen können. Natürlich wollen wir erfolgreich sein, aber dazu gehört auch Spaß. Wenn nur noch der Druck auf dir lastet und du keine Freude mehr hast, dann gehen Dinge eher mal schief."